In Arktis schmelzen die Gletscher und das Eis. Was sich für die Umwelt als Katastrophe herausstellen könnte, freut vor allem die chinesischen Exporteure, denn dadurch tut sich eine neue, schnellere Seeroute nach Europa mit einer Zeitreduktion von bis zu 40 %. Schon gibt es die ersten Fahrten. Am Samstag, 20.9.2025 macht sich die MS „Istanbul Bridge“ der Reederei Haijie Shipping Company auf den Weg von China nach Europa.
(Qingdao/Hamburg) Ein neues Schifffahrtskonzept verbindet Asien und Europa über bislang kaum genutzte Seewege: Statt über traditionelle Routen wird vermehrt der nördliche Meerespfad entlang der arktischen Küsten verwendet. Das verspricht nicht nur deutlich kürzere Laufzeiten, sondern wirft auch politische und ökologische Fragen auf.
Am 20. September 2025 legte das Containerschiff Istanbul Bridge der chinesischen Reederei Haijie Shipping Company im chinesischen Hafen Qingdao ab. Ziel ist die erste reguläre Container-Schifffahrtsroute über den Arktischen Ozean, genannt „China-Europe Arctic Express“.
Die Route verbindet die chinesischen Häfen Qingdao, Shanghai und Ningbo-Zhoushan mit den europäischen Häfen Felixstowe, Rotterdam, Hamburg und Gdańsk. Durch diese Route reduziert sich die Fahrzeit zwischen bestimmten asiatischen und europäischen Zielen deutlich – Schiffe, die über die Arktis fahren, können gegenüber den alten Seewegen bis zu 40 % Zeit sparen.
Die Befahrbarkeit hängt allerdings vom Eisstand ab; vorerst wird die Route nur saisonal genutzt werden, solange die arktischen Gewässer ausreichend eisfrei sind. Schiffe mit höherer Eisklasse sind angedacht, um den Zeitraum der Nutzung zu verlängern.

Die „Istanbul Bridge“ am 19.9.2025 bei Shanghai auf dem Weg nach Qingdao
Die Vorteile sind klar: Kürzere Transportzeiten reduzieren Lager- und Betriebskosten, und Lieferketten werden effizienter – Das ist für exportorientierte Unternehmen und die globalen Warenströme besonders bedeutsam.
Herausforderungen Umwelt und Eis
Doch es gibt auch große Herausforderungen. Dazu gehören die Notwendigkeit spezieller Navigation in Eisregionen, erhöhte technische Anforderungen, mögliche Umweltrisiken bei Unfällen in sensiblen Gebieten und politische Spannungen über Nutzung und Kontrolle dieser Seewege. Staaten, durch deren Gewässer oder Küsten die Route verläuft, drängen zunehmend darauf, Mitspracherechte und ökonomische Vorteile zu erhalten.
Fotos: © MarineTraffic / Haijie Shipping Company