Seit Ende des vergangenen Monats setzt die Logistik in Italien den elektronischen Frachtbrief (eCMR) ein. Das südeuropäische Land hatte in diesem Sommer das dafür notwendige Zusatzprotokoll zum Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Beförderung von Gütern im internationalen Straßenverkehr in seinem Parlament anerkannt.
(Auer/Padua) Der renommierte Logistikdienstleister Gruber Logistics mit Hauptsitz in Südtirol nahm wenige Tage vor Inkrafttreten des eCMR am 26. September an einem erfolgreichen Test der Anwendung teil. Vom Lager in Padua von Gruber Logistics bis zum Hafen in Triest wurde eine für die Zieldestination Türkei vorgesehene Arzneimittelsendung mittels elektronischer Dokumentation rechtssicher durchgeführt.
Das Gelingen dieses Probetransports beruhte auf einer engen Zusammenarbeit der beteiligten Unternehmen, Verbände, Organisation beziehungsweise staatlichen Stellen. Neben dem Team von Gruber Logistics in Triest waren dies unter anderem die Autorità di Sistema Portuale del Mare Adriatico Orientale, die lokale Hafenbehörde am dortigen Hafen, sowie Finanz- und Zollbehörden des Landes plus Firmen wie Infoera und Accudire. Alle Sendungsdaten waren in Echtzeit zu verfolgen und aufgrund der Zusammenarbeit aller IT-Systeme, der sogenannten Interoperabilität, konnte die elektronische Dokumentation der Prozesse erfolgreich gewährleistet werden.
Martin Gruber, CEO von Gruber Logistics, der viele Jahre an der Entwicklung des elektronischen Frachtbriefs und dessen Einführung auf dem italienischen Markt beteiligt war, betont die Bedeutung des hinter der eCMR-Einführung stehenden Ansatzes, mehr Bewegung in die Digitalisierung der Logistikbranche zu bringen. „Der Hafen in Triest ist diesbezüglich in seiner Entwicklung bereits sehr weit gekommen. Wir glauben aber, dass Einführung und Einsatz des eCMR paradoxerweise weitere Vorteile in Situationen bieten kann, in denen der IT-Standard noch ausbaufähig ist. Zum Beispiel könnte er in Häfen, die noch nicht so weit sind, als Vorankündigung einer avisierten Sendung dienen. So ließen sich logistische Abläufe optimieren, etwa durch die höhere Transparenz aufgrund einer verbesserten Nachverfolgung einer spezifischen Ladung.“
Steigerungsbedarf in Resilienz
Darüber hinaus weist der CEO des innovativ denkenden Familienunternehmens darauf hin, dass „unsere Branche im Allgemeinen, was zuletzt durch einige weltweite Lieferkettenabbrüche sichtbar wurde, noch Steigerungsbedarf in Fragen der Resilienz hatte, und im Speziellen beim Thema Innovation noch mutiger werden muss. Für ein effizienteres Supply Chain Management, das von einem leistungsfähigen eCMR profitiert, muss dessen Anwendung in Zukunft verbindlich vorgeschrieben werden. Erst dann kann ein IT-Ökosystem mit den notwendigen Datenschnittstellen über Unternehmens- und dann auch Ländergrenzen entstehen, dass dank eines komplikationsfreieren und somit schnelleren, dabei papierlosen Informationsflusses auch zügigere Warenströme ermöglicht.“
Foto: © Gruber