Startseite LänderDeutschland Digitale Messe «transport logistic» kann das Original nicht ersetzen

Digitale Messe «transport logistic» kann das Original nicht ersetzen

von Andreas Müller

Die Logistik-Leitmesse «transport logistic Online» ist gestern zu Ende gegangen. Rund 8'500 Teilnehmer nutzen das digitale Angebot. Aber das Original fehlte und ist mehr als nur Fachvorträge auf Bildschirmen. Das Original lebt von persönlichen Begegnungen, vom Wiedersehen mit Freunden, Kunden und Geschäftspartnern. Das Original ist Standpartys, Live-Vorträge, Rotes Sofa oder Besichtigungen im Freigelände. Dieses Beben in den Gängen, dieses Pulsieren in den Hallen und dieses emsige Treiben in den Ständen, das alles kann eine Online-Veranstaltung nicht rüberbringen. Dennoch kann man die Veranstaltung als gelungen bezeichnen und den Organisatoren blieb auch gar keine andere Wahl.

(München) Die «transport logistic» 2021 als Online-Veranstaltung ist Geschichte. Hier zusammengefasst die wichtigsten Merkmale diese drei «Bildschirm-Tage»:

  • 87 Konferenzbeiträge inklusive 30 Company-Sessions
  • Rund 8.500 Teilnehmer nutzen das einmalige Angebot
  • hohe internationale Beteiligung
  • Bundesminister Andreas Scheuer: Klimaschutz zentrales Zukunftsthema

Drei Tage Wissenstransfer, Networking und fachlicher Austausch – die transport logistic Online erwies sich für die Branche als wertvolle Informationsdrehscheibe in bewegter Zeit. Rund 8.500 Teilnehmer nutzten das in dieser Form einzigartige Angebot: 87 Konferenzbeiträge mit Vorträgen und Diskussionsrunden, darunter 30 Company-Sessions mit Top-Unternehmen der Branche. Im Mittepunkt des Konferenzprogramms standen die Themen Nachhaltigkeit, neue Geschäftsmodelle sowie die Folgen der Corona-Pandemie.

Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München, sieht das Konzept der transport logistic Online durch die gute Resonanz und das positive Feedback bestätigt: „Diese Online-Ausgabe der transport logistic war ein wertvoller Beitrag für die Branche in einer schwierigen Zeit. Zwar konnte die Online-Ausgabe die reale Messe nicht ersetzen, aber wir haben der Branche damit die Möglichkeit gegeben, wieder zusammen zu kommen, Kontakte zu knüpfen und sich fachlich über die aktuellen Themen auszutauschen. Dieses Angebot wurde von der Branche dankbar angenommen, wie die rege Teilnahme und die zahlreichen Diskussionsbeiträge während der Sessions zeigen. Ich möchte mich bei unseren Partnern und den teilnehmenden Unternehmen bedanken, die das Projekt von Anfang an unterstützt haben. 2023 werden wieder ganz real auf dem Messgelände zusammenkommen und das Beste aus der digitalen Welt mitnehmen.“

Hohe Beteiligung an Company Sessions

Die transport logistic Online verfolgten an den drei Veranstaltungstagen rund 8.500 Teilnehmer. Der Anteil internationaler Teilnehmer, die meisten davon aus Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, lag bei 35 Prozent. Stark nachgefragt waren nicht nur die Beiträge im Konferenzprogramm, sondern auch die Company-Sessions, bei denen Top-Unternehmen exklusive Einblicke in ihre Produkte, Projekte und Strategien gaben. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl lag hier bei 501. Zahlreiche Teilnehmer nutzten auf der Online-Plattform auch die Möglichkeit, Termine anzufragen und sich miteinander vernetzen zu können. So kamen an den drei Veranstaltungstagen 2.994 Kontaktaufnahmen zustande.

Scheuer: Logistik ist Grundlage für unseren Wohlstand

Den Startschuss zum dreitägigen Konferenzprogramm gab Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. In seiner Eröffnungsansprache betonte er die Bedeutung der Branche: „Die Logistik ist zwar unsichtbar, aber sie ist die Grundlage für unseren Wohlstand. Unzählige Zahnräder greifen ineinander. Viele Menschen in sehr attraktiven Berufen sind rund um die Uhr weltweit für uns unterwegs.“ Auch in der Pandemie habe sich die Logistikbranche „als verlässlich gezeigt. Keiner konnte sich beschweren, dass die Regale nicht gefüllt wären.“ Klimaschutz sei das zentrale Zukunftsthema. Scheuer plädierte deshalb für „ein Miteinander der Verkehrsträger, kein Gegeneinander, und vor allem mehr Flexibilität. Nur so können wir die Klimaziele erreichen.“

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer


Konferenz-Highlights

Die Top-Themen des Konferenzprogramms orientierten sich an den aktuellen Fragestellungen der Branche. Wie wirkt sich die digitale Transformation aus und inwieweit generiert sie neue Geschäftsmodelle? Welche Lösungen und Konzepte hat die Branche in Punkto Nachhaltigkeit? Und wie geht man mit den Herausforderungen um, welche die Corona-Pandemie nach sich zieht? In insgesamt 87 Sessions wurde rege darüber diskutiert, und die Teilnehmer machten eifrig von der Chat-Funktion Gebrauch. Highlights waren u.a.:

  • Die Session New vs. Old – sind Plattformen die besseren Speditionen. Sie stellte die Vorteile traditioneller und digitaler Lösungen gegenüber. Einigkeit herrschte bei den Diskussionsteilnehmern darüber, dass alle Beteiligten von innovativen digitalen Angeboten im Markt profitieren. Als Hauptunterschiede der Geschäftsmodelle identifizierte die Gesprächsrunde neben Automatisierung und Datentransparenz (digitale Plattform) ein breites Dienstleistungsportfolio sowie Flexibilität bei Kundenanforderungen (traditionelle Speditionen).
  • Alternativen Antrieben gehört auch bei schweren Nutzfahrzeugen die Zukunft – das war Konsens in einer Diskussionsrunde, die sich mit Klimaneutralität im Transport- und Logistikgewerbe beschäftigte. Dabei wurde nicht nur auf Lastkraftwagen mit Elektromotoren verwiesen, sondern auch auf Wasserstoffantriebe und Brennstoffzellen, die künftig deutlich größere Reichweiten ermöglichen werden. Schneller, so die einhellige Meinung, müssten solche Fahrzeuge auf die Straße kommen, denn: Lastwagen mit Dieselmotoren emittieren auf Europas Straßen derzeit rund 200 Millionen Tonnen CO2 im Jahr.
  • Welche Vorgehensweisen die Branche nach Corona verfolgen wird thematisierte die Gesprächsrunde zur Frage Wieviel Resilienz braucht die Logistik. In Bezug auf künftige Lagerstrategien stimmten die Teilnehmerinnen überein, dass dort die Risikosicherung und der Sicherheitsgedanke eine verstärkte Rolle einnehmen werden, um Engpässe zu vermeiden. Ebenso hat die Pandemie gelehrt, nicht nur auf einen Transportweg zu setzen. Alternativen gewährleisten Flexibilität.

Auch die teilnehmenden Unternehmen zogen ein positives Fazit, speziell was die Teilnahme an den Company Sessions angeht. Hier einige von zahlreichen positiven Stimmen:

Emile Hoogsteden – Vice President Commercial at the Port of Rotterdam Authority: „Da wir alle noch mitten in der Pandemie sind, ist es wichtiger denn je, in Verbindung zu bleiben. Natürlich ist es schade, dass wir uns nicht persönlich in München treffen können, aber es gibt keinen Grund, still zu stehen. Die Branche entwickelt sich trotz oder gerade wegen der Pandemie rasant weiter, also müssen wir in Bewegung bleiben, potenzielle Geschäftsmöglichkeiten nutzen und neue Partnerschaften schließen – die diesjährige Online-Ausgabe der transport logistic war die beste denkbare Möglichkeit, genau das zu tun.“

Michael Krainthaler, Vorstandsmitglied LKW Walter: „Die positive Resonanz auf unsere Company Session bei der tl2021 hat unsere Erwartungen übertroffen. Sowohl Kunden als auch Interessenten waren begeistert von den vorgestellten Lösungen für aktuelle und künftige Herausforderungen in unserem Kerngeschäft „Full Truck Loads“. Besonderen Anklang bei der verladenden Industrie haben dabei die digitalen Visibility-Lösungen für besseres Handling der Warenströme als auch die Kapazitätssicherung durch die Nutzung unseres europaweiten Intermodal-Netzwerkes gefunden.“

Christian Wilhelm, CEO & Founder SHIPSTA: „Es war eine großartige Gelegenheit, uns auf der transport logistic Online 2021 zu präsentieren. Wir haben viele interessante Anfragen während und nach unserer Firmen-Session erhalten. Vielen Dank an alle Teilnehmer und an die Veranstalter der transport logistic, die dieses Online-Event möglich gemacht haben.“

Jens Deutschendorf, Staatssekretär, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW): „Die diesjährige transport logistic hat gezeigt, welche Themen uns gerade – nicht nur in Hessen – am meisten beschäftigen: die Pandemie und der Klimaschutz. Genau daran knüpfen wir mit unserer Veranstaltungsreihe #logistikmittwoch in den zwei kommenden Monaten an. Vielen Dank an alle Beteiligten für diesen gelungenen Auftakt!“

Als physische Messe findet die transport logistic wieder vom 09. bis 12. Mai 2023 auf dem Münchner Messegelände statt.

Kommentar von Andreas Müller:

 

Es war 1995 als ich zum ersten Mal diese (1978 gegründete) Veranstaltung in München besuchte, damals noch in den alten Messehallen in der Stadt. Die Messe hiess da noch schlicht «transport» und in einer Stunde hatte ich die ganze Messe schon einmal umrundet. Die Zahl der Aussteller und der Besucher war äusserst überschaubar.

Parallel zu dem neuen Messegelände auf dem Areal des ehemaligen Flughafens in München-Riem, wuchs diese Messe immer mehr und nannte sich fortan «transport logistic».

 

Sie reifte schliesslich zur Leitmesse für die Logistikbranche weltweit heran, mit Parallelveranstaltungen, wie die «AirCargo». Inzwischen gibt Ableger der Messe in China und in der Türkei, organisiert von der gleichen Organisation.

 

Bei der letzten Live-Austragung 2019 pulsierte die Veranstaltung. Das drückte sich in folgenden Zahlen aus:

  • 374 Aussteller aus 63 Ländern und Regionen
  • 64.000 Besucher aus 125 Ländern und Regionen
  • 125.000 m² Ausstellungsfläche in zehn Hallen und angrenzendem Freigelände
  • 200 Experten im hochwertigen Konferenzprogramm

Davon blieb in diesem Jahr gerade mal das Konferenzprogramm übrig.

 

Das Original lebt von persönlichen Begegnungen, vom Wiedersehen mit Freunden, Kunden und Geschäftspartnern. Das Original ist Standpartys, Live-Vorträge, Rotes Sofa oder Besichtigungen im Freigelände. Dieses Beben in den Gängen, dieses Pulsieren in den Hallen und dieses emsige Treiben in den Ständen, das alles kann eine Online-Veranstaltung nicht rüberbringen. Dennoch kann man die Veranstaltung als gelungen bezeichnen und den Organisatoren blieb auch gar keine andere Wahl.

 

Ganz ohne Kritik geht es auch nicht. Das Wachstum zeigte auch seine Kehrseite. In München und den angrenzenden Gemeinden haben sich die Hotelpreise in immense Höhen hochgeschaukelt. Jede Absteige hat ihren Preis mindestens verdreifacht. Auch die Preise auf dem Messegelände sind angewachsen und die Messe München muss aufpassen, dass man sich nicht übernimmt und Aussteller sich abwenden, weil sich Aufwand und Ertrag aufgrund der hohen Preise nicht mehr lohnen. Erst recht nach der Pandemie. Dies könnte viele Aussteller dazu bewegen entweder der nächsten Veranstaltung fern zu bleiben oder eine Spur weniger dick aufzutragen.

 

Letztendlich kann man aber folgendes Fazit der Online-Ausgabe der «transport logistic» ziehen:

Als Überbrückung war es eine tolle Erfahrung, aber für immer kann das allenfalls eine Ergänzung sein. Das Original kann man aber nicht ersetzen. Menschen brauchen Begegnungen. Das zählt nicht nur für die Logistikbranche. Deshalb freue ich mich auf 2023, wenn es dann vom 9. bis 12. Mai täglich wieder sinngemäss heisst:

 

«Willkommen in der Messe München. Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Tag an der «transport logistic!»

 

Die Vorfreude auf die „transport logistic“ 2023 ist gross. Dann hoffentlich wieder als Präsenzveranstaltung

Ähnliche Artikel

Kommentar hinterlassen