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Bedarfsplanung des BMDV für die Binnenschifffahrt sorgt für Kritik

von Loginfo24 Redaktion
Die gestern vorgestellte Bedarfsplanung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) für die Binnenschifffahrt sorgt für Kritik, aber als Resultat auch für Aufbruchsstimmung bei Häfen, Binnenschifffahrts- und Logistikunternehmen sowie in Kreisen der Industrie. Sie bemängeln einerseits, dass die Vorstellungen des Bundes zentrale Herausforderungen und Potenziale des Systems Wasserstraße nicht ausreichend berücksichtigen.

(Duisburg) Aber in dem am Rande einer Veranstaltung in Duisburg verabredeten Schulterschluss wollen alle Beteiligten nun noch engagierter an der Stärkung dieser Transportmodalität arbeiten. Zu den zentralen Anliegen der Branche für einen zukunftsfähigen Verkehrsträger zählen unter anderem eine ganzheitliche Verkehrsprognose und ein Modal Split, der Kapazitäten und Engpässe realistisch einbezieht. Ebenso im Fokus steht der Wunsch nach einer präziseren und holistischen Analyse der Situation an sämtlichen See- und Binnenhäfen der Nord- und Ostsee- sowie der Rheinschiene, um Investitionen in die Infrastruktur zielgerichtet zu steuern.

Vor dem Hintergrund der publizierten Studie trafen sich im Ruhrgebiet am Donnerstag zahlreiche Vertreter aus Schifffahrt, Logistik und Industrie, um unter dem Motto „So machen wir Deutschland fit für die Zukunft“ über den Verkehrsträger Wasserstraße als Treiber für wirtschaftliche Stärke und Standortattraktivität zu diskutieren. Schmid Mobility Solutions in Kooperation mit der Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort hatten die namhaften Redner von ThyssenKrupp Steel Europe, BASF, Air Liquide, Currenta, Rhenus, Evonik Industries, duisport und HGK Shipping sowie Gäste aus Industrie, Häfen, Reedereien und Logistikern auf den Duisburger Haniel Campus eingeladen. Die Veranstaltung möchte als Auftakt einer Reihe von Gesprächen dienen, die den Fokus verstärkt auf die Bedeutung der Binnenschifffahrt und die Systemrelevanz der Wasserstraßen für Industrie und Handel im Hafenhinterland, insbesondere am Rhein, sowie für die Energiewende lenken wird.

Weiterentwicklung des Systems Wasserstraße

Die Experten unterstrichen in ihren Vorträgen, wo sie im Papier des Bundes Nachholbedarf sehen und mit welchen Denkansätzen neue Impulse für die Weiterentwicklung des Systems Wasserstraße gegeben werden können. Zu sehr verharre die derzeitige Bedarfsplanung in alten Mustern und Betrachtungen zum derzeitigen Gütermix. In der Realität seien nicht zuletzt mit Blick auf die künftige Transformation der Wirtschaft und dem daraus erwachsenden Bedarf an erneuerbaren Energien die entworfenen Konzepte bereits viel weiter vorangeschritten. Der Hochlauf einer wasserstoffbasierten Wirtschaft sowie der parallele Abtransport von Kohlenstoffdioxidrückständen aus Fabriken in Offshore-Felder und die dafür entwickelten Schiffsdesigns stehen beispielhaft für die neuen Geschäftsmodelle der traditionsreichen, aber stets flexibel auf die Kundenbedürfnisse reagierenden Branche.

Energiewende ohne die Binnenschifffahrt undenkbar

Aus diesen Gründen betont duisport-CEO Markus Bangen: „Die Energiewende ist ohne die Binnenschifffahrt undenkbar. Wasserstoff wird in den nächsten Jahren zu einem maßgeblichen Teil in Form von Ammoniak transportiert werden. Unabhängig von möglichen Pipeline-Projekten ist hierfür das Binnenschiff das Transportmittel der Wahl. Auch die EU-Kommission hat die Bedeutung der Wasserstraße für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts längst erkannt und unterstützt zahlreiche Projekte mit Fördermitteln.“

Logistikdrehscheiben wie duisport tragen entscheidend zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland bei © duisport

Die aktuell vom Bund veröffentlichte Planung setzt auf einen Modal Split, der den Straßen- und Schienenverkehr bis 2040 deutlich bevorzugt. Steffen Bauer, CEO von HGK Shipping, kritisiert deshalb im Kontext der Studie: „Die aktuelle Planung des BMDV wird den realen Herausforderungen und Chancen der Energiewende nicht gerecht und bedarf einer methodischen Anpassung. Eine vorausschauende Bedarfsplanung muss die Lage ganzheitlich betrachten, um dem System Wasserstraße sowie dem Binnenschiff als nachhaltigem Verkehrsträger der Zukunft gerecht zu werden.“

Alleine die Unternehmen duisport und HGK Shipping prognostizieren ein Transportvolumen von jährlich zwischen 20 und 25 Millionen Tonnen CO2 und Ammoniak auf der Wasserstraße. HGK-Shipping-CEO Steffen Bauer führt weiter aus: „Der Wohlstand unseres Landes erwächst vor allem aus einer Standortattraktivität für Industrie und Handel. Ohne eine funktionierende Logistik mit moderner Infrastruktur und einem smarten Modal Split ist das nicht machbar. Erst wenn die realen Entwicklungen am Markt und die Anforderungen der verladenden Wirtschaft verstanden und einbezogen sind, können die einzelnen Verkehrsträger ihren jeweiligen Stärken entsprechend entwickelt werden und somit maßgeblich zur Dekarbonisierung unserer hiesigen Wirtschaft beitragen.“

Notwendigkeit einer leistungsfähigen Wasserstrasse

Alle Teilnehmer der Diskussionsrunde bekräftigten die Notwendigkeit eines weiterhin leistungsfähigen Systems Wasserstraße für Erhalt und Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Sie forderten eine konkretere Berücksichtigung der Vorteile dieser Modalität in den Konzeptionen der kommenden Bundesregierung.

Titelfoto: © HGK / Bildlegende: Nur mit einem bedeutenden Beitrag der Binnenschifffahrt zum künftigen Modal Split und modernen Flotten wie jener von HGK Shipping ist die Energiewende in der Bundesrepublik denkbar.

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