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Bertschi Gruppe 2024 mit Umsatzwachstum von fünf Prozent

von Loginfo24 Redaktion
Die Bertschi Gruppe erzielte im Jahr 2024 einen Umsatz von 1,01 Milliarden CHF, was einem Umsatzwachstum von fünf Prozent entspricht. Im vergangenen Jahr wurden beachtliche CHF 90 Mio. in die globale Expansion, in den Bau neuer multimodaler Logistikinfrastrukturen in den beiden grossen europäischen Häfen Antwerpen und Rotterdam sowie in die Digitalisierung investiert. Insgesamt erzielte die Bertschi Gruppe ein positives Finanzergebnis – allerdings auf deutlich tieferem Niveau als in den Vorjahren.

(Dürrenäsch) In Europa sah sich die chemische Industrie im Jahr 2024 einer schwachen Nachfrage in Schlüsselbranchen wie dem Baugewerbe und der Automobilindustrie sowie anhaltend hohen Energiekosten ausgesetzt. Dies hat dazu beigetragen, dass sich Europa weiter von einem Nettoexporteur zu einem Nettoimporteur von Chemieprodukten entwickelt und die Dynamik der Lieferketten sich erheblich verändert hat. „Die Chemieproduktion in den wichtigsten europäischen Märkten ist in den letzten zwei Jahren deutlich zurückgegangen. Bis 2024 wurden eine beträchtliche Anzahl endgültiger Werksschliessungen angekündigt. Dank unserer globalen Präsenz waren wir in der Lage, unseren Kunden flexible und kosteneffiziente Tür-zu-Tür-Lösungen von weltweit diversifizierten Beschaffungspunkten zu den europäischen Abnehmermärkten anzubieten“, sagte Hans-Jörg Bertschi, Verwaltungsratspräsident von Bertschi.

Infrastruktur und Markterweiterung in Europa und Asien   

Bertschi hat bedeutende Fortschritte bei der dynamischen Ausrichtung auf die neuen Bedürfnisse der sich weltweit rasch verändernden Logistik der chemischen Industrie gemacht. Das neu gebaute Antwerpener Zomerweg-Terminal, das im August 2024 eröffnet wurde, hat sich zu einer leistungsstarken Drehscheibe für Chemieimporte aus Übersee nach Europa entwickelt. Das 60.000 m² grosse Terminal liegt strategisch günstig in Europas grösstem integrierten Chemie-Produktionscluster und konzentriert sich auf die Lagerung von Gefahrgütern (DG) und Nicht-Gefahrgütern in Isotanks sowie trimodalen Dienstleistungen per Bahn, Binnenschiff und Lkw. Ausgestattet mit hochmodernen Lager-, Heizungs- und multimodalen Transportlösungen wurde das Terminal mit Blick auf nachhaltige, globale Lieferketten konzipiert, wobei energieeffiziente Prozesse und die Verlagerung von Transporten von der Strasse auf die Schiene und den Wasserweg integriert wurden.

Zusätzliche Lagerkapazität in Rotterdam

Zusätzlich zu diesen Investitionen bieten die 2024 erheblich erweiterten Anlagen von Bertschi Rotterdam-Botlek neu eine zusätzliche Lagerkapazität von 30.000 Tonnen DG- und non DG-Produkten in Isotanks, integrierte Bahn- und Binnenschiffsanbindung sowie eine verbesserte Betriebseffizienz. Die beträchtlichen Infrastrukturinvestitionen in Isotank-Farmen in den beiden führenden europäischen Seehäfen unterstützen die Verlagerung der Chemieimporte nach Europa von Fässern und Tankschiffen zu Isotanks. Damit werden herkömmliche Lagerhäuser und Lagertanks durch die flexiblere, nachhaltigere und kosteneffizientere Lagerung von Spezialchemikalien in Tankcontainern ersetzt.

In Asien hat Bertschi neben den bestehenden globalen Standorten für Isotank-Verkehre in Shanghai, Tianjin und Singapur sowie den Supply Chain Solutions Hubs in Singapur und Zhangjiagang (China) seine Präsenz durch die Eröffnung neuer Niederlassungen in Japan und Korea sowie einer strategischen Allianz in Indien verstärkt. Ein neues Joint Venture in Tokio mit dem japanischen Partner Uyeno Group und eine Niederlassung in Seoul wurden im ersten Halbjahr 2024 eröffnet. Sie beide erzielen bereits vielversprechende Ergebnisse mit steigenden globalen ISOtank-Transportvolumen und einer Vertiefung der lokalen Kundenbeziehungen. Darüber hinaus wurde eine strategische Partnerschaft mit der Samsara Group in Indien erfolgreich gestartet.

Bertschi-Standort in Zhangjiagang/China

Bertschi ist ideal positioniert, damit die wachsenden globalen Handelsströme für chemische Produkte abgewickelt werden können. Mit Blick auf das Jahr 2025 wird Bertschi seine Präsenz zur Unterstützung der globalen Wachstumsstrategie weiter ausbauen. Mit dem globalen Isotank- und Supply-Chain-Solutions-Netzwerk kann Bertschi seine Stärken nutzen um sich mit innovativen Lösungen für die sich als Folge der neuen geopolitischen Lage rasch verändernden Warenströme erfolgreich zu positionieren.

Kundenorientierte Digitalisierung und die Förderung von Diversität

Bertschi hat seinen Kundenservice durch die Automatisierung der Prozesse für Angebotserstellung sowie Auftragsverfolgung und Rechnungsstellung deutlich verbessert. Dadurch können sich die Teams stärker auf die persönliche Betreuung der Kunden konzentrieren, die Zuverlässigkeit der Dienstleistungen verbessern und die Kundenbeziehungen stärken.

Um das Geschlechtergleichgewicht in der Branche zu verbessern, hat Bertschi das Konsortium Women in Logistics (WIL) mit 10 Partnern aus der europäischen Chemie- und Chemielogistikbranche mitinitiiert. Das Konsortium hat die messbaren Vorteile divers zusammengesetzter Teams für die Entscheidungsfindung und die operativen Ergebnisse erkannt. Es arbeitet aktiv daran, die Vielfalt in den Unternehmen und insbesondere auf der Führungsebene zu erhöhen. „Bei Women in Logistics geht es um sinnvolle Veränderungen durch Zusammenarbeit jenseits des Wettbewerbs“, sagt Hans-Jörg Bertschi. Durch gemeinsame Anstrengungen, gezielte Massnahmen und die kontinuierliche Zusammenarbeit mit anderen Akteuren will WIL die Gleichstellung vorantreiben. Frauen sollen auf allen Ebenen der Beschäftigung gefördert und gestärkt werden.

Fokus auf Lieferketten von dekarbonisierten chemischen Produkten

Bertschi verstärkt seinen Fokus auf die Lieferketten und die Lagerung von dekarbonisierten chemischen Produkten. Das Unternehmen unterstützt die Umstellungen der chemischen Industrie von fossilen Brennstoffen auf rezyklierte und nachhaltige Rohstoffe und hilft damit seinen Kunden bei der Erreichung der globalen Klimaziele des Pariser Klimaabkommens.

Über seine Initiative Bertschi Renewables bietet das Unternehmen innovative Logistiklösungen für nachhaltige Chemikalien wie SAF (Sustainable Aviation Fuel), HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) und Pyrolyseöl an. Diese Produkte sind entscheidend für die Dekarbonisierung der Industrie und die Reduktion der Treibhausgasemissionen. Bertschi bietet Insetting-Optionen wie den Einsatz zertifizierter E-Trucks und die Implementierung eines Massenbilanzansatzes, um die Nachhaltigkeitsbemühungen zu fördern.

Hohe Intermodalrate in Europa

Mit über 90% der europäischen Containertransporte per Bahn oder Binnenschiff ist Bertschi weiterhin führend bei der Verlagerung vom traditionellen Strassentransport auf intermodale Lösungen, welche die CO2-Emissionen in der europäischen Distribution um bis zu 85% reduzieren. Darüber hinaus werden die Emissionen in der Lieferkette durch die schrittweise Einführung von HVO- und Elektro-Lkw für die erste und letzte Meile im Vor- und Nachlauf zum Bahntransport weiter reduziert.

„Diese Initiativen bauen auf der Geschichte von Bertschi im intermodalen Verkehr auf, der Bahn-, Schiffs- und Strassentransport kombiniert, um die Abhängigkeit von der emissionsintensiven Strassenlogistik zu verringern“, sagt Jan Arnet, CEO der Gruppe. Er weist dabei darauf hin, dass das Unternehmen 2024 – in Erinnerung an die durch den Firmengründer Hans Bertschi lancierte Verlagerung von Chemie-Tanktransporten von Deutschland nach Italien auf die Bahn – sein 60-jähriges Jubiläum als Pionier des intermodalen Verkehrs in Europa feierte.

Optimistische Aussichten trotz geopolitischer Herausforderungen

Die Geschäftslage dürfte auch 2025 herausfordernd bleiben, beeinflusst von geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Die aktuellen Veränderungen bergen Risiken, bieten aber auch Chancen. Die globalen Einheiten der Gruppe arbeiten daran sich so zu positionieren, dass sie von der erwarteten geopolitischen Fragmentierung profitieren können. Dazu konzentrieren sie ihr Wachstum auf sogenannte „Brückenstaaten“, die mit ihrer Position zwischen den grossen Wirtschaftsmächten gute Voraussetzungen haben, um sich in der neuen Weltlage ökonomische Vorteile zu erarbeiten.

Es wird erwartet, dass China seine Strategie des Exports chemischer Produkte in die Weltmärkte fortsetzt. Durch die verstärkte Präsenz in Asien ist Bertschi in der Lage, eine robuste innerasiatische Isotank-Logistik anzubieten und Kunden in diesen Märkten mit Gesamtlösungen zu bedienen. Die Vereinigten Staaten mit ihren günstigen Rohstoffkosten bleiben ein Schwerpunkt der strategischen Entwicklung von Bertschi. Da der Handel zwischen den USA und China durch Importzölle weiter gestört werden könnte, ist Bertschi vorbereitet, auch wettbewerbsfähige Tür-zu-Tür-Lösungen von und zu „Brückenstaaten“ anzubieten. Die globale Integration von See- und Landtransporten gewährleistet ein effizientes Routen- und Lagermanagement.  Sie reduziert den Bedarf teurer Sicherheitslager in den Zielmärkten.

In Europa werden im Laufe von 2025 zahlreiche angekündigte Schliessungen von Chemiewerken aufgrund der nicht wettbewerbsfähigen Energiekosten erfolgen. Um die erwarteten Transportverluste auszugleichen, wird sich Bertschi in Europa stärker auf die Abwicklung von Chemieimporten, die erheblich zunehmen dürften, fokussieren. Die 2024 stark ausgebauten multimodalen Lager- und Transportinfrastrukturen in Antwerpen und Rotterdam werden – in Kombination mit dem dichten intermodalen Schienennetz ab den europäischen Häfen – diese Strategie unterstützen.

Elektro-Lkw mit Gefahrgutzulassung

Ein weiteres zentrales Thema im Jahr 2025 ist die Nachhaltigkeit. Bertschi will seine führende Position in der nachhaltigen Logistik für erneuerbare Energien und rezyklierte Chemikalien ausbauen. Das Unternehmen plant die nächsten Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050. Ab 2026 werden Elektro-Lkw auf den Markt kommen, die in Europa für den Transport von Gefahrgütern in Tankcontainern auf der Strasse zugelassen sind. Bertschi plant, die Elektro-Ladeinfrastruktur an einem ersten europäischen Standort bis 2026 auf diese neue Nachhaltigkeitschance vorzubereiten.

Fotos: © Bertschi

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