Startseite SpezialAlternative Antriebe Das E-Cargobike prägt die Zukunft der Innenstadtlogistik immer mehr

Das E-Cargobike prägt die Zukunft der Innenstadtlogistik immer mehr

von Redaktion Loginfo24

Das Lastenrad, auch Cargobike genannt, dringt in die City vor. Es prägt immer mehr das Bild von Innenstädten mit. Um die Wirtschaftlichkeit zu realisieren, geben immer mehr Kommunen entsprechende Fördergelder aus. Mikrodepots ermöglichen auch einen geringen Aufwand beim Umschlag. Aber noch ist da viel Luft nach oben. Tobias Breyer, COO von Swobbee, zeigt in diesem Bericht auf, wie der Stand ist, was noch zu tun bleibt und wo die Verbesserungsmöglichkeiten liegen.

von Tobias Breyer

Zunehmender Verkehrsdruck, fehlende Parkplätze, teure Fahrzeuge, steigende Kraftstoffpreise, höhere Umweltauflagen, eine immer schwieriger werdende Fahrersuche – dies sind nur einige der zahlreichen Herausforderungen, mit denen die KEP-Branche und andere Unternehmen in den Bereichen Transport und Lieferung in urbanen Räumen konfrontiert sind. Neue Logistik-Konzepte, die auf E-Lastenrädern, ggf. in Verbindung mit Mikrodepots, basieren, bieten dafür eine zukunftsfähige Lösung. Die innerstädtische Mobilität vereinfacht und vergünstigt sich deutlich mit einem Cargobike. Hinzu kommt die positive Außenwirkung, die Elektrolastenräder entfalten. Aber was hindert City-Logistiker eigentlich daran, auf E-Lastenräder umzusatteln? Die Gründe sind vielfältig, eine aktuelle Studie macht auf die Bedeutung einer adäquaten Ladeinfrastruktur aufmerksam.

Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat jüngst untersucht, wie stark der Einfluss einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur auf die Bereitschaft ist, ein Elektroauto zu kaufen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Zusätzliche Ladepunkte erhöhen die Nachfrage nach E-Autos signifikant, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten. Dabei zeigte sich auch, dass der Effekt bis zu viermal größer ausfällt, wenn es sich um besonders leistungsstarke Ladeinfrastruktur handelt. Es spricht einiges dafür, dass sich Gleiches auch für die Nachfrage nach Elektrolastenrädern annehmen lässt. Denn: Professionelle Anwender brauchen geeignete Ladelösungen. Diese einfach anmutende Erkenntnis ist tatsächlich der Knackpunkt beim Umstieg auf einen wirtschaftlichen fahrradgebundenen Lastenverkehr.

Professionelle Anwender sind mit Standard-Ladelösungen meist schlecht bedient

Ein E-Cargobike kann nicht immer einen Dieseltransporter ersetzen. Aber in vielen Fällen schon. Moderne E-Lastenbikes können bis zu 200 Kilogramm transportieren, dank elektrischer Tretunterstützung auch in hügeliger Umgebung, ohne die Fahrer zu ermüden. Experten gehen davon aus, dass mindestens 20 Prozent des urbanen Lieferverkehrs mit Lastenrädern und E-Schwerlasträdern erfolgen können. Das ist ein großer Anteil, insbesondere vor dem Hintergrund des stetig steigenden Lieferverkehr-Aufkommens. Mit einem einfachen Austausch des Fahrzeugs ist es aber nicht getan. Damit insbesondere Lastenpedelecs und Lastenanhänger mit elektrischer Antriebsunterstützung sinnvoll in eng getaktete Lieferketten eingebunden werden können, müssen sie in allen Aspekten den Anforderungen an einen professionellen Betrieb entsprechen. Dies betrifft neben der Auswahl des geeigneten Fahrzeugs vor allem eine bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur sowie ggf. einen Umschlagplatz zur Versorgung der letzten Meile bei Logistik-Dienstleistern.

Das Mikro-Depot-Konzept erfüllt auch aus Sicht des Bundesverbandes Paket- und Expresslogistik (BIEK) die ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeitsziele von Kommunen, KEP-Diensten und Handel. Neben regulatorischen und Standortfragen beim Aufbau solcher Mikrodepots stellt v. a. eine intelligente, flexible Ladelösung das Nadelöhr für die Nutzung von E-Cargobikes dar, wie in Gesprächen seitens Unternehmen immer wieder betont wird. Denn der Aufbau einer unternehmenseigenen Ladeinfrastruktur ist aufwendig und kostspielig. Größere Flotten und eng getaktete Einsätze erfordern zudem ein intelligentes Einsatz- und Lademanagement, um ladebedingte Ausfallzeiten zu minimieren. Während der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für E-Pkw aktuell stark vorangetrieben wird, stehen adäquate Versorgungslösungen für die sich im Wandel befindliche Innenstadtlogistik nicht gleichermaßen im öffentlichen Fokus – trotz unbestreitbarer Relevanz für die (Stadt-)Öffentlichkeit.

Battery-as-a-Service als Zukunftsmodell

Dabei gibt es vielversprechende Lösungsansätze. Akku-Wechselstationen für Elektrokleinfahrzeuge stellen eine interessante Alternative zu klassischen Ladepunkten dar. Moderne Battery Swapping Systems bieten den Vorteil, dass stets eine aufgeladene Batterie verfügbar und das E-Lastenrad somit immer einsatzbereit ist, weil ladebedingte Standzeiten komplett entfallen. Der Batterietausch nimmt nur wenige Sekunden in Anspruch. Die sensiblen Akkus werden in den intelligenten Wechselstationen unter idealen Bedingungen geladen und verwahrt, was die Lebensdauer der Batterien erhöht. Dieser Ansatz ermöglicht es auch, kleinere, kostengünstigere Batterien in den Fahrzeugen zu verwenden, da die Reichweite keine entscheidende Rolle mehr spielt.

Battery-as-a-Service (© Swobbee)

Daneben bieten intelligente Batteriewechselstationen einen weiteren entscheidenden Vorteil für Unternehmen: sie können mit anderen Anwendern gemeinsam genutzt werden, bspw. im Rahmen kooperativ genutzter Mikrodepots, was die wirtschaftliche Bilanz zusätzlich verbessert. Potenzielle Anwender finden sich in einem urbanen Umfeld viele, die Zahl derer, die auf Elektrokleinfahrzeuge umsteigen, wird in den kommenden Jahren steil nach oben gehen. Hinzu kommt die mögliche Erweiterung der Betriebsmodelle. Während bisher i. d. R. jedes Unternehmen selbst für seine Energieträger und deren Versorgung sorgt, eröffnet sich durch Wechselakkus und Tauschstationen ein neues Modell, dessen Grundidee in zahlreichen anderen Branchen schon gang und gäbe ist: Battery-as-a-Service. Bei diesem Betriebsmodell mieten die Anwender die Akkus und zahlen, je nach Tarif, bspw. nur die tatsächliche Anzahl der Tauschvorgänge. Somit wird die Energieversorgung wieder zu einer klaren, effizienten Dienstleistung, wie bei konventionellen Fahrzeugen auch, Stichwort Tankstelle, und Unternehmen sind von der aufwendigen und Unternehmenszweck fernen Aufgabe entbunden, eine eigene Ladeinfrastruktur zu errichten und zu managen. Weitergedacht, mit Blick auf die Zukunft, ist die Sinnhaftigkeit einer (halb)öffentlichen Versorgungsinfrastruktur mit Akku-Wechselstationen nicht von der Hand zu weisen – auch wenn größere Unternehmen kaum auf eigene Battery Swapping Stations verzichten werden wollen.

E-Lastenräder und Mikrodepots werden jetzt gefördert

Für City-Logistiker wird der Umstieg seit kurzem erleichtert durch neue Fördermaßnahmen des Bundes. Das Bundesumweltministerium hat mit der Mikro-Depot-Richtlinie und der E-Lastenrad-Richtlinie zwei attraktive Förderprogramme eingerichtet, die am 1. März 2021 in Kraft getreten sind. Förderfähige Lastenfahrräder bzw. Lastenanhänger müssen eine Nutzlast von mindestens 120 Kilogramm aufweisen. Antragsberechtigt sind Unternehmen, Gewerbetreibende und Freiberufler sowie Vereine und Verbände, die 25 Prozent der Anschaffungskosten als Zuschuss beantragen können, bis maximal 2.500 Euro. An Logistik-Dienstleister, Liefer- und Transportdienste, Baumärkte oder auch bspw. Möbelhäuser richtet sich die Mikro-Depot-Richtlinie, die Infrastrukturmaßnahmen zur Errichtung, Nutzbarmachung und Sicherung von Mikro-Depots fördert und kooperative Nutzungsansätze ausdrücklich begrüßt. Die mögliche Förderhöhe beträgt hier bis zu 40 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben.

Durch diese Fördermaßnahmen wird die Logistik auf der letzten Meile in den kommenden Jahren einen Schub in Richtung nachhaltige Mobilität erfahren. Hinzu kommt das Optimierungspotenzial, das eine intelligente Lade- und Wechselinfrastruktur eröffnet. In wegweisenden Pilotprojekten wird dies heute schon erfolgreich umgesetzt.

Titelfoto: © DPD

Tobias Breyer ist Chief Operating Officer (COO) des Berliner GreenTech-Startups Swobbee. Die Swobbee GmbH unterstützt als führender Battery-as-a-Service (BaaS) Provider Unternehmen im Bereich Mikromobilität dabei, eine effiziente und nachhaltige Energieinfrastruktur zu realisieren. Swobbee hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein mobiles und nachhaltiges Energienetzwerk zu etablieren, um die Energie- und Mobilitätswende aktiv mitzugestalten. Neben umfassenden BaaS-Dienstleistungen bietet Swobbee mit seinem Battery Swapping System (BSS) das weltweit erste herstelleroffene Akku-SharingSystem mit intermodalem Ansatz für die Mikromobilität. www.swobbee.de

Ähnliche Artikel

Kommentar hinterlassen