Gestern am 12. August jährte sich der Einsturz des Rastatter Tunnels zum achten Mal. Eine der Tunnelröhren stürzte 2017 kurz vor der baulichen Vollendung des gesamten Eisenbahntunnels ein – zum Glück ohne Verletzte. Die Folge: Sieben Wochen lang war über die einzige leistungsfähige Verbindung kein Zugverkehr zwischen Rastatt und Baden-Baden bzw. zwischen den Nordseehäfen und Norditalien möglich.
(Berlin) Weder zur Ursache des Einsturzes noch dazu, wer die Mehrkosten letztlich tragen wird, gibt es eine öffentliche Aufklärung.
Neele Wesseln, Geschäftsführerin der GÜTERBAHNEN, kommentiert:
Nele Wesseln
„Acht Jahre nach der schwersten Bauhavarie der jüngeren Eisenbahngeschichte ist es inakzeptabel, dass der Abschlussbericht zu Ursachen, Mehrkosten und Verantwortlichkeiten noch immer nicht öffentlich gemacht wurde. Das öffentliche Interesse an Transparenz ist enorm – schließlich geht es um Millionenbeträge und um die Frage, ob ähnliche Fehler künftig vermieden werden können. Wir befürchten, dass Mehrkosten zu Lasten anderer dringend nötiger Infrastrukturprojekte aus dem Bundeshaushalt gedeckt werden.
Der Tunnel ist darüber hinaus für schwere Güterzüge kaum nutzbar. Mit seiner Steigung von 12,5 Promille zwingt er einen Teil der Züge auch künftig zur Fahrt mitten durch Rastatt, obwohl der Tunnel unter anderem dafür gebaut wurde, die Lärmbelastung zu verringern und Verkehr aus der Stadt zu kriegen. Das ist nicht nur eine planerische Fehlleistung, sondern ein Mahnmal dafür, dass künftige Großprojekte stärker am Bedarf des Güterverkehrs ausgerichtet werden müssen – nicht nur am für die Politik vermeintlich relevanteren Personenverkehr.“
Neigung an Anfang und Ende des Tunnels ausschlaggebend
Für das Befahren von Tunnels für verschiedene Verkehrsarten ist die Neigung an Anfang und Ende des Tunnels ausschlaggebend. Da im Güterverkehr die schwersten Züge unterwegs sind, sind sie besonders auf eine geringere Neigung (idealerweise max. vier Promille) angewiesen. Der Rastatter Tunnel ist nach dem damals gültigen Regelwerk der DB Netz AG so gebaut worden, dass leichte und beschleunigungsstarke Personenzüge ohne weiteres die mit 12,5 Promille gebauten Rampen befahren können, schwerere Güterzüge aber nicht. Diese müssten dann wie bisher durch die Stadt gefahren werden – umso makaberer, da der Tunnel vor allem gebaut wurde, um Lärm aus der Stadt abzuziehen. Da im Güterverkehr immer längere und schwerere Züge gefahren werden, ist diese Strecke nicht für die Zukunft des Schienengüterverkehrs gewappnet.