Startseite LänderDeutschland Gunnar Gburek von TIMOCOM mit 12 Logistik-Trends 2024

Gunnar Gburek von TIMOCOM mit 12 Logistik-Trends 2024

von Loginfo24 Redaktion
Die Herausforderungen, die Speditionen und Transportunternehmen sowie Handel und Industrie im kommenden Jahr bevorstehen, sind vielfältig. In 12 Punkten sieht Gunnar Gburek, Head of Business Affairs von TIMOCOM, bedeutende Trends in der Transportwelt sowie Auswirkungen auf die Zukunft der Logistik in Deutschland und Europa.

(Erkrath) Das Jahr 2024 bringt für die Transportunternehmen und ihre Kunden einiges an Herausforderungen. Insbesondere wird sich im Verlaufe des Jahres zeigen, wie die einzelnen LKW-Unternehmen die Maut-Erhöhung verkraften. Gunnar Gburek von der Transport-Plattform TIMOCOM zeigt in 12 Thesen, was im kommenden Jahr sich ereignen könnte.

Transportpreise steigen durch Mauterhöhungen

Bedingt durch die immensen Steigerungen der Maut in Deutschland und entsprechenden Plänen in weiteren Ländern wird der Preis für LKW-Transporte das Niveau der letzten Jahre übertreffen. Es ist mit einer Steigerung des Transportpreises von bis zu 12% zu rechnen. Die hohen Kosten werden nicht komplett an die Endverbraucher weitergegeben werden können, Teile davon müssen sowohl Transportdienstleister als auch Industrie und Handel tragen. Viel gefeilscht wird um die anfallenden Kosten für Leerkilometer und von wem diese getragen werden.

Frachtführer bleiben auf steigenden Personal- und Betriebskosten sitzen

Zusätzliche Kosten für den Betrieb von Immobilien, Fahrzeugen und die bereits gestiegenen Kosten für Personalressourcen etc. werden die Transportunternehmen nur eingeschränkt zusätzlich zur Maut weitergeben können. Auf diesen bleiben Frachtführer und Spediteure sitzen. Sie durch eine noch effizientere Auslastung zu erwirtschaften, damit die ohnehin bereits geringen Margen irgendwie zu halten sein werden, wird bei der aktuellen konjunkturellen Lage schwierig.

Anteil emissionsarmer Fahrzeuge wird 2024 kaum steigen

Der Anteil emissionsarmer Fahrzeuge wird 2024 kaum steigen, weil zum einen kaum Fahrzeuge auf dem Markt verfügbar sind, zum anderen aber auch eine große Skepsis bei den Frachtführern darüber herrscht, welche Technik in Zukunft für ihr Geschäft die richtige ist. 2024 wird ein Jahr sein, in dem sich die meisten Unternehmen mit Investitionen in neue Antriebstechniken zurückhalten, abwarten und die „First Mover“ beobachten. Zu tief stecken die LNG-Erfahrungen noch im Gedächtnis. Transportunternehmen treffen jedoch zunehmend auf Auftraggeber, die sich emissionsarme Fahrzeuge wünschen, um die Maut-Kosten und die CO2-Bilanz zu reduzieren. Dieses Dilemma wird die Diskussion um die Realisierbarkeit der Zukunftstechnologien bestimmen.

Fahrer bleiben rar und Personalkosten hoch

Es wird 2024 grundsätzlich etwas leichter, Personal für Lager und Verwaltung zu finden. Fahrer jedoch bleiben rar, genauso wie es weiterhin schwierig sein wird, Auszubildende zu bekommen – und zwar in allen Bereichen. Die Personalkosten bleiben insgesamt auf einem hohen Niveau konstant, nachdem die Gehälter 2023 bereits flächendeckend erhöht wurden.

Teil- und Zuladungen gewinnen an Bedeutung

Die rückläufige Konjunktur führt zu weniger Transportbedarf und einem geringeren Umfang der einzelnen Lieferungen, sodass die Nachfrage nach Laderaum abnehmen wird. Verkraften können das vor allem die Unternehmen, die effizient arbeiten und flexibel jede Beiladung aufsammeln, die sie bekommen können. Die einfacheren FTL (Komplettladungen) werden preislich hart umkämpft, Teilladungsverkehre voraussichtlich etwas lukrativer.

Anzahl der Ausschreibungen wird massiv zunehmen

Die Zurückhaltung bei Ausschreibungen im Jahr 2023, begründet durch die Sorge, deutliche schlechtere Konditionen als bisher zu erhalten oder womöglich gar keine Angebote, wird im Jahr 2024 abnehmen. Die Branche wird von einer Welle an Tendern überflutet werden. Zum einen müssen Einkäufer regelmäßig ausschreiben, denn auslaufende Verträge sind teilweise nicht verlängerbar, zum anderen erhoffen sie sich preissenkende Wettbewerbssituationen. Vermutlich werden Ausschreibende davon profitieren, da viele Unternehmen in Krisenzeiten versuchen, sich jeden Auftrag an Land zu ziehen, den sie bekommen können.

Ausgeglichenes Verhältnis von Transportkapazitäten 

2023 lag das Verhältnis von Fracht zu Laderaum durchschnittlich bei ungefähr 60 zu 40 und war damit gegenüber den Vorjahren etwas ausgeglichener. Auch 2024 werden wir nicht zu den Verhältnissen am Ende der Corona-Pandemie zurückkommen, als viele Transportkapazitäten extrem ausgelastet waren. Frachtführer, die in den zurückliegenden nachfragestarken Jahren vermehrt langfristige Kontrakte eingegangen sind, werden wieder mehr auf Ad-hoc-Geschäfte angewiesen sein. Es könnte das Jahr der Frachtenbörsen und Plattformen werden.

Mehr Insolvenzen, aber kaum Kapazitätseinbußen

Insgesamt bleiben die Kapazitäten gleich, aber die Anzahl der Unternehmen wird sinken. Unternehmen, die insolvent oder aufgegeben werden, übernimmt der Wettbewerb. Dadurch werden Konsolidierungen weiter zunehmen, aber es wird so gut wie keine neuen Player auf dem Markt geben. Fahrer lassen sich lieber anstellen, als sich selbstständig zu machen. Die Rahmenbedingungen und Zukunftsaussichten für eine Unternehmensgründung werden auch 2024 einfach zu schlecht sein.

Kein Zuwachs bei Verlagerung auf die Schiene

Transporte auf die Schiene zu verlagern, insbesondere im kombinierten Verkehr, wird auch 2024 auf der Wunschliste vieler Verlader und Spediteure stehen. Allein die Realisierung wird kaum vorankommen. Massive Streckeneinschränkungen durch Baustellen, fehlendes Personal, unzureichende Kapazitäten in den Terminals und nicht zuletzt die Einschränkungen durch nicht kranbare Trailer behindern einen signifikanten Umstieg auf die Schiene. Wenn das aktuelle Niveau der Schienengütertransporte gehalten werden kann, ist schon viel erreicht.

Verwirrungen und jede Menge Aufwand durch gesetzliche Bestimmungen

Die Folgen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) werden 2024 erstmals deutlich sichtbar, denn seit 1. Januar müssen nun auch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern Risikoanalysen entlang ihrer Liefer- und Transportkette vornehmen und dokumentieren müssen. Neue Geschäfte wittern daher bereits heute zahlreiche Zertifizierer und Berater, die von der Gesetzesinitiative profitieren wollen. Den vielen kleinen und mittelständischen Transportunternehmen steht eine Flut von Nachweisanfragen und Anforderungen ihrer berichtspflichtigen Auftraggeber ins Haus. Kommen nicht bald eindeutige Handlungsanweisungen durch das BAFA, wird das Thema 2024 für viel Diskussionsstoff sorgen.

IT-Sicherheit und Zunahme von Hackerangriffen

Die informationstechnische Sicherheit wird 2024 ein Thema wie nie zuvor sein. Die Bedrohung von IT-Systemen durch Hacker wird massiv zunehmen. Da die Investitionen in Prävention und Abwehr bei den meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen bei weitem nicht den Standard haben, der angemessen und nötig wäre, werden zahlreiche Hacker erfolgreich sein. Betroffene Unternehmen, sowohl auf der Auftraggeber- als auch Auftragnehmerseite, die für diesen Fall keine Vorbereitungen für den Ernstfall getroffen haben, könnten dadurch in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen.

Lagerlogistik: Regionale Unterschiede im Lager- und Logistikflächenmarkt

Nachdem Lagerkapazitäten 2023 noch überall weitgehend Mangelware waren, wird die Situation auf dem Immobilienmarkt 2024 regional unterschiedlich entwickeln. Während sich die Lage in ländlichen Gebieten aufgrund von Leerständen und Neubauten, die dem Markt bald zur Verfügung stehen werden, entspannt, werden in Ballungsgebieten Lagerkapazitäten nach wie vor knapp sein. Auch im Umfeld spezieller Immobilien, z.B. für Gefahrstoffe, wird die Knappheit auch in diesem Jahr anhalten.

Foto: © TIMOCOM

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