Beim Paket- und Expressdienstleister UPS durchläuft neues Fahrpersonal aus Deutschland und der Schweiz zuerst eine Schulung im eigenen Trainingszentrum namens «UPS Integrad®» in Köln. Dabei werden die neuen Mitarbeitenden in den Bereichen Fahren, Fahrverhalten, Ergonomie und Service geschult. Das Training besteht aus einem theoretischen, interaktiven Teil, aus Fahren auf dem eigenen, abgesperrten Parcours und dem Fahren auf der Strasse. Am Ende der Ausbildung gibt es ein Zertifikat.
Von: Andreas Müller
(Köln) Wer sich als Fahrer oder Fahrerin bei UPS bewirbt und für gut befunden wird, wird nicht einfach auf die Strasse geschickt. Das Personal muss zuerst eine Schulung im eigenen Trainingszentrum in Köln absolvieren. Dabei durchlaufen die künftigen Zusteller und Zustellerinnen eine Ausbildung in verschiedenen Stufen, beginnend mit einem theoretischen Teil. Dieser wird unterstützt durch interaktive Lernmethoden, mit Videos und Simulationen am Bildschirm. In einem weiteren theoretischen Teil wird auf die Ergonomie geachtet und schliesslich geht es ins Fahrzeug. Zuerst auf dem abgesperrten, firmeneigenen Trainingsparcours und anschliessend auf der Strasse.
Geschult werden von UPS direkt angestellte Fahrer und Fahrerinnen. Dazu Mathias Lieschke, Leiter des UPS-Trainingszentrums in Köln: «Das Personal von Vertragsunternehmern schulen wir in der Regel nicht, zumindest ist es kein Muss. Das ist Sache der jeweiligen Partnerfirmen, die aber klare Vorgaben erhalten.» Das Traingszentrum ist aber offen für Zusteller von Vertragsunternehmen und einige haben diese Möglickeit auch schon genutzt.
Interaktives Training am Bildschirm
Erste Eindrücke der Erwartungshaltung von UPS an sein Fahrpersonal erhalten die Neuen zunächst im Theorieraum. Mit modernen und interaktiven Lernprogrammen werden erste Eindrücke vermittelt. Mit Videos und anderen Inhalten absolvieren die kommenden UPS-Fahrerinnen und Fahrer erste Lerneinheiten. Dabei wird das Wissen laufend getestet. Geschulte Trainer und Trainierinnen begleiten die Kurse von Anfang an und vermitteln geduldig ihr Wissen an das neue Personal.
Ergonomie wird hoch geschrieben
Im zweiten Schritt, aber noch in der Halle. lernen die neuen Fahrerinnen und Fahrer der UPS, wie man sich im Zustellalltag ergonomisch verhält. Ein bereits vorgeladenes Fahrzeug steht für dieses Training bereit. Auch nachher in der Praxis übernimmt das Fahrpersonal bei UPS jeweils ein bereits vorbeladenes, nach bestimmten Kriterien sortiertes Fahrzeug. Schwere Pakete befinden sich dabei am Boden, so dass diese, ohne anzuheben ans Fahrzeugende geschoben und von dort auf einen Sackkarren verladen werden können. Der Sackkarren gehört zur Standardausrüstung eines Fahrzeuges.

Das Festhalten am Haltegriff beim Aussteigen entlastet Gelenke und Rücken ungemein. Mittels einer Bodenplatte wird der Druck angezeigt.
Das Fahrpersonal besteigt und verlässt das Fahrzeug ausschliesslich durch die rechte Tür des Fahrzeuges. An der Seite ist ein Haltegriff angebracht und die Auszubildenden werden angehalten, diesen beim Ein- und Aussteigen immer zu benützen. Um die Auswirkungen zu verdeutlichen, wird mit einer Bodenplatte der Druck simuliert und gemessen, der mit oder ohne Festhalten entsteht. Der Unterschied ist enorm. So sehen die neuen Fahrerinnen und Fahrer sofort, warum es Sinn macht, so etwas, eigentlich Banales, zu üben. Vor allem auch, weil der letzte Tritt immer noch ein gutes Stück über dem Boden ist.
Immer noch in der Halle werden auf einer eigens präparierten Fläche rutschige Verhältnisse, wie Eis oder nasses Laub am Boden simuliert. Alle Fahrerinnen und Fahrer erhalten von UPS verstellbare Überschuhe mit speziell präparierten Sohlen. Aber auch damit will das richtige Laufen gelernt sein. Entscheidend dabei sind die Schritte. «Trippelschritte wie, übertrieben gesagt, bei den Pinguinen, geben dabei die grösstmögliche Sicherheit», erklärt Lieschke.

Laufen auf rutschigen Unterlagen kann erlernt werden
Erste Einheiten im Fahrzeug auf dem abgesperrten Trainingsparcours
Die im trockenen Übungsraum erlernte Theorie wird danach zunächst auf einem eigens errichteten und abgesperrten Parcours gefestigt. Fahrzeugschonendes Fahren, richtiges Fahrverhalten (Blick über die Schulter, etc.), richtiges Verhalten beim Ein- und Aussteigen, Schliessen des Fahrzeuges beim Verlassen, Zustellen und Übergeben der Dokumente und Pakete, das Alles wird nun in der Praxis ausführlich geprobt. Immer begleitet von einer Trainerin oder einem Trainer, welche alles mit einer Bewertungsliste festhalten.
Viele kleine Details erleichtern es dem Fahrpersonal, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Zum Beispiel gibt es keine Schlüssel mehr für die Fahrzeuge. Die Zustellerinnen und Zusteller erhalten ein Armband mit einem elektronischen Key zum Öffnen und Schliessen des Fahrzeuges.

Nach der Theorie wird auf dem werkseigenen Parcous die Praxis trainiert.
Zum Schluss geht es ab auf die Strasse
Sind Theorie und Praxis auf dem Parcours abgeschlossen, geht es ab auf die Strasse. Dabei geht es, mangels echter Aufträge, nicht um das Zustellen, sondern um das Fahrverhalten. Die Fahrerinnen und Fahrer erklären den Trainern jeweils jeden einzelnen Gedankenvorgang während der Fahrt. So kann die Trainerin oder Trainer auch nachvollziehen, warum der einzelne Fahrer oder die einzelne Fahrerin so verhält, und kann entsprechend eingreifen oder Ratschläge erteilen.
Hat das Fahrpersonal jede einzelne Hürde der Ausbildung überstanden gibt es dafür ein Zertifikat.
Trainingszentrum wird auch anderweitig genützt
Das Trainingszentrum in Köln wird praktisch rund um die Uhr genützt. Lieschke: «Am Abend trainieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom nahegelegenen UPS-Paketzentrum am Flughafen Köln-Bonn. Dabei erlernen sie vor allem das richtige Handling im Verladen von Luftfrachtcontainern. Das HUB in Köln-Bonn ist übrigens das grösste von UPS ausserhalb der USA und das zweitgrösste weltweit überhaupt.
Über das Trainingszentrum «UPS Integrad®»
UPS Integrad® in Köln ist das erste UPS Zustell-Trainingscenter in Europa. Insgesamt gibt es 13 solcher Ausbildungsstätten weltweit. Neben Köln gibt 11 Zentren in den USA und in Europa ein weiteres in Grossbritannien.
Hintergrund
Das UPS Integrad wurde 2005 konzipiert, als UPS eine Förderung in der Höhe von 1,8 Millionen US-Dollar vom US-Arbeitsministerium erhielt, um das Lernverhalten junger Menschen in einer zunehmend computerisierten Welt zu untersuchen. Unter Einbeziehung der Studienergebnisse hat UPS in Folge mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), Virginia Tech sowie dem Zukunftsinstitut IFTF zusammengearbeitet, um Trainingscenter der nächsten Generation zu entwickeln, von denen das erste 2007 in Landover (Maryland, USA) eröffnet wurde. Bis heute haben mehr als 20.000 Teilnehmer (neue Fahrer und auch Einsatzleiter) die UPS Integrad Ausbildung an den dreizehn bestehenden US-Trainingsstandorten abgeschlossen.
Das Trainingszentrum «UPS Integrad®» in Köln in Zahlen
Standort: 51149 Köln-Westhoven
Investitionsvolumen: 750.000 Euro
Methoden: 3d-Simulationen, E-Learning, Seminare, Trainings in Modellstadt
Anzahl geschulter Personen:
- 2078 Zusteller Seit Juni 2016
- 419 Management-Mitarbeiter
- 472 Teilnehmer An Modulschulung Berufskraftfahrer (Als staatl. anerkannte Ausbildungsstätte)
Ländergesellschaften: Aktuell: Deutschland, Schweiz
Gruppengrösse
- 24 Bei Fahrer-Trainings
- 12 Bei Management-Trainings
- 10 Bei Online-Trainings
Fläche Gebäude: 1.300 M² – Außengelände 3.200 M²
Integrad Manager: Mathias Lieschke, Manager Ups Integrad® Germany
Mitarbeiter: 5
Fotos: © UPS