Startseite LänderDeutschland Wichtige Kennzahlen im Lager – nicht nur in Krisenzeiten

Wichtige Kennzahlen im Lager – nicht nur in Krisenzeiten

von Redaktion Loginfo24

Die Lagerlogistik ist gekennzeichnet durch eine Vielfalt an Kennzahlen. Da ist es schwer den Überblick zu bewahren und auf die richtigen Zahlen zu setzen. Ein Fehler zu Beginn eines Projektes zieht sich bis zum Ende durch, wie ein roter Faden und kann erhebliche Mehrkosten verursachen. Thomas Lührs zeigt in seinem Bericht, auf welche dieser Kennzahlen es wirklich ankommt.

Von Thomas Lührs

(Hamburg) Schaut man in die Logistikfachbücher, wird man geradezu erschlagen von Kennzahlen, die es gilt, zu ermitteln. Schnell kommt da die Frage auf: Welche Kennzahlen sind wichtig?

Die Erfahrung zeigt, dass es zwei Wege gibt, die Logistiker verfolgen. Entweder sie konzentrieren sich aus operativer Sicht auf die falschen Kennzahlen oder sie versuchen, den gesamten Blumenstrauß an Kennzahlen abzudecken.

Aus operativer Sicht sollten die Kennzahlen aus drei Gruppen gewählt werden: Aufträge, Lieferungen und Lager. Hieraus sollten Kennzahlen gewählt werden, die sich direkt untereinander beeinflussen.

Außerdem ist es wichtig, die Kennzahlen vom Kunden aus zu betrachten. Der Kunde ist derjenige, der das Unternehmen mit seinen Aufträgen steuert. Außerdem ist für den Kunden entscheidend, ob der Artikel, den er kaufen möchte (online oder im Ladengeschäft), verfügbar, also lieferfähig ist.

Die Lieferfähigkeit impliziert auch die Liefergeschwindigkeit. Eine Kunde klickt im Online-Shop auf Kauf, wenn die Lieferzeit gering ist. Der Artikel muss also im Bestand verfügbar sein. Der Artikel muss aber auch in einer bestimmten Zeit kommissioniert und versendet werden, was auf die Auftragsstruktur und Umschlaghäufigkeit zurückführt.

Die fünf wichtigsten Kennzahlen

Aus den oben genannten Gruppen und Anforderungen ergeben sich nun 5 wichtige Kennzahlen:

  1. Lieferfähigkeit
  2. Lagerbestand
  3. Umschlagshäufigkeit
  4. Auftragsstruktur
  5. Auftragsschwankungen

Die Lieferfähigkeit und der Lagerbestand, sind die wichtigsten aus der ganzen Vielfalt an Kennzahlen in der Lagerlogistik.

Die Lieferfähigkeit zeigt in erster Linie die materille Liquidität eines Unternehmens. Dabei gilt es die Balance zu finden zwischen verfügbarem Lagerbestand und eingehenden Bestellungen, so dass eine beständige Lieferbereitschaft besteht.

Der Lagerbestand umfasst in Handelsunternehmen den Vorrat an Waren und in Produktionsunternehmen den Vorrat an Rohstoffen, Halbfabrikaten und fertigen Produkten. Für den Lagerbestand sind auch Erzeugnisse in der logistischen Kette, die schon per Transport unterwegs sind zu berücksichtigen. Der optimale Lagerbestand beeinflusst die Lieferbereitschaft auf der einen und die Kosten auf der andern. Deshalb gilt es hier die entsprechenden Mittel der ERP-Systeme einzusetzen, um nicht in einen Konflikt zu geraten.

Mit der Umschlagshäufigkeit erhält man Kenntnisse wie oft der Vorratsbestand in einem Zeitraum umgeschlagen resp. verkauft wird. Je häufiger der Umschlag, umso effizienter ist der Einsatz des Kapitals zur Beschaffung der Lagervorräte.

An der Auftragsstruktur erkennt man die Auftragsbeschreibung. Diese wird bestimmt durch Daten wie Anzahl Positionen und Gewicht und beeinflusst die Art der Kommissionierung.

Die Auftragsstruktur umfasst feststellbare Kennwerte wie Anzahl der Aufträge, Positionen je Auftrag, Artikel je Position sowie Eil- und Normalaufträge. Die Auftragsstruktur bestimmt auch den Rhythmus der Gesamtlogistik und leitet sich dem Bestellverhalten ab. Daraus leitet sich auch ab in welchen Mengen die Aufträge ein- und rausgehen müssen.

Die Auswirkungen bei der falschen Wahl von Kennzahlen

Was wären nun falsche Kennzahlen, wie oben erwähnt? Dieses sind beispielsweise Kennzahlen, die sich mit dem Lagerwert, den Lagerkosten bzw. den Artikelwerten befassen. Aus Controlling-Sicht sicherlich eine interessante und wichtige Kennzahl, aber operativ mit Blick auf den Kunden nicht von Bedeutung. Wer sein Lager nur kosten- und wertmäßig organisiert, geht unter Umständen die Gefahr ein, nicht lieferfähig zu sein und Kunden zu verlieren.

Weitere Kennzahlen, wie beispielsweise Liefergenauigkeit (Perfect Order Rate), Anzahl Sendungen, Scheinbestände oder Überbevorratung sind entweder in den o.g. Kennzahlen enthalten oder lassen sich relativ einfach daraus ableiten und für detailliertere Betrachtungen zu einem späteren Zeitpunkt hinzuziehen.

Wichtig ist, dass ein Unternehmen überhaupt Kennzahlen ermittelt und diese für das Tagesgeschäft nutzt. Um sich nicht zu verzetteln und den berühmten Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen, ist eine Konzentration auf eine zunächst kleine Anzahl an Kennzahlen ratsam. Diese Liste kann sicherlich um weitere Kennzahlen erweitert werden, um etwas mehr Detailtiefe zu erlangen. Die o.g. Kennzahlen geben zumindest eine Orientierung für einen zielgerichteten und kundenorientierten Blick in das Lager und die Prozesse.

Thomas Lührs ist seit 23 Jahren in der Logistik als Projektmanager und Projektleiter aktiv und hat durch seine Tätigkeit Kernkompetenzen im Bereich der Intralogistik aufgebaut. Mit der Internet-Plattform www.how-logistics.de hat er die klassische On-Site-Beratung in den Online-Bereich transferiert

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