Im Mai dieses Jahres gründeten der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und zwölf der rund 150 beim VDV organisierten Güterbahnen das „Netzwerk Zukunft Einzelwagenverkehr“. Ziel des Zusammenschlusses ist es, den Einzelwagenverkehr im Schienengüterverkehr zu stärken, um damit einen Beitrag zur Erhöhung des Marktanteils der Güterbahnen insgesamt zu erreichen. Inzwischen zählt das Bündnis 29 Güterbahnen, weitere haben ihr Interesse bekundet. Erste gemeinsame Verkehre werden erfolgreich umgesetzt.
(Berlin/Mainz) „Wenn wir bis 2030 deutlich mehr Güter auf die Schiene verlagern wollen, um die Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen, dann geht das nur gemeinsam und in Zusammenarbeit mit möglichst vielen Akteuren“, erklärt Joachim Berends, VDV-Vizepräsident und Vorstand der Bentheimer Eisenbahn. „Deshalb kommt dieses Netzwerk zur rechten Zeit und das große Interesse der Unternehmen daran zeigt, dass wir mit dem Kooperationsgedanken den richtigen Impuls in die Branche
gegeben haben.“
Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende von DB Cargo: „Wir bringen den Klimaschutz in die Fläche! Wenn wir Güter auf ihrer gesamten Lieferkette komplett über die Schiene transportieren, ist das maximaler Klimaschutz – und darum ist es
gut, dass der Einzelwagenverkehr im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung explizit im Fokus steht. Wenn wir hier als Branche untergehakt unterwegs sind, kommt das vor allem unseren Kunden zu gute. Denn mit unserer Allianz können wir wirklich jedes Kundenbedürfnis an jedem Ort in diesem Land erfüllen. Und wir können gemeinsam gegenüber Politik und Kommunen vor Ort deutlich machen, welche Weichen für den wichtigen Einzelwagenverkehr jetzt gestellt werden müssen. Güter gehören auf die Schiene. Nicht auf die Ortsdurchfahrt oder die rechte Spur der Autobahn.“
Besonders erfreut zeigen sich Berends, Nikutta und weitere Partner über die ersten drei konkreten Projekte, die im Rahmen des Netzwerks Zukunft Einzelwagenverkehr bereits auf die Schiene gebracht werden konnten:
Die Kreisbahn Siegen-Wittgenstein und DB Cargo arbeiten bei intermodalen Getränketransporten für die Trinks GmbH eng zusammen. Die Trinks GmbH, einer der führenden Getränkehändler Deutschlands, bringt die Produkte aus dem Hause Krombacher per Zug von Kreuztal nach Berlin. Einmal pro Woche verlassen zwei Wagen mit vier Containern das Südwestfalen-Container-Terminal der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein (KSW) mit dem Ziel Großbeeren am südlichen Stadtrand der deutschen Hauptstadt. „Dieser Einzelwagenverkehr wurde nur durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen der KSW, der DB Cargo, dem Kunden Trinks und der Krombacher Brauerei möglich“, sagt Christian Betchen, Geschäftsführer der Kreisbahn.
Versorgung Grafschaft Bentheim
Ein weiteres Erfolgsbeispiel ist die Versorgung der Stahlindustrie in der Region Grafschaft Bentheim, Emsland und Osnabrück mit Produkten der U.S. Steel durch DB Cargo und die Bentheimer Eisenbahn. Über den Railport in Nordhorn werden die Kunden in der Region „just in time“ beliefert. Dabei dient das Umschlaglager der Eisenbahnen als Konsignationslager, ein Vorteil für Lieferant und Kunden.
Eine Rangierkooperation auf der „letzten Meile“ haben die Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG) und DB Cargo gestartet. Die Firma Stahlform Schulte betreibt in Arnsberg an der Strecke der RLG ein Stahllager. In Zusammenarbeit mit
dem Steel Logistic Center Hagen der DB Cargo AG werden bestimmte Stahlmengen zum außerhalb des Stahlstandortes Hagen gelegenen Lager in Arnsberg gebracht. Die Zusammenarbeit der beteiligten Bahnen unter Einbeziehung einer sicheren Rückfallebene führen beim Kunden zu erhöhter Planungs- und Versorgungssicherheit. Rangierkapazitäten sind in vielen Regionen heute schon knapp-. Optimierungen durch Rangierkooperationen gerade im Nahbereich können
die Kapazitäten erhöhen. Starke und flexible Partner vor Ort sind erforderlich um erfolgreich die Verkehrswende zu begleiten“, erläutert Detlef Berndt, Bereichsleiter Eisenbahn bei der RLG.
Zusammenarbeit auch in drei Unterarbeitsgruppen
Neben den gemeinsamen Verkehren, die bislang bereits umgesetzt werden konnten, arbeiten die Netzwerkpartner auch institutionell und in organisatorischen Fragen eng zusammen. In den drei Unterarbeitsgruppen „Betrieb“, „Vertrieb“ und „Strategie“ tauschen sich die Fachleute der im Netzwerk vertretenen Güterbahnen regelmäßig aus und setzen gemeinsame Projekte um. Auch hier gibt es erste positive Ergebnisse zu verkünden, von denen alle Netzwerkpartner profitieren, wie etwa die Entwicklung eines gemeinsamen Produktlogos für den Einzelwagenverkehr, eine gemeinsame Back-up-Lösung bei Betriebsstörungen oder die Digitalisierung der betrieblichen Zusammenarbeit.
Foto: © DB Cargo