Die Erholung des Geschäftsklimas der deutschen Logistikwirtschaft setzte sich im zweiten Quartal 2021 fort. Der entsprechende Indikator lag im Mai bei 100,1 Punkten und damit deutlich über dem Vorkrisenniveau. Dies geht aus den monatlichen Erhebungen zum Logistik-Indikator hervor, die das ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) im Rahmen seiner Konjunkturumfragen durchführt.
(Bremen) Der zunehmende Optimismus machte sich nicht nur bei der Beurteilung der aktuellen Situation der Unternehmen bemerkbar, die erheblich positiver als noch im Vorquartal ausfiel. Auch für den weiteren Jahresverlauf erwarteten immer mehr Firmen einen günstigeren Geschäftsverlauf.
Die Logistikdienstleister klagten kaum mehr über zu geringe Auftragsbestände und beurteilten die derzeitige Geschäftslage per Saldo gut. Die Geschäftsperspektiven klarten weiter auf, so dass nun mehrheitlich mit einem Beschäftigungsaufbau gerechnet wurde. Insgesamt verbesserte sich das Geschäftsklima spürbar und der Indikator drehte erstmal seit Mitte 2019 wieder in den positiven Bereich.
In Handel und Industrie hat sich das Geschäftsklima deutlich aufgehellt. Der Hauptindikator legte beachtlich zu und notierte bei 102,5 Punkten. Dies war vor allem den positiven Urteilen über die derzeitigen Geschäfte zu verdanken, welche erheblich zunahmen. Aber auch die Geschäftserwartungen fielen zuversichtlicher aus. In den kommenden Monaten rechneten die Firmen mit weiteren Geschäftszuwächsen. Preisplanungen sahen kräftige Steigerungen vor. Nachdem sich im Vorquartal vor allem die Industrie kräftig erholte, konnte nun der Handel aufholen. Im Zusammenhang mit den Corona-Öffnungsschritten herrschte besonders im Einzelhandel reger Optimismus. Der Großhandel konnte seine positiven Lageurteile ebenfalls ausbauen, aber in geringerem Ausmaß als der Einzelhandel.
Arbeitsmarkt im Mai auf höchstem Stand seit Juni 2019
Nachdem sich die deutsche Wirtschaft im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2020 zügig von der ersten Corona-Welle erholt hatte, bekam sie Anfang dieses Jahres einen erneuten Dämpfer. Die zweite und dritte Corona-Welle ließen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2021 gegenüber dem vierten Quartal 2020 um 1,8%1 sinken. Besonders stark betroffen waren wiederum der Einzelhandel und kontaktintensive Dienstleistungsbranchen. Die Situation besserte sich mit dem raschen Rückgang der Neuinfektionszahlen. Der Einzelhandel durfte vielerorts unter Auflagen öffnen, was sich auch in den Schätzungen des ifo Instituts zur Kurzarbeit widerspiegelte. Die Zahl an Kurzarbeitern sank im Mai auf 227.000, von 427.000 im Januar. Im Gastgewerbe, das bisher nur in geringen Maßen öffnen durfte, fiel der Rückgang der Kurzarbeit mit 88.000 Beschäftigten hingegen schwächer aus (Mai: 489.000, Januar: 577.000). Auch gesamtwirtschaftlich sank die Kurzarbeit seit Anfang 2021 kontinuierlich, seit ihrem Hochpunkt im April vergangenen Jahres konnte sie sogar um über 40% reduziert werden. Die Belebung am Arbeitsmarkt spiegelt sich auch beim ifo Beschäftigungsbarometer wider, das im Mai auf seinen höchsten Stand seit Juni 2019 kletterte. Die deutschen Unternehmen planen vor allem in der Industrie und im Dienstleistungssektor neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen.
Frühindikatoren des Statistischen Bundesamtes
Ähnlich positive Entwicklungen zeigen Frühindikatoren des Statistischen Bundesamtes. Mobilitätsdaten wiesen auf einen kontinuierlichen Anstieg der Beweglichkeit der Bevölkerung seit Jahresanfang hin, wenngleich die Indikatoren teilweise noch deutlich niedriger sind als im Sommer 2020. Auch der Transportindex, der die wirtschaftliche Aktivität anhand der Verkehrsleistung misst und den LKW-Maut-Fahrleistungsindex um weitere Verkehrsträger im Güterverkehr ergänzt, zeigte eine zunehmende gesamtwirtschaftliche Aktivität seit Jahresbeginn an. Der täglich verfügbare LKW-Maut-Fahrleistungsindex schwächte sich allerdings im Verlauf des Mais etwas ab. Hier dürften sich die Produktionsschwierigkeiten einiger Industriesparten bemerkbar machen, die im Zusammenhang mit Engpässen bei der Lieferung von Vorprodukten stehen. Dies gaben zuletzt immerhin 45% der vom ifo Institut befragten Industrieunternehmen an.
Insgesamt deuten die vorliegenden Frühindikatoren darauf hin, dass die Erholung der deutschen Wirtschaft Fahrt aufnehmen dürfte. Nachdem große Teile des Verarbeitenden Gewerbes bereits im letzten Jahr boomten und ihre teils kräftigen Produktionsausweitungen in den kommenden Monaten vor dem Hintergrund der Lieferengpässe etwas drosseln dürften, profitieren nun vor allem der Einzelhandel, die Gastronomie und andere kontaktintensive Dienstleister vom Abflauen der Coronakrise.
Der Logistik-Indikator
Der Logistik-Indikator wird vom ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. berechnet. Er geht aus den monatlichen Konjunkturumfragen für den Zeitraum ab 2005 hervor. Zur Ermittlung des Indikators werden mehr als 4.000 Antworten von Anbietern von Logistikleistungen (60% Güterverkehr (ohne Luftfracht); 40% Speditionen und Logistik) bzw. von Unternehmen aus den Bereichen des Verarbeitenden Gewerbes (66%) und des Handels (Großhandel: 17%; Einzelhandel: 17%) als Anwender von Logistikleistungen herangezogen. Der Gesamtindikator wird zu gleichen Teilen aus den Ergebnissen der Anbieter und der Anwender berechnet. Das Fragendesign zielt auf die konjunkturelle Beurteilung der aktuellen Geschäftssituation, den Entwicklungen in den letzten Monaten und den Erwartungen in den kommenden Monaten ab. In der Regel stehen den Befragungsteilnehmern je Frage drei Antwortalternativen zur Wahl, die sich jeweils als positiv-expansiv, durchschnittlich-neutral und negativ-kontraktiv kennzeichnen lassen. Aus den Prozentanteilen positiv-expansiver und negativ-kontraktiver Antworten wird ein Saldo gebildet. Entsprechend kann der Saldo Werte zwischen -100 (alle Unternehmen haben eine negativ-kontraktive Antwort gegeben) und +100 (alle Unternehmen haben eine positiv-expansive Antwort gegeben) annehmen. Bei einem Saldenwert von 0 halten sich negative und positive Antworten die Waage. Sämtliche Fragen beziehen sich auf eine jahreszeitlich übliche Einschätzung. Zusätzlich werden alle berichteten Zahlen mit einem statistischen Standardverfahren zur Saisonbereinigung (X13-ARIMASEATS) von dem verbleibenden saisonalen Muster bereinigt. Zur Berechnung der Indexwerte des Geschäftsklimas und der beiden Komponenten Geschäftslage und Erwartungen werden die Salden jeweils um 200 erhöht und auf den Durchschnitt eines Basisjahres (derzeit 2005) normiert.
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