In gerade einmal sechs Monaten hat SSI SCHÄFER bei Ostendorf in Emstek die vorhandene Verschieberegalanlage durch den Einsatz von Automated Guided Vehicles (AGVs) und der Intralogistiksoftware WAMAS® automatisiert. Die positiven Auswirkungen der teilautomatisierten Logistiklösung waren direkt ab dem Go-Live Mitte 2021 spür- und messbar: fehlerfreie und transparente Prozesse sowie ein konstanter, ressourcenunabhängiger und damit effizienterer Materialfluss im 3-Schicht-Betrieb.
(Neunkirchen/Emstek) Die Gebr. Ostendorf Kunststoffe GmbH zählt zu den führenden Herstellern von Abwasserrohrsystemen in Deutschland und vertreibt diese Kunststoffrohre und Formstücke aus Polypropylen seit 1973. Abnehmer ist die Bauindustrie, die in der Regel große Stückzahlen in vielfältigen Varianten ordert und in einem kostenintensiven Umfeld operiert. Angesichts des anhaltenden Wachstums und der Vorgabe nach immer kürzeren Lieferzeiten hatte Ostendorf am Stammsitz in Vechta bereits 2017 ein neues zentrales Distributionszentrum in Betrieb genommen. Es dient der verpackungsoptimierten Bereitstellung von Waren über Nacht und wurde von SSI SCHÄFER mit einem automatischen Kanallager inklusive SSI Orbiter®-Lastaufnahmemittel, Intralogistiksoftware WAMAS® sowie Fördertechnik ausgestattet.
Auch am Standort Emstek war Ostendorf gefordert, die Prozesse an immer anspruchsvollere Marktbedingungen anzupassen. Abläufe im Bereich der Intralogistik sollten optimiert, die Produktivität gesteigert und Kosten gesenkt werden. Zeitgleich wurde mit einem Hauptkunden aus der Bauindustrie vertraglich vereinbart, Waren auf Mischpaletten vorzukommissionieren. In diesem Zusammenhang waren plötzlich mehr Verpackungsmaterialien und Paletten vorzuhalten und im Lager zu bewegen. Doch geeignetes Personal für den damit verbundenen Mehraufwand und dazu für einen 3-Schicht-Betrieb ist rar – speziell im Oldenburger Münsterland, wo nahezu Vollbeschäftigung herrscht. So entschied man sich bei Ostendorf für eine teilautomatisierte und zügig installierbare Plug & Play Lösung von SSI SCHÄFER, die vor allem für kleinere Lager mit moderaten Durchsatzleistungen ideal geeignet ist: Die neue Lösung mit den Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) in Verbindung mit dem vorhandenen Verschieberegalsystem (VRS) deckt die Ein- und Auslagerungsprozesse sowie die innerbetrieblichen Transporte zuverlässig ab. Ostendorf profitiert so von einer hohen Prozesssicherheit rund um die Uhr.
Ein Partner als Generalunternehmer
Die Entscheidung fiel auf SSI SCHÄFER, weil sich Ostendorf für die gesamte Lösung inklusive aller Schnittstellen nur einen Partner als Generalunternehmer wünschte. Dies erleichterte die Kommunikation deutlich und sorgte für einen zeitoptimierten Projektverlauf. Weiterhin konnte man auf eine gute Zusammenarbeit in anderen Projekten zurückblicken, wie bei dem Hochregallager in Vechta und bei der Palettenverschieberegalanlage in Rain am Lech. Bei der Umsetzung der Projekte hat sich SSI SCHÄFER als zuverlässiger und kompetenter Partner erwiesen. Und schließlich kannte Ostendorf bereits die Intralogistiksoftware WAMAS® vom Standort Vechta und hatte damit gute Erfahrungen gemacht.
„Die Wunschvorstellung analog zu Vechta auf Vollautomatisierung zu setzen, wäre für Emstek übertrieben gewesen“, berichtet Ludger Stroot, Betriebsleiter Werk Emstek bei Ostendorf. „Aber wir wollten dennoch in einem gewissen Maße automatisieren, um die damit verbundenen Vorteile zu erhalten. Die Fahrerlosen Transportsysteme waren in diesem Zusammenhang die passende Technologie und für den vergleichsweise niedrigen Durchsatz genau richtig.“ „Zudem drängte die Zeit“, ergänzt Lukas Varelmann, Leiter innerbetriebliche Logistik bei Ostendorf. „Während die Planung und Umsetzung eines vollautomatischen Hochregallagers samt Bauantrag mindestens drei Jahre beansprucht, haben wir dank Teilautomatisierung keine sechs Monate gebraucht, um die gesteckten Ziele zu erreichen.“
Direkt in die Logistikstrukturen integrierbar
Ein derart überschaubares Zeitfenster verweist auf die besonderen Vorteile der eingeführten skalierbaren Logistiklösung: „Die Kombination aus Verschieberegalanlage und Fahrerlosem Transportsystem ist als Standard ausgereift und direkt in die Lagerstrukturen des Kunden integrierbar“, erklärt Stefan Reichwald, Sales Manager bei SSI SCHÄFER. „Damit hat die Lösung für das automatisierte Palettenhandling unmittelbar positive Auswirkungen auf die Liefertreue und -qualität sowie auf die laufenden Betriebskosten.“
Das Teilautomatisierungsprojekt wurde von SSI SCHÄFER zusammen mit dem AGV-Spezialisten DS Automotion, einem Unternehmen der SSI SCHÄFER Gruppe, Mitte 2021 erfolgreich abgeschlossen. Dabei richteten die Partner eine Schnittstelle zu dem bestehenden Verschieberegalsystem ein. Parallel verantworteten sie die Einbindung der AGVs, der Fördertechnik sowie die Gesamtintegration in die WAMAS®-Softwareumgebung von Ostendorf. „Inklusive Software war dies ein ganzheitliches Lösungspaket. Daher ist uns die Entscheidung, es in der Form umzusetzen, leichtgefallen“, betont Lukas Varelmann.
Materialfluss im Dreischicht-Betrieb
„Die AGVs ermöglichen Ostendorf einen konstanten Materialfluss im 3-Schicht-Betrieb, die Prozesse sind klar strukturiert und Fehler nahezu ausgeschlossen“, erläutert Roland Hieslmair, Vertriebsingenieur bei DS Automotion. Das entlastet die Mitarbeitenden, die heute unter anderem im Leitstand prozessübergreifende Tätigkeiten übernehmen. Darüber hinaus sind sämtliche Abläufe über WAMAS® eindeutig nachvollziehbar. Die sichere, zuverlässige Kommunikation zwischen VRS und AGVs verhindert überdies Wartezeiten: Während sich das Fahrzeug der Zielgasse nähert, wird diese bereits zur Öffnung ausgelöst.
Software sendet Aufträge an den „Flottencontroller“
Mit der Verschieberegalanlage kommuniziert die Software barcodeunterstützt via ProfiNet. „WAMAS® sendet die Aufträge an den Flottencontroller von DS Automotion, den man sich wie eine Art „Taxizentrale“ vorstellen kann“, erklärt Roland Hieslmair. Das System prüft zeitgleich, welches Fahrzeug frei ist und vergibt den Transportbefehl. Bei einem Auftrag zur Auslagerung sorgt WAMAS® für eine frühzeitige Gassenöffnung, damit das AGV direkt einfahren kann. Dort nimmt es die angeforderte Palette auf und verbringt sie zum Übergabepunkt an der Fördertechnik. Der Flottencontroller meldet den Auftragsabschluss an WAMAS® und das FTS ist bereit für die nächste Aufgabe.
Foto: © SSI Schäfer / Bildlegende: Ludger Stroot, Betriebsleiter Werk Emstek bei Ostendorf