Eine stärkere Wahrnehmung der niedersächsischen Seehäfen in Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit – dies war das erklärte Ziel, mit dem vor 31 Jahren der Niedersächsische Hafentag ins Leben gerufen wurde. Nach zwei Jahren Zwangspause trafen sich zum 30. Mal rund 300 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zum lang ersehnten Hafentag. Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann setzt sich für den Hafenstandort Niedersachsen ein.
(Emden) Vor rund 300 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Presse begrüsste André Heim, Geschäftsführer der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH, die Gäste am 30. Niedersächsischen Hafentag an Bord der LNG-Fähre MS „MÜNSTERLAND“ im Außenhafen in Emden.
Traditionell werden zum Hafentag die aktuellen Entwicklungen in Niedersachsens Seehäfen diskutiert. Die Universalhafengruppe hat 2021 insgesamt rund 51,4 Millionen Tonnen im Seeverkehr umgeschlagen (48 Millionen Tonnen in 2020) und verzeichnet damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Wachstum von rund 6%. Der Seehafen Emden schlug im letzten Jahr rund 4 Millionen Tonnen um. Positiv entwickelte sich der Umschlag der Stückgüter (+3 % im Vergleich zum Vorjahr) – hier überwiegend der Import von Forstprodukten, wie Zellstoff und Holz.
Herausforderungen im ersten Corona-Jahr
Das erste Jahr der Pandemie war kein einfaches Jahr für die Niedersächsischen Seehäfen. Auch im vergangenen Jahr gab es immer wieder Herausforderungen zu bewältigen: Lieferketten wurden unterbrochen, es gab temporäre Ausfälle von Produktionsstätten und Verschiebungen von Warenströmen. „Umso positiver ist die Hafenbilanz 2021 zu bewerten. Besonders im Umschlag und der Lagerung von Stückgütern, inkl. RoRo und Container, sehen wir in mehreren Hafenstandorten sehr gute Entwicklungen“, so A. Heim während seiner Eröffnungsrede.
In Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine stehen die Niedersächsischen Seehäfen unmittelbar vor ökonomischen und ökologischen Transformationsprozessen im Bereich Klima und Energie. A. Heim betont: „Niedersachsens Seehäfen bieten beste Bedingungen für alle wichtigen Alternativen zum russischen Erdgas: LNG in Wilhelmshaven und Stade, Wasserstoff in Wilhelmshaven und Cuxhaven sowie Offshore-Windenergie in Cuxhaven, Emden und Wilhelmshaven. Unsere Häfen sind gut vorbereitet!“
Hafentag hat gefehlt
Der Oberbürgermeister des gastgebenden Standorts Emden, Tim Kruithoff, machte in seinem Grußwort auf die hohe Bedeutung des Hafens für die Stadt aufmerksam: „Der Emder Hafen ist der westlichste Seehafen Deutschlands. Hier schlägt seit Jahrhunderten das wirtschaftliche Herz unserer Stadt. Bis heute bietet er über Generationen hinweg die Arbeits- und Lebenswelt für viele tausend Menschen – und ein gutes Stück Seele unserer Stadt schlägt in unserem Hafen. Deswegen freue ich mich besonders, dass es nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause möglich ist, dass der lang geplante Hafentag im Seehafen Emden stattfinden kann. Der Hafentag hat gefehlt. Denn „Seaports of Niedersachsen“ kommt gerade in der aktuellen, weltpolitischen Lage eine bedeutende internationale Rolle zu. Darüber hinaus gehen vom Hafentag auch immer Signale für die Zukunftsfähigkeit der Häfen aus, die es in den aktuellen Zeiten und mit den damit einhergehenden Herausforderungen in den Bereichen Digitalisierung sowie Umwelt- und Klimaschutz bedarf und in die es weiter zu investieren gilt.“
Hafeninfrastruktur für Energieversorgung
Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann sieht in den Niedersächsischen Seehäfen einen wichtigen und starken Partner der Wirtschaft mit Wachstumspotenzial: „Emden nimmt in vielerlei Hinsicht eine strategisch wichtige Rolle ein, gerade für die verkehrstechnische Anbindung der niedersächsischen Häfen. Gerade nun, in Zeiten des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs, stellen wir als Bundesland hier und heute in Emden wichtige Weichen für die Zukunft unseres Hafenstandortes. Niedersachsen ist schließlich Hafenland. Niedersächsische Standorte, insbesondere Stade und Wilhelmshaven, verfügen mit ihrer bestehenden Hafeninfrastruktur, den unmittelbaren Zugängen zu transeuropäischen Erdgasversorgungsnetzen sowie den küstennahen Gasspeicherkapazitäten über ausgezeichnete Standortmerkmale, um LNG-Infrastrukturen an der norddeutschen Küste zu entwickeln. LNG wird bei der Neugestaltung unserer Versorgung auf längere Sicht eine entscheidende Rolle spielen. Dafür setze ich mich persönlich als Wirtschaftsminister mit aller Kraft ein.“
Chance und Bedeutung für die Schiene
Frank Erschkat, Senior Vice President Intermodal Sales DB Cargo und zugleich Sprecher der Geschäftsführung TFG Transfracht, referierte unter dem Redetitel „Bedeutung und Chancen der niedersächsischen Häfen für die Schiene“ und betonte die gemeinsamen Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
Der 30. Niedersächsische Hafentag hat sich auch dieses Jahr wieder als gelungenes Netzwerktreffen und etabliertes Format bewährt. Im Anschluss an die Veranstaltung hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, an einer besonderen Hafenrundfahrt mit dem Fahrgastschiff MS „ATLANTIS“ teilzunehmen.
Foto: © seaports / Bildlegende: (v.l.n.r.) André Heim, Geschäftsführer Seaports of Niedersachsen GmbH, Frank Erschkat, Senior Vice President Intermodal Sales DB Cargo & Sprecher der Geschäftsführung TFG Transfracht, Dr. Bernd Althusmann, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, Tim Kruithoff, Oberbürgermeister der Stadt Emden