Startseite LänderDeutschland Kombiverkehr verzeichnet 2023 einen Rückgang im Frachtvolumen

Kombiverkehr verzeichnet 2023 einen Rückgang im Frachtvolumen

von Loginfo24 Redaktion
Trotz anderslautender Ankündigungen wendet sich die Bundesregierung von den Klimaschutzzielen im Verkehrssektor weiter ab. Das bekommt vor allem die Schiene und der Kombinierte Verkehr zu spüren. Das erklärte die Geschäftsführung der Kombiverkehr KG bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen 2023.

(Frankfurt/Main) „Stetig steigende Trassenpreise, die wegfallende Trassenpreisförderung und die Weigerung des Bundes, für die Mehrbelastungen im Rahmen der Sanierung der Hochleistungskorridore aufzukommen, sind Gift für die Verlagerungsziele.“, so Geschäftsführer Armin Riedl. Bereits das Geschäftsjahr 2023 sei herausfordernd gewesen. Nur noch 815.467 Lkw-Sendungen (eine Sendung entspricht der Kapazität eines Lastzuges) beziehungsweise 1,63 Millionen TEU seien von der Straße auf die klimafreundliche Schiene verlagert worden. Über die Gründe für die Verkehrsabnahme in Höhe von insgesamt 15,9 Prozent, die aktuelle Sendungsentwicklung, Neuverkehre, IT-Projekte und vor allem die Risiken im Leistungseinkauf ab dem Jahr 2025 berichteten Verwaltungsrat und Geschäftsführung während der heutigen Gesellschafterversammlung.

 Den positiven Trend in der Sendungsentwicklung aus vorangegangenen Jahren konnte die Kombiverkehr KG im Geschäftsjahr 2023 nicht wiederholen. Mit insgesamt 815.467 Lkw-Sendungen (eine Sendung entspricht der Kapazität eines Lastzuges), beziehungsweise 1,63 Millionen TEU, wurden im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 15,9 Prozent weniger Container, Wechselbehälter und Sattelanhänger transportiert. Innerhalb der beiden Geschäftsbereiche Nationaler und Internationaler Verkehr betrug das Sendungsvolumen 186.856 Lkw-Sendungen (-10,1 Prozent) beziehungsweise 628.611 Lkw-Sendungen (-17,5 Prozent). „Dennoch ist es uns gelungen, das Krisenjahr in der Substanz der Gesellschaft weitgehend unbeschadet zu überstehen. In enger Kooperation mit unseren Leistungspartnern haben wir das Zugprogramm ohne größere Einschränkungen mit einer intelligenten Netzwerksteuerung aufrechterhalten.“, kommentiert Geschäftsführer Armin Riedl die Unternehmensentwicklung im letzten Jahr. 435,2 Millionen EUR setzte das Unternehmen mit seiner Geschäftstätigkeit im Intermodalen Verkehr um. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 27,5 Millionen EUR weniger. Nach Abzug sämtlicher Steuern wurde im Geschäftsjahr 2023 ein Jahresfehlbetrag von -332.000 EUR erwirtschaftet.

Nicht planbare Leistungsqualität der Bahnen

Die deutschlandweit und europaweit schwächelnde Wirtschaft mit weitreichenden Produktionsrückgängen wirkte sich auf die Sendungsentwicklung genauso aus, wie die oft nicht planbare Leistungsqualität der Bahnen. Diese erreichte insbesondere aufgrund der Baumaßnahmen auf der deutschen Infrastruktur nicht das Niveau, das für eine zufriedenstellende Durchführung intermodaler Verkehre notwendig ist. Im Sommer 2023 wurden in einigen Wochen zwischenzeitlich wieder Pünktlichkeitsquoten von rund 70 Prozent erreicht. Allerdings lag im Frühjahr, Herbst und Winter das Leistungsniveau deutlich unterhalb dieser Marke mit Monatsmittelwerten unter 50 Prozent. „Mit dieser Leistungsqualität sind wir mehr als unzufrieden. Denn die Planbarkeit auf Seiten der Spediteure bleibt damit mehr als schwierig. Eine bessere Verlässlichkeit kann von deren Seite lediglich durch mehr Einsatz von Equipment und Personal erreicht werden. Um überhaupt noch am Kombinierten Verkehr Straße-Schiene teilnehmen zu können, tragen die Spediteure und Transportunternehmen die damit verbundenen Mehrkosten selbst. Das kann und darf einfach nicht sein.“, appelliert Geschäftsführerkollege Heiko Krebs auch an die Politik, von der weiterhin eine Unterstützung der Nutzer des Systems Kombinierter Verkehr gefordert wird.

Steigende Einkaufskonditionen auf breiter Front

Gestiegene Einkaufskonditionen für Traktionsleistungen und erhöhte Produktionskosten der Eisenbahnverkehrsunternehmen durch Umleitungsverkehre erschwerten die Rahmenbedingungen im abgelaufenen Geschäftsjahr zusätzlich. Hinzu kamen monatelange Streiks in Frankreich, die tariflichen Auseinandersetzungen zwischen der EVG beziehungsweise GDL und der Deutschen Bahn, die Sperrung des Gotthard-Basistunnels und die Halbierung der Trassenpreisförderung zum Jahresende 2023. „Die Herausforderungen für die Operateure und Speditionskunden waren und bleiben vielfältig. Von daher haben wir nur wenig Verständnis für die Senkung der Trassenpreisförderung in diesen Zeiten. Einer zielführenden Förderung, um den Marktanteil der Schiene im Hinblick auf CO2-Einsparungen zukünftig deutlich zu erhöhen, geht damit obendrein die Effizienz verloren.“, kommentierte Krebs die Maßnahme des Bundesverkehrsministeriums.

Transportmengen stabilisieren sich 

Im April und Mai 2024 verzeichnete Kombiverkehr eine Mengenzunahme und übertraf auf einigen Relationen das Sendungsniveau des Vorjahres. „Wir sehen erstmals wieder eine Verbesserung in der Nachfrage und aufgrund eines vollumfänglichen Zugangebotes auch insgesamt eine Stabilisierung des Transportaufkommens.“, führt Riedl aus. „Dennoch fehlen dem Transportgewerbe Aufträge aus der Industrie. Es gibt dennoch erste leichte Anzeichen, dass die deutsche Wirtschaft nun an einem konjunkturellen Wendepunkt stehen könnte. Unser Blick in die nähere Zukunft ist daher vorsichtig optimistisch und wir kämpfen mit unseren Partnern weiter für bessere Bedingungen in unserem Verkehrssegment, damit erste Tendenzen hin zu mehr Wachstum nicht wieder zunichtegemacht werden.“

Herausforderungen: Trassenpreise, Korridorsanierungen und veränderter Leistungseinkauf 

Im Kombinierten Verkehr bleibt die Entwicklung der Produktionskosten auch in den folgenden Jahren herausfordernd, gerade vor dem Hintergrund der geplanten Korridorsanierungen. Bis 2030 sollen insgesamt 40 Streckenabschnitte generalüberholt sein. „Die finanziellen Auswirkungen auf Eisenbahnverkehrsunternehmen, Operateure und Spediteure wurden unlängst beziffert. „Dass in der Frage der Mehrbelastungen im Rahmen der Sanierung der Hochleistungskorridore nur der Personenverkehr finanziell bezuschusst wird und der Güterverkehr komplett leer ausgeht, ist ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Bundesregierung vom Klimaschutz im Verkehrssektor wohl abgekehrt hat.“, sagt Krebs. Gleiches gilt auch für die Trassenpreiserhöhung 2025 um mehr als 16 Prozent bei gleichzeitig halbierter Trassenpreisförderung durch den Bund. Beide Maßnahmen zusammen führen zu einer Verdopplung der Kosten für die Trassennutzung, was gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten den Kombinierten Verkehr zusätzlich unter Druck setzt.

Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet Kombiverkehr einen erheblichen Anstieg der Aufwendungen für bezogene Leistungen, verursacht durch einen großen Anbieter. „Wir sind daher gezwungen, Alternativen zu suchen, was grundsätzlich gelingen kann, aber schwierig zu realisieren ist in einer sehr kurzen Zeitspanne. Für den überwiegenden Teil der Verkehre ist dies zu schaffen. Allerdings besteht zum jetzigen Zeitpunkt noch die Notwendigkeit, für rund ein Drittel des Sendungsvolumens kurzfristig marktgerechte und auch für Kombiverkehr tragfähige Lösungen zu finden.“, beschreibt Riedl die derzeitige Situation. „Sollte dies nicht gelingen, werden wir im schlimmsten Fall Verkehr einstellen“, zeigt Riedl auch gleichzeitig die Konsequenzen für den Verkehrssektor auf. „Über diesen Umstand haben wir mit dem Bundesminister und seinem Haus mehrfach gesprochen. Wir haben für einen Übergangszeitraum Unterstützung eingefordert. Leider sind alle Bemühungen bisher ohne Erfolg geblieben. Das Verlagerungsziel der Bundesregierung rückt damit weiter in große Ferne.“

Vollständige „Digital Customer Journey“ 

Durch die Anbindung der Speditionskunden sowohl an webbasierte Portallösungen als auch über B2B-Schnittstellen forciert Kombiverkehr die digitale Transformation und standardisiert Geschäftsprozesse und Informationsflüsse in der Transportabwicklung. “Im Vergleich zu anderen Industriesektoren hat der Kombinierte Verkehr eine wesentliche Besonderheit: Um die Transporte erfolgreich zu organisieren und zu betreiben, muss eine Vielzahl von Unternehmen sich gegenseitig zuverlässig informieren und kooperieren. Der Kombinierte Verkehr ist daher per se ein Kooperationsprodukt und wir arbeiten an gemeinsamen Branchenzielen, um Daten auf einem gleichbleibend hohen Qualitätsniveau auszutauschen.“, sagt Heiko Krebs. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, Kombiverkehr zu einem „Digitalen Operateur“ zu entwickeln und eine vollständig „digitale Customer Journey“ zu realisieren, die die Einfachheit, Effizienz und Zuverlässigkeit des Kombinierten Verkehrs verbessert. Daran arbeiten wir tagtäglich.“

Ein Beispiel dafür ist die neue Datendrehscheibe KV4.0, die seit März 2023 in Betrieb ist. Sie wird gemeinsam mit Partnern über die Gesellschaft DX Intermodal vermarktet. Erste Speditionsgroßkunden nutzen die neue Plattform bereits erfolgreich, viele weitere befinden sich in der technischen Vorbereitung. Grundlage ist das EDIGES 4.1 Datenaustauschformat. Mittlerweile werden alle Transportinformationen ausgetauscht, die aus CESAR-Next bekannt sind. Über das webbasierte Portal meinKOMBIVERKEHR arbeiten heute mehr als 2.000 Nutzer mit Kombiverkehr digital. Seit dem Go Live im März 2023 wurde das Portal um E-Mail-Services, einen eigenen Bereich für Abstellentgelte, eine Baustellenvorschau sowie Anliefer- und Freistellcodes erweitert. Zudem engagiert sich das Unternehmen in der Automatisierung des Terminalzugangs mit dem Ziel, die Terminaldurchlaufzeiten durch den Einsatz moderner digitaler Technologien weiter zu beschleunigen.

 Neuverkehre von und nach Benelux und Südosteuropa

Mit neuen Zugangeboten sollen einzelne Verkehrsbereiche nachhaltig ausgebaut werden. So zum Beispiel der Benelux-Verkehr. Mit der im März 2024 neu eingerichteten Relation Köln-Eifeltor – Rotterdam RSC v.v. spielt der KV-Operateur seinen Netzwerkvorteil weiter aus. Köln-Eifeltor ist eines der größten Hub-Terminals in Deutschland mit zahlreichen nationalen und internationalen Weiterleitungsmöglichkeiten beispielsweise von und nach Frankreich, Spanien, Italien, Slowenien und in die Türkei und Griechenland. Anfang Herbst soll des Weiteren eine neue Direktverbindung zwischen Belgien und Spanien den Zugfahrplan von und nach Benelux ergänzen. Im Verkehr von und nach Südosteuropa hat Kombiverkehr mit der Netzwerk-Integration des Terminals in Niš die Transportdienstleistungen von und nach Serbien erweitert. Gleichzeitig positioniert sich das Unternehmen neu von diesem zentralen Standort direkt am paneuropäischen Transportkorridor 10 für die Netzwerkerweiterung in andere Länder Südosteuropas.

Speditionskunden haben bedeutenden Anteil

Die auf den Zügen von Kombiverkehr beförderte Gesamtmenge reduzierte sich von 22,87 Millionen Bruttotonnen im Jahr 2022 auf 19,11 Millionen Bruttotonnen im Geschäftsjahr 2023 (-16,4 Prozent). Spediteure und Logistikunternehmen, die das intermodale Angebot der Gesellschaft zur Beförderung ihrer Trailer, Container und Wechselbehälter genutzt haben, haben die Fernstraßen um mehr als 678 Millionen Fahrzeugkilometer sowie 15,89 Milliarden Tonnenkilometer bei einer mittleren, leicht von 830 auf 832 Kilometer gestiegenen Transportentfernung entlastet. Sie alle leisteten damit einen bedeutenden Anteil an der Erreichung der Klimaziele im Rahmen des europäischen Green Deal. Bei mehr als 3.200 täglichen Fahrten auf der umweltfreundlichen Schiene wurden über das Jahr 2023 Emissionen in Höhe von 1,19 Millionen Tonnen schädlicher Treibhausgase vermieden.

Foto: © Kombiverkehr

 

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