Bis 2050 muss die gesamte Wertschöpfungskette von Ricoh klimaneutral sein und wird dabei von der CO2-Plattform BigMile unterstützt. Das japanische multinationale Unternehmen verwendet dazu die so genannte Backcasting Methode. Bei diesem Ansatz werden zunächst die Endziele festgelegt und dann Ziele als Meilensteine auf dem Weg zur Erreichung dieser Ziele gesetzt.
(Karlsruhe/Bergen op Zoom) Ricoh Europe will bis 2030 40% weniger CO2 im Vergleich zu 2015 ausstoßen. “Wir untersuchen derzeit, wie sich die Verlagerung des Verkehrs auf andere Modalitäten auswirkt. Die BigMile Software hilft uns bei der Berechnung von Szenarien“, sagt Stef Jacobs von Ricoh Europe.
Eines dieser Ziele ist die Reduzierung der Scope 3 Emissionen gemäß dem Greenhouse Gas Protocol (dem weltweit am häufigsten verwendeten Protokoll zur Berechnung von Treibhausgasemissionen) um 40% bis 2030. Und das ist ein starker Treiber für die Arbeit von Stef Jacobs, Transport Supervisor bei Ricoh Europe.
Scope 3 umfasst indirekte CO2-Emissionen, die durch die Geschäftsaktivitäten anderer Organisationen verursacht werden. Da Ricoh Europe alle Transportaktivitäten auslagert, umfasst Scope 3 daher alle Logistikdienstleister, die für die physische Verteilung sowohl des Endprodukts als auch für die Ersatzteile verantwortlich sind.
Verlagerung der Logistik
Vom Distributionszentrum in Bergen op Zoom (Niederlande) aus werden alle Ricoh-Sendungen zu und von Zielen in EMEA mit externen Spediteuren geplant. Jacobs hat den Auftrag, die CO2-Emissionen der Inbound- und Outbound Transporte um durchschnittlich 4% pro Jahr zu senken. “BigMile gibt uns Aufschluss darüber, wo die meisten Emissionen entstehen, und wir ergreifen entsprechende Maßnahmen. Wir betrachten nicht so sehr die Regionen, sondern untersuchen die Auswirkungen, wenn wir den Transport auf eine andere Modalität verlagern“, erklärt Jacobs.
Als Beispiel nennt er ein aktuelles Pilotprojekt. Ricoh transportiert seine Lieferungen nach Russland jetzt hauptsächlich auf der Straße. Der Anbieter von Druck- und IT-Lösungen prüft derzeit die Möglichkeit, diese Fracht per Bahn zu transportieren. “BigMile hilft uns, indem es die Szenarien und die Auswirkungen auf die CO2-Emissionen berechnet“, erklärt Jacobs. “Wir haben festgestellt, dass der Modalitätenwechsel auf langen Strecken mehr Wirkung hat. Der Transport nach Deutschland beispielsweise erfolgt ebenfalls auf der Straße, aber die Entfernung zwischen den Niederlanden und Deutschland ist einfach zu gering, um eine Schienenlösung zu etablieren. Es lohnt sich nicht.”
Kraftstoffdaten
Damit Ricoh den größten Einfluss auf den Scope 3 realisieren kann, liegt der Fokus auf der Reduzierung von CO2 bei allen transportbezogenen Aktivitäten. Das ist keine leichte Aufgabe, denn Ricoh kann hier keinen direkten Einfluss nehmen. Jacobs: „Wir sind von externen Parteien abhängig, die uns mit Daten versorgen. Wir erhalten zwar Emissionsdaten oder Berichte von verschiedenen Transportunternehmen, aber das sind statische Zahlen. Aus diesem Grund rechnen wir noch weitgehend mit generischen Zahlen. Wir möchten die zugrundeliegenden Daten kennen und zum Beispiel mit echten Kraftstoffdaten arbeiten. Wir haben festgestellt, dass es schwierig ist, diese Daten von den Transportdienstleistern zu erhalten. Vor allem bei großen Unternehmen dauert es sehr lange, die richtigen Ansprechpartner zu finden.”
Nachhaltigkeit geht ein wenig unter
Zudem sieht er auch, dass viele Spediteure jetzt andere Prioritäten haben. “Steigende Containerpreise, Covid-19 und Fahrermangel werden derzeit mehr beachtet als Nachhaltigkeit. Sie haben andere Dinge im Kopf als die CO2-Steuer.” Jacobs hofft, dass die Gesetzgebung und die Vorschriften auf europäischer Ebene geregelt werden: „Im Moment macht jedes Land noch sein eigenes Ding. Es würde viel bewirken, wenn das Problem auf europäischer Ebene gerregelt wird.”
Foto: © Ricoh / Bildlegende: Das Logistikzentrum von Ricoh in Bergen op Zoom/NL