Vertreter der Bundesregierung, Sicherheitsexperten und die deutsche Schifffahrtsbranche haben gestern Abend an der Blue Night 2025 des Verbands Deutscher Reeder (VDR) in Berlin diskutiert, wie Deutschlands maritime Interessen in einer Welt wachsender geopolitischer Spannungen gesichert werden können. Im Mittelpunkt der Gespräche standen der Schutz wichtiger Seewege und die Rolle der Handelsflotte als strategische Ressource im internationalen Gefüge.
(Hamburg/Berlin) „Unser wirtschaftlicher Erfolg, unsere Versorgungssicherheit und unser Platz in der Welt hängen entscheidend davon ab, dass wir eine starke Schifffahrtsnation sind“, so Gaby Bornheim, Präsidentin des VDR.
Deutschland ist rohstoffarm und zugleich besonders exportorientiert: Rund zwei Drittel aller deutschen Exporte und Importe laufen über See. Über 200 deutsche Reedereien betreiben rund 1.800 Schiffe. Damit ist Deutschland eine der größten Schifffahrtsnationen der Welt. Diese Handelsflotte ist nicht nur Garant für die Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft, sondern im Konfliktfall auch Voraussetzung für den sicheren Transport militärischer Güter und Ausrüstung. Ohne sie wäre Deutschland abhängig von anderen. Ein Risiko, das sich unser Land in einer rauer gewordenen Welt nicht leisten kann.
Ein besonderer Schwerpunkt der Diskussionen lag auf der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Handelsschifffahrt. Auf den Weltmeeren herrscht harter Wettbewerb. Viele Länder investieren massiv in ihre Flotten und Schifffahrtsstandorte, um sich Vorteile im globalen Handel zu sichern. Deutschland muss sich auch künftig behaupten, und die Politik jetzt die richtigen Weichen stellen, damit heimische Reedereien nicht ins Hintertreffen geraten. Diese investieren bereits in Innovation, Klimaschutz und Effizienz, doch für langfristigen Erfolg braucht es verlässliche politische Unterstützung, die Vereinfachung von Verfahren, gezielte Anreize und faire Wettbewerbsbedingungen am Standort Deutschland.
Christoph Ploß, Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus: „Sicherheits- und Wirtschaftspolitik gehören zusammen – gerade auch auf hoher See. Für uns als Exportnation ist ein freier und sicherer Seehandel von entscheidender Bedeutung: Er ist die Lebensader für unseren Wohlstand, unsere Versorgungssicherheit und unseren Wirtschaftsstandort. Deshalb ist es das Ziel der Bundesregierung, eine starke, innovative und international wettbewerbsfähige Handelsschifffahrt und einen zukunftsfähigen Schiffbau in Deutschland zu sichern. Aus diesem Grund wird die Bundesregierung beispielsweise an der Tonnagesteuer festhalten und sich gemeinsam mit unseren internationalen Partnern für sichere Seewege einsetzen.“
Verteidigungsfähigkeit im Bündnisrahmen von NATO und EU
Ein weiteres zentrales Thema der Blue Night: die Verteidigungsfähigkeit im Bündnisrahmen von NATO und EU. Dabei wurde deutlich, dass sicherheitspolitische Fragen eng mit wirtschaftlichen Zukunftsaussichten verknüpft sind. „Das deutsche Geschäftsmodell wird künftig nur noch funktionieren, wenn Deutschland und Europa global militärische Macht projizieren können. Maritime militärische und technologische Fähigkeiten entscheiden darüber, wer künftig in Wirtschaft und Handel erfolgreich sein wird“, ordnete Nico Lange, Senior Fellow bei der Münchner Sicherheitskonferenz und beim Transatlantic Defense and Security Center for European Policy Analysis (CEPA) in Washington D.C., die Lage grundsätzlich ein.
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