Die Schweizerische Post hat im Jahr 2022 einen Konzerngewinn von 295 Millionen Franken und ein Betriebsergebnis (EBIT) von 358 Millionen Franken erwirtschaftet. Das Ergebnis liegt damit unter dem starken Vorjahr, stärkt aber weiter die Bilanz der Post. Das Jahr brachte mit den Nachwehen der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine etliche unerwartete Faktoren ins Spiel, die nicht nur die Welt, sondern auch das Geschäft der Post beeinträchtigt haben. Nach der Halbzeit der Strategieperiode zeigt sich, dass die Strategie der Post funktioniert: Die Post ist robust und fit für ein sehr anspruchsvolles Jahr 2023. Die Post wird den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen, damit sie auch künftig den Bedürfnissen der Menschen und Unternehmen in der Schweiz entspricht.
(Bern) Das Betriebsergebnis (EBIT) der Schweizerischen Post liegt 2022 mit 358 Millionen Franken um 157 Millionen Franken unter jenem des Vorjahres. Der Konzerngewinn beläuft sich 2022 auf 295 Millionen Franken. Das sind 157 Millionen Franken weniger als 2021. Das Jahr 2022 brachte insbesondere mit dem Krieg in der Ukraine etliche unerwartete Faktoren ins Spiel, die starke Auswirkungen auf die Post hatten. Zusätzliche Kosten aufgrund der rekordhohen Teuerung, tiefere Erträge aufgrund der Zinswende und die rückläufigen Brief- und Paketmengen trafen das Geschäft der Post. Zugleich konnte aber auch im Jahr 2022 ein positiver Free Cashflow generiert werden, der in die Bilanz der Post fliesst und ihre Liquidität erhöht. Damit ist die Bilanz der Post noch solider als vor der Corona-Krise. Roberto Cirillo, Konzernleiter der Post, zeigt sich vor diesem Hintergrund zufrieden mit dem Ergebnis der Post: «Die Post hat ein sehr anspruchsvolles Jahr gut gemeistert. Das letzte Jahr hat uns aufgrund der volatilen Welt- und Wirtschaftslage sehr gefordert – die Mitarbeitenden in den Filialen, in den Paket- und Briefzentren, auf der Zustellung, unterwegs in den Postautos und nicht zuletzt das Management. Wir sind zufrieden, dass unsere Bilanz sich so robust präsentiert und dass wir mit unserer Strategie die Post längerfristig auf einen Stabilisierungspfad gebracht haben.»
Druck im Paketmarkt hat zugenommen
Die volatile Welt- und Wirtschaftslage wirkt sich unterschiedlich auf die einzelnen Geschäftsbereiche der Post aus. Den höchsten Beitrag zum finanziellen Ergebnis steuern Logistik-Services und PostFinance bei. Im Logistikgeschäft erzielte die Post im letzten Jahr 358 Millionen Franken. Damit liegt der Bereich Logistik-Services um 107 Millionen Franken unter dem Vorjahresniveau. Das Ergebnis ist aber mit Blick auf die herausfordernden Rahmenbedingungen in diesem Jahr akzeptabel. Die anhaltend hohe Teuerung wie auch gestiegene Treibstoff- und Energiekosten sowie höhere Beschaffungskosten für Betriebs- und Baumaterial sorgten in diesem Bereich im letzten Jahr für markant höhere Kosten.
Sowohl die Paket- als auch die Briefmengen sind im Vergleich zum Vorjahr um je rund 4 Prozent gesunken. Der Rückgang der Paketmengen hat unter anderem mit der gedrückten und sehr volatilen Konsumentenstimmung zu tun. Diese ist seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs spürbar gesunken – die Menschen bestellten weniger online. Auch weltweite Lieferengpässe als Folge der Corona-Pandemie haben 2022 dazu geführt, dass viele Händler ihre Waren verzögert oder gar nicht herstellen oder liefern konnten. Entsprechend waren insbesondere im zweiten Halbjahr weniger Pakete unterwegs. Die Briefmengen sind in den letzten zehn Jahren um insgesamt rund einen Drittel zurückgegangen. Dieser Trend hat sich wie erwartet auch 2022 fortgesetzt. Die ab 2022 gültigen Preismassnahmen der Post haben sich zwar stabilisierend auf das Ergebnis ausgewirkt, konnten den Briefmengenrückgang aber finanziell nicht kompensieren.
Trotz Mengenrückgang im Jahr 2022 ist der langfristige Trend zum Onlinehandel ungebrochen. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, online einzukaufen. Gegenüber 2019 hat die Post letztes Jahr 30 Prozent mehr Pakete befördert. Der Vergleich mit dem Jahr 2019 zeigt, dass der langfristige Trend bei den Paketen nach oben zeigt, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt als in den beiden Corona-Jahren. Daher wird die Post weiter in die Paketverarbeitung investieren und regionale Sortierzentren erneuern und ausbauen.
Zinsumfeld belastete das Ergebnis von PostFinance – Aussichten hellen sich auf
PostFinance erzielte ein Betriebsergebnis von 229 Millionen Franken. Das sind 43 Millionen Franken weniger als im Vorjahr. Hauptgrund dafür war der um 45 Millionen Franken tiefere Zinserfolg. Der Wegfall der Negativzinsen schlug deutlich stärker zu Buche als die erst über die Zeit anfallenden, höheren Erträge aus Finanzanlagen. Allerdings konnte PostFinance ihre Position als Anlagebank 2022 ausbauen. Erstmals überschritt das Volumen der E-Vermögensverwaltung die Grenze von 1 Milliarde Franken. PostFinance lancierte zudem die neue PostFinance Card. Dank der Kombination mit der Debit Mastercard® können Kundinnen und Kunden zusätzlich zu den bisherigen Zahlungsmöglichkeiten sowohl in der Schweiz als auch im Ausland in allen Geschäften, Restaurants und Onlineshops bezahlen, die Mastercard akzeptieren. Aufgrund des historischen Entscheids der Schweizerischen Nationalbank (SNB), zu positiven Leitzinsen zurückzukehren, hob PostFinance per 1. Oktober die Guthabengebühren für Privat- und Geschäftskunden auf. Die Wende hin zu einem positiven Zinsumfeld begrüsst PostFinance auch im Interesse ihrer Kundinnen und Kunden. So ist es PostFinance wieder möglich, Zinsen auf Spar- und Vorsorgekonten 3a zu zahlen. Die Zinswende bietet ausserdem das Potenzial für eine zukünftig höhere Rentabilität.
Die Post arbeitet bereits mit verschiedenen strategischen Partnern in den Filialen zusammen
Bei PostNetz blieb das Betriebsergebnis im Jahr 2022 mit –71 Millionen Franken stabil (EBIT 2021: –68 Millionen Franken). Die traditionellen Schaltergeschäfte in den Postfilialen waren auch im letzten Jahr insbesondere im Zahlungsverkehr rückläufig. Hier verzeichnet PostNetz einen Rückgang von rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Durch konsequente Effizienzsteigerungen konnte der Bereich PostNetz die Einbussen weitgehend kompensieren. Die Post entwickelt ihre Filialen zu regionalen Dienstleistungszentren mit Partnern, mit nützlichen Angeboten fürs tägliche Leben. Dazu hat die Post im vergangenen Jahr eine Reihe von Partnern an Bord geholt. Dies ist im finanziellen Ergebnis jedoch noch kaum sichtbar, da die Partnerschaften erst in der zweiten Jahreshälfte begonnen haben. Die Grundsteine sind aber gelegt und weitere Partner folgen. Die Post hat im letzten Jahr strategische Partnerschaften mit SwissCaution, Assura, Sympany, der Migros Bank und der Cornèr Bank geschlossen. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnern zeigt, dass der Wandel von Filialen zu Dienstleistungszentren einem Bedürfnis der Schweizer Wirtschaft und Bevölkerung entspricht.
Mobilität im Zeichen der Klimaneutralität
Das Ergebnis des Bereichs Mobilitäts-Services (PostAuto und Post Company Cars) 2022 liegt mit 27 Millionen Franken um 9 Millionen Franken über dem Ergebnis des Vorjahres. Die Nachfrage bei PostAuto hat sich nach dem Corona- bedingten Rückgang der Fahrgastzahlen weiter erholt und liegt zum Jahresende auf dem Niveau von vor der Pandemie. Dies führte zu einem Anstieg der Einnahmen aus den Ticketverkäufen. PostAuto ist damit eine tragende Säule des öffentlichen Verkehrs und verbindet Stadt und Land und so letztlich die ganze Schweiz. Gleichzeitig stiegen aber die Kosten, beispielsweise aufgrund der Teuerung – dies führte bei PostAuto insgesamt zu einem ausgeglichenen Ergebnis in den konzessionierten Verkehren. Die Post hat sich zum Ziel gesetzt in den kommenden Jahren in eine nachhaltige Mobilität zu investieren und damit den CO2-Ausstoss deutlich zu verringern. Das Ergebnis von Post Company Cars ist leicht besser als erwartet. Dies ist vor allem auf das höhere Ergebnis im Drittgeschäft zurückzuführen. Mit Drittgeschäft ist das Flottenmanagement von Geschäftskunden ausserhalb der Post gemeint.
Der Bereich Kommunikations-Services befindet sich weiterhin im Aufbau
Im jüngsten Konzernbereich Kommunikations-Services lag das Betriebsergebnis bei –72 Millionen Franken. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Verbesserung des Ergebnisses von 8 Millionen Franken. Der Bereich befindet sich weiterhin im Aufbau. Dank der Zukäufe lag der Betriebsertrag bei 73 Millionen Franken, dies entspricht einer Zunahme von 35 Millionen (2021: 38 Millionen Franken). «Das Ergebnis von Kommunikations-Services ist wie vorgesehen negativ, der Aufbau verläuft planmässig. Und wir können festhalten: Die Post ist finanziell gesund – wir können und wollen in zukunftsgerichtete digitale Angebote für unsere Kundinnen und Kunden investieren», erklärt Finanzchef Alex Glanzmann.
Um dem Bedürfnis nach digitalen Dienstleistungen Rechnung zu tragen und zukunftsfähig zu bleiben, erweitert die Post ihr Angebot an digitalen Dienstleistungen. Die Post baut dafür im Bereich Kommunikations-Services kontinuierlich ihr Know-how und ihre spezifischen Fachkenntnisse aus und setzt dabei auch auf Zukäufe. Immer mit dem Ziel, mit ihren Lösungen und Services intuitive digitale Interaktionen und den einfachen sicheren Umgang mit eigenen Daten zu ermöglichen. Und zwar für die Bevölkerung, die Unternehmen, die Akteure im Gesundheitswesen und die Behörden.
Die Post ist fit für die Herausforderungen der Zukunft
Die Post ist im Januar 2021 in die neue, vierjährige Strategieperiode gestartet. «Obwohl die Strategie in einer ganz anderen Welt entstanden ist, zeigen alle Indikatoren, dass sie funktioniert. Nicht zuletzt deswegen konnte die Post ein herausforderndes Jahr 2022 bewältigen. Die Post ist heute fit und resilient für ein 2023, das ein besonders anspruchsvolles Jahr werden wird», bilanziert Roberto Cirillo.
Im letzten Jahr hat die Post verschiedene Meilensteine in der Umsetzung ihrer Strategie erreicht. In Buchs (AG) und Rümlang (ZH) hat die Post zwei weitere regionale Paketzentren eröffnet. Die beiden Bereiche Paket- und Briefverarbeitung wachsen weiter zusammen und die Post nutzt bereits heute die daraus wachsenden Synergien.
Mit der Mehrheitsbeteiligung an der axsana AG konnte die Post ihre Rolle als Technologieanbieterin für das elektronische Patientendossier weiter stärken und den Weg für eine einheitliche EPD-Infrastruktur in der Schweiz ebnen. Dank den digitalen Angeboten über alle Bereiche hinweg trifft die Post bereits heute den Nerv der Zeit. In einigen Bereichen dauert die Umsetzung der Strategie aber etwas länger als geplant, weil die Post mit unvorhersehbaren Entwicklungen konfrontiert ist. Beispielsweise ist die Verfügbarkeit von Bauland für Paketzentren beschränkt. Und intensive Abstimmungen mit potenziellen Partnerunternehmen beanspruchen entsprechend Zeit, um sie als strategische Partner für das Postnetz zu gewinnen.
Insgesamt ist Roberto Cirillo aber zufrieden mit den ersten zwei Jahren der Umsetzung der Strategie «Post von morgen»: «Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass unsere Strategie belastbar ist. Sowohl während der Corona-Pandemie wie auch im letzten Jahr haben wir gezeigt, dass die Post einem Bedürfnis der Schweizer Bevölkerung entspricht und sie die Dienstleistungsqualität auch in herausfordernden Zeiten hochhalten kann. Das stimmt mich auch für die kommenden Jahre zuversichtlich. Für mich ist aber auch klar, dass wir den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen müssen». Die Post bringt die vier Pfeiler ihrer Strategie – Wachstum und Entwicklung, Nachhaltigkeit, Preismassnahmen und Effizienzsteigerung – ins Gleichgewicht, indem sie sich stärker auf die beiden letzteren fokussiert. Die Gespräche mit dem Preisüberwacher zur Anpassung der Preise ab dem Jahr 2024 werden stattfinden. Christian Levrat, Verwaltungsratspräsident der Post, unterstreicht: «Die Post ist heute fit, um die Herausforderungen der Zukunft anzupacken. Als Service-public-Unternehmen sorgt die Post für Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität in der Schweiz. Und das soll auch so bleiben. Dank ihrer Strategie hat die Post ein stabiles und langfristig belastbares Fundament geschaffen. Damit verschafft die Post der Schweizer Politik die Zeit, die Weichen für die Weiterentwicklung für die Zeit nach 2030 zu stellen.»
Foto: © Die Schweizerische Post