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KI-basierte Lösung von MANSIO optimiert Begegnungsverkehre

von Loginfo24 Redaktion
Es geht nicht ohne: Mit 72 Prozent Anteil an der Transportleistung sind Lkw für den Güterverkehr unentbehrlich. Und doch mangelt es dem Verkehrsträger an der Zukunftsfähigkeit. Es fehlt an Fahrern und die CO2-Emissionen sind zu hoch. Doch was wäre, wenn man einem Teil des Fernverkehrs in Regionalverkehre umwandelt? Das Start-up MANSIO hat sich der Optimierung von Begegnungsverkehren angenommen.

(Aachen) Diesen Ansatz verfolgt das Start-up MANSIO mit seiner IT-Lösung für intelligente Begegnungsverkehre. Dessen geschäftsführender Gründer Maik Schürmeyer umreißt das Konzept: „Beim Begegnungsverkehr tauschen zwei Fahrer ihre Lkw-Trailer nach etwa 4,5 Stunden Fahrzeit an einem definierten Wegpunkt. Beide fahren nach dem Trailertausch an ihren Heimatstandort zurück. So reist der Trailer im Fernverkehr weiter, während der Fahrer in der Region bleiben kann.“

Damit das Matching der Transportaufträge für paarige Verkehre gelingt, die dann im Begegnungsverkehr stattfinden, hat MANSIO ein digitales Transportsystem entwickelt, das auf einem komplexen Optimierungsalgorithmus und KI basiert. In dieses fließen unter anderem Daten zum Fahrzeug, zu Standorten und Transportaufträgen ein. Hinzu kommen die maximale Fahrtstrecke und Fahrzeit sowie Ladefenster, technische Kompatibilität von Fahrzeugen und die Qualifikation von Fahrern. Auf Basis dieser Parameter prüft die IT-Lösung, welche Transportaufträge für Begegnungs- und Stafettenverkehre kombiniert werden können.

Nach Schichtende wieder zu Hause  

„Durch die Vorgabe, sich in einem Radius von 4,5 Stunden, um den Ausgangstandort zu bewegen, ergeben sich Vorteile für die Fahrer und Disponenten gleichermaßen. Diese nennt Schürmeyer: „Der Trucker ist nach Schichtende wieder zu Hause und der Spediteur kann das Fahrzeug im Zweischicht-Betrieb einsetzen.“ Insgesamt wird das Jobprofil für den Fahrer durch das geänderte Konzept deutlich attraktiver und familienfreundlicher. Er ist zum Feierabend am Heimatort, statt seine Freizeit als „Ruhezeit“ im Lkw abzusitzen. Letzteres ist wenig verlockend und zudem noch gefährlich. Denn Lkw-Parkplätze auf Autobahnen sind Mangelware. Die Folge: Nach Angaben des ADAC parken Lkw an 46 Prozent der Raststätten hochriskant. Hinzu kommt die Gefahr der Frachtdiebstähle. Oftmals werden Fahrer während ihrer Ruhezeit überfallen, da es zu wenig sichere Parkplätze gibt.

Alternativ dazu wären die Fahrer mit dem MANSIO-Konzept in ihrem Revier unterwegs – also der Region, in der sie sich gut auskennen, was ein weiterer Wohlfühlfaktor ist. „Verfangen diese Argumente bei einem Teil der Arbeitssuchenden, können die Begegnungsverkehre dazu beitragen, mehr Personal zu gewinnen.  Ein hohes Potenzial gibt es bei Fahrerinnen. Zurzeit sind nur etwa zwei Prozent der Fahrer weiblich “, informiert Schürmeyer und verdeutlicht den aktuellen Fachkräftemangel in der Branche, „in Deutschland fehlen zurzeit etwa 60.000 bis 80.000 Lkw-Fahrer.“

Bessere Voraussetzungen für den Einsatz für E-Lkw im Fernverkehr

Neben der angespannten Arbeitsmarktsituation braucht auch die angestrebte Reduktion der CO2-Emissionen im Verkehrssektor neue Impulse. Denn auch hier steht man vor einer kaum lösbaren Aufgabe. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, erfordert es für den Verkehrssektor mindestens eine Emissionsreduktion von 80 Prozent der Treibhausgase bis 2050 (gegenüber 1990). „Um den Emissionsausstoß zu senken, sind verschiedenste Technologien, Treibstoffe und innovative Konzepte gefragt,“ sagt Schürmeyer. Das MANSIO-Konzept könne beispielsweise unterstützen, dass batterieelektrische Lkw auf Teilstrecken im Fernverkehr eingesetzt werden können.

Aktuell seien e-Lkw fast ausschließlich im Nahverkehr unterwegs. Als Gründe nennt Schürmeyer die niedrige Batteriereichweite, die lückenhafte Ladeinfrastruktur und die hohen Investitionskosten von etwa 400.000 € pro Fahrzeug – etwa das Vierfache eines konventionellen Lkw. „Durch die Begegnungsverkehre werden die e-Lkw schon jetzt fernverkehrstauglich“, ist Schürmeyer überzeugt, „wir schaffen einen Regionalverkehr, in dem nur der Trailer im Fernverkehr weiterbewegt wird.“ Der Unternehmer könne das Fahrzeug im Zweischichtbetrieb einsetzen, so dass sich der Kauf schneller amortisiert und den Lkw auf dem eigenen Hof aufladen. Aus der Praxis berichtet Schürmeyer: „Unsere Nutzer sehen in den Begegnungsverkehren mit MANSIO genau den Anwendungsfall, um künftig in e-Lkw zu investieren.“

Doch er blickt nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Wissenschaftler auf die Entwicklung. Das bringt seine Position als Professor für Logistik an der Hochschule Niederrhein mit sich. Der Fernverkehr ist für ihn einer der großen Verursacher von CO2-Emissionen, was ein schnelles Handeln in diesem Segment erfordert. Das kann der 39-Jährige auch belegen: „Etwa 56 Prozent der Lkw-Touren in Europa sind länger als 300 km.“

Weniger Leerkilometer und verbesserte Parkplatzsituation

Allerderdings reiche es nicht nur, die zurückgelegten Strecken isoliert zu betrachten, sondern man müsse auch in den Lkw blicken, findet Schürmeyer. Immerhin sind etwa 20 Prozent der zurückgelegten Lkw-Kilometer sogenannte Leerfahrten. Dieser Anteil lässt sich mit der IT-Lösung von MANSIO minimieren. Der Algorithmus ist darauf trainiert, dass jedes Fahrzeug aus seiner Heimatregion beladen bis zum Übergabepunkt fährt. „Wir erwarten, dass sich die Leerkilometer zum Beschaffen von Rückladung durch den Einsatz unsers digitalen Tools um bis zu 50 Prozent senken lassen“, erklärt Schürmeyer.

Für den Trailertausch plant das MANSIO-Team etwa 20 Minuten ein. Das befreit nicht nur die Fahrer, die im Fernverkehr eine Ruhezeit von 11 Stunden einhalten müssen von der Zwangspause auf der Autobahn, sondern verbessert auch die Parkplatzsituation. Nach Hochrechnungen von Schürmeyer fehlten über 30.000 Lkw-Parkplätze an Deutschlands Autobahnen. „Würden in Deutschland flächendeckend Begegnungsverkehre stattfinden, müsste kein zusätzlicher Lkw-Parkplatz mehr gebaut werden“, zeigen Schürmeyers Berechnungen.

Betrieb von konventionellen und autonomen Lkw ermöglichen

Während das Konzept für die Optimierung des Fernverkehrs ausgerollt wird, hat MANSIO sich schon das nächste Ziel gesetzt. Der IT-Dienstleister für Logistiklösungen will der erste sein, der einen hybriden Betrieb von konventionellen und autonomen Lkw ermöglicht. MANSIO will die IT zur Steuerung eines europaweiten Netzwerks bereitstellen, in dem Trailer zwischen manuellen und autonomen Lkw übergeben werden.

Fotos/Grafiken: © MANSIO / Titelbild (v.l.n.r.): Sie leiten die MANSIO: Dr. Maik Schürmeyer (Gründer und CEO) und Julian Blasig (COO)

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