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Fuhrpark: Wie Daten den Wandel zur E-Mobilität unterstützen

von Loginfo24 Redaktion
Unternehmen mit Fahrzeugflotten weltweit und insbesondere in Deutschland sehen sich mit einer Mammutaufgabe konfrontiert: Die Elektrifizierung der eigenen Flotte. Denn obwohl die am 1. März rückwirkend zum Jahresbeginn in Kraft getretene Strompreisbremse erste Auswirkungen in der Industrie und im Privatverbrauch zeigt, zeigt der Ladesäulencheck 2023, dass die Kosten für die Nutzung von öffentlichen Ladesäulen hoch bleiben. In einem Gastbeitrag zeigt Jürgen Schachner, Regional Sales Director DACH bei Samsara, wie Daten die Umstellung auf E-Mobilität unterstützen.

Von: Jürgen Schachner

Branchenexperten blicken mit Sorge auf die Energiepreise und prognostizieren: Der dringend notwendige Umstieg auf E-Fahrzeuge wird dadurch nicht nur erschwert, es könnten auch alle Investitionen in E-Flotten in Frage gestellt werden.
Diese Entwicklung zeigt sich noch drastischer, wenn man über die PKW-Fuhrparks hinaus zu den LKW-Flotten blickt. Im August vergangenen Jahres gab es gerade einmal zwei 300KW Schnellader für Lkws in ganz Deutschland. Sie fehlen vor allen Dingen an Autobahnraststätten und Landstraßen. Die Sorge vor steigenden Kosten und vielen anderen Herausforderungen, die Fuhrparkleiter sofort in den Kopf kommen, wenn es um die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugflotten geht, ist nicht unbegründet.

Die Grossen der Branche investieren kräftig

Doch auch diese Herausforderungen lassen sich nicht nur meistern, sie können sich regelrecht lohnen. Das zeigen einige Vorreiter der Branche, welche die Umstellung auf E-Fahrzeuge bereits weit vorangetrieben und sich dazu verpflichtet haben, Tausende von Benzin- und Dieselfahrzeugen durch entsprechende E-Fahrzeuge zu ersetzen.
Zum Beispiel die Deutsche Post DHL Group. Der führende Anbieter in der Logistikbranche hat sich bewusst dafür entschieden, klimafreundliche Betriebsabläufe zu fördern. Und das mit großen Investitionen. So sollen im Rahmen dieser Bemühungen 7 Milliarden Euro über die nächsten zehn Jahre investiert werden, um eine Logistik mit Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Das Ziel: Bis 2030 soll der Anteil der Elektrofahrzeuge 60 Prozent erreichen. So sollen klimaneutraler Transport und die Zustellung von Waren gewährleistet werden. Und auch E-Commerce Gigant Amazon plant in den kommenden fünf Jahren Investitionen von einer Milliarde Euro zur Elektrifizierung seines Liefer- und Warenverkehrs in Europa. Speziell für Deutschland sind 400 Millionen Euro vorgesehen, gab das Unternehmen bekannt.

Daten sind Schlüsselelemente

Doch mit Investitionen in Fahrzeuge und Antriebstechnologien allein ist es nicht getan. Der
Umstieg auf E-Fahrzeuge ist hochkomplex und das wissen auch die Fuhrparkleiter. Ohne datenerfassende Telematikplattformen ist diese Transformation einer ganzen Flotte ein nahezu unmögliches Unterfangen, denn sie liefern wichtige Antworten auf noch wichtigere Fragen. Entscheidungen über Investitionszyklen, E-Fahrzeuge und Routen können mithilfe von Daten basierend auf Zahlen und nicht aus dem Bauchgefühl heraus getroffen werden. Die Analyse individueller Fahrzeugdaten, einschließlich Altersstruktur, Laufleistung, durchschnittlichem CO2-Ausstoß und maximaler Tageskilometerleistung, ermöglicht eine gezielte Identifikation von Flotteinheiten, die für eine Elektrifizierung in Frage kommen. Eine bewährte Telematiklösung stellt diese vollständigen Daten bereit, welche über standardisierte Schnittstellen wie FMS oder OBDII erfasst werden.

Die magische Verbindung von vernetzter Telematik

Wenn Unternehmen intelligente Telematik und vernetzte Software einsetzen, erhalten sie Zugang zu Daten über die Leistung der einzelnen Fahrzeuge – z. B. zurückgelegte Kilometer pro Ladung, Ladezeiten und Verschleiß. Insbesondere können diese Daten genutzt werden, um verschiedene Fahrzeugtypen zu bewerten, welche auf unterschiedlichen Strecken und unter variierenden Bedingungen eingesetzt werden. Datensynergien, Big Data und der Einsatz von KI ermöglichen es, ein ganzheitliches Bild von der eigenen Flotte zu machen auf der Grundlage von Schlüsselkriterien. Diese Daten sind von entscheidender Bedeutung, wenn Unternehmen eine Strategie für Elektrofahrzeuge entwickeln.
Es liegt auf der Hand, dass der Einblick, der für diese Entscheidungen benötigt wird, von intelligenten, vernetzten Telematiksystemen stammt, die mehr als nur Dashcams oder GPS-Tracking bieten. Solche Plattformen sind nicht nur über Mobilfunk mit dem Internet verbunden, so dass die Daten in Echtzeit und ortsunabhängig zur Verfügung stehen, sondern sie verbinden auch verschiedene Aspekte einer Flotte – zum Beispiel Wartung, Kraftstoffeffizienz, Routenplanung und Sicherheit – um ein vollständiges Bild zu erhalten.

Technologien dieser Art sind bereits für Verbrennungsmotor-Flotten (ICE-Flotten) vorhanden. Allerdings wurden diese Lösungen nun speziell auf Elektrofahrzeuge zugeschnitten, die unter anderem einen Echtzeit-Ladestatus und Warndienst für jedes Fahrzeug bieten, auch um die sogenannte Reichweitenangst zu adressieren. Die Routenplanung erfolgt unter Berücksichtigung des Batterieladezustands der Fahrzeuge. Dies gewährleistet, dass den Fahrern ausreichend Energie zur Verfügung steht, um ihre täglichen Aufgaben zu bewältigen. Zudem wird Navigation zu den nächstgelegenen Ladestationen geboten, falls dies notwendig sein sollte. Berichte über den Energieverbrauch dienen dazu, zu gewährleisten, dass die Fahrzeuge – seien sie nun vollelektrisch oder Plug-in-Hybride – effizient eingesetzt werden.
Fortschrittliche Telematiksysteme leisten auch im Bereich der Nachhaltigkeit unterstützende Dienste. Verbrauchsdaten für Elektrofahrzeuge sowie für Fahrzeuge mit Verbrennermotor können von der Telematik eingesetzt werden, um den individuellen Einfluss eines jeden Fahrzeugs auf die CO2-Bilanz des betreffenden Unternehmens zu veranschaulichen. Während der Co2-Ausstoß für Fahrzeuge mit herkömmlichem Antrieb durch eine standardisierte Formel berechnet wird, ist dieser Ansatz für die Bestimmung der Umweltauswirkungen von Elektrofahrzeugen nicht anwendbar, da sie keine Abgase emittieren.

Effizientes Fuhrparkmanagement durch vernetzte Telematik

Im ständigen Spannungsfeld zwischen Verbrennungsmotoren und Elektrofahrzeugen bietet eine integrierte Telematikplattform Flottenbetreibern die Möglichkeit, beide Fahrzeugtypen parallel zu managen. In einer Welt, in der gemischte Kraftstoffe die Norm sind, wird so sichergestellt, dass die Flotten reibungslos und ohne Unterbrechungen operieren.

Ein zentraler Punkt dieses Managements ist die Energiegewissheit für die Fahrer unterwegs. Die nahtlose Verbindung mit den Fahrzeugen ermöglicht Flottenmanagern einen Echtzeitblick auf den Ladestatus jedes einzelnen Fahrzeugs auf der Straße. Diese Information steht den Managern in derselben Präzision zur Verfügung wie den Fahrern selbst.
Intelligent kombiniert mit Routenplanungssoftware erfahren Flottenbetreiber sofort, ob ein Elektrofahrzeug ohne außerplanmäßige Stopps seine Route beenden kann oder für eine spontane Ladung anhalten muss. Dank Echtzeitdaten und cleverer Technologie ist es nun nicht mehr die Frage, wann man zum Aufladen anhalten muss, sondern die Entscheidung basiert auf dem Batteriestatus im Kontext der geplanten Route und den verfügbaren Ladestationen. Für maximale Effizienz könnte das System sogar die Ladevorgänge mit den Pausen der Fahrer abstimmen. Bei unvorhergesehenen Ladestopps wählt die Software automatisch die nächstgelegenen und effizientesten Ladepunkte aus. Fahrer und Flottenmanager können sich in jeder Situation darauf verlassen, dass sie nicht im Stich gelassen werden.

In klaren Worten: Die gezielte Nutzung von Daten, um den Ladezustand der Elektrofahrzeuge zu überwachen und optimale Ladestopps in die Routen der Fahrer einzubauen, ist von zentraler Bedeutung, um die Reichweitenangst zu bannen und einen reibungslosen Betriebsablauf zu gewährleisten.

Maximierte Energieeffizienz durch strategischen Ansatz

Da Elektrofahrzeuge momentan eine begrenztere Reichweite haben, ist es besonders wichtig, das Aufladen sorgfältig zu planen, die Ladevorgänge zu steuern und die Fahrzeuge geeigneten Routen zuzuweisen. Viele Faktoren fließen hier ein. Routenspezifische Daten wie das Geschwindigkeitsprofil und die Topographie der Strecke und sogar aktuelle Außentemperatur sollten beachtet werden, um die voraussichtliche Reichweite eines EV-Fahrzeugs zu ermitteln. Denn diese Parameter können – im Unterschied zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor – erheblichen Einfluss auf den tatsächlichen Energieverbrauch haben.

Die Nutzung von während der Fahrt gesammelten Fahrzeugdaten kann eine umweltfreundliche Fahrweise für Elektrofahrzeuge fördern. Durch die Identifizierung umweltbelastenden Fahrverhaltens und die Förderung eines gleichmäßigen Fahrstils mit sanftem Bremsen und Beschleunigen lässt sich die Batteriereichweite zusätzlich maximieren.
Spezielle Ecodriving-Programme, die auf Elektrofahrzeuge zugeschnitten sind, können ebenso einen erheblichen Vorteil in Bezug auf die Reichweite bieten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren haben Elektrofahrzeuge keinen Leerlauf, der sich negativ auf die Ecodriving-Bilanz auswirken könnte. Allerdings beeinflussen Nebenverbraucher wie Klimaanlage oder Heizung bei Elektrofahrzeugen die Ecodriving-Bilanz stärker als bei Benzin- oder Dieselautos. Es ist auch wichtig, das Rekuperationsverhalten zu berücksichtigen, wobei Elektrofahrzeuge während des Bremsens sogar Energie zurückgewinnen können.

Datengetrieben in die elektrische Zukunft

Während das Zeitalter der ICE-Fahrzeuge noch nicht vorüber ist, steuern Transport- und Logistikunternehmen unaufhaltsam auf einen Wendepunkt zu. Die kontinuierlich wachsende Bedeutung von Daten wird letztlich entscheidend sein. Ohne Daten ist das langfristige Überleben moderner Flotten nicht gewährleistet. Es steht fest: In der Zukunft werden Flotten nicht nur elektrisch, sondern auch datengetrieben sein.

Jürgen Schachner ist Regional Sales Director DACH, Majors bei Samsara. Er hat zwölf Jahre Erfahrung in Führungs- und Senior-Management Positionen und verfügt über mehrere Jahre Erfahrung in der anlagenintensiven Industrie. Schachner kam von Oracle zu Samsara, wo er zuletzt als Sales Director tätig war und ein internationales Team leitete, das mehrere Regionen in Europa abdeckte. Vor seiner Zeit bei Oracle war er Senior Solution Strategist bei CA Technologies

www.samsara.com

Fotos: © Samsara

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