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Intelligente Lagerhäuser: Antwort auf zollbedingte Lieferkettenrisiken

von Loginfo24 Redaktion
Die globalen Lieferketten stehen im Zuge der aktuellen USA-Handelspolitik vor gewaltigen Herausforderungen: Die Trump-Administration hat durch die Ankündigung und Rücknahme von Zöllen große Unsicherheit und eine angespannte Lage geschaffen. Falls die bisher nur angekündigten Zölle tatsächlich in Kraft treten, könnte das große Auswirkungen auf Hersteller aus den USA haben, die auf den Import von Materialien und Komponenten angewiesen sind. Sie müssten dann vermutlich für wesentliche Rohstoffe 20 bis 30 Prozent mehr zahlen.

Von: Scott Walker

(Hackensack/Düsseldorf) Verantwortliche für die Supply Chain überdenken daher aktuell ihre Strategien. Das Nearshoring oder Reshoring von Betrieben bietet zwar viele Vorteile, ist jedoch nicht für jede Organisation realisierbar. Zudem lassen sich die Strategien nicht über Nacht umsetzen und die Verlagerung einer Produktion kann kostspielig sein. Gefragt sind jetzt Tools und Technologien, die ein kontinuierliches Monitoring und Kontrolle ermöglichen. Hierfür bietet sich Artificial Intelligence of Things (AIoT) an.

KI und IoT gemeinsam nutzen

Durch die Verknüpfung von künstlicher Intelligenz (KI) mit dem Internet der Dinge (IoT) wurden neue Möglichkeiten geschaffen. Die entstandene AIoT kombiniert die Datenerfassungsfähigkeiten von IoT-Geräten mit der analytischen Kraft von KI. Anwendung findet diese Technologie unter anderem in der Logistik, um die weltweiten Lieferketten besser zu unterstützen.

In einem Lager sammeln IoT-Sensoren hierfür zum Beispiel Echtzeitdaten zu vielen Parametern – von der Leistung einzelner Geräte über Lagerbestände bis hin zu Umgebungsbedingungen. KI-Algorithmen analysieren diese Daten, um Muster zu identifizieren, Probleme vorherzusagen und Entscheidungsprozesse zu automatisieren. Das Ergebnis ist ein intelligenterer, reaktionsfähigerer Lagerbetrieb, der sich schnell an veränderte Anforderungen und externe Belastungen wie Zölle anpassen kann.

Effizienzsteigerung durch intelligente Systeme

Steigende Handelskosten aufgrund von Zöllen lassen sich zwar nicht kontrollieren, aber die Optimierung der Organisation hilft im Bereich der Logistik, negative Folgen neuer Entwicklungen abzumildern. Dank KI-gestützter Daten und Erkenntnisse können proaktiv Entscheidungen getroffen werden. Das ermöglicht schnellere Anpassungen bei Herausforderungen wie zollbedingten Lieferkettenunterbrechungen. Insgesamt verbessert AIoT nicht nur die Abläufe innerhalb eines Lagers, sondern erhöht auch die Transparenz über die gesamte Lieferkette. Über das IoT werden Sendungen verfolgt und KI analysiert Transportdaten, um Engpässe zu identifizieren und alternative Routen vorzuschlagen.

Eine solche End-to-End-Transparenz hilft Herstellern, zollbedingte Disruptionen zu antizipieren und ihre Logistikstrategien anzupassen. Die umfassende Sichtbarkeit ist die Grundlage für eine präzise Kontrolle und begünstigt reibungslose Abläufe inmitten globaler Unsicherheit. AIoT liefert durch Analysen von Sensor- und Videodaten, die über alle operativen Prozesse hinweg gesammelt werden, die für bessere Entscheidungen notwendigen Erkenntnisse. IoT-Geräte tracken die Umgebungsbedingungen von Ladungen und tragen zur Sicherstellung einer optimalen Lastverteilung bei, wodurch Verderb und Schäden reduziert werden. KI-gestützte Maschinen und Roboter übernehmen repetitive Aufgaben und erhöhen die Geschwindigkeit und Genauigkeit. Außerdem kann KI durch die Daten von IoT-Sensoren in Echtzeit den Vorrat in Lagern verfolgen, die Nachfrage prognostizieren und die Bestände bedarfsgerecht anpassen.

Vorteile der smarten Technologie

Bei der Integration von AIoT müssen Herausforderungen wie Datensicherheit, Investitionskosten und Qualifikationslücken berücksichtigt werden. Schulungen der eigenen Belegschaft sind wichtig, damit weiterentwickelte oder neue Systeme korrekt bedient werden. Ein integrierter Ansatz – die Kombination einer modernen Technologie mit der Befähigung von Mitarbeitern – beseitigt blinde Flecken entlang der gesamten Lieferkette. Zudem hält er auch in schwierigen Zeiten konstant hohe Standards in der Logistik aufrecht.

Moderne Lagerhäuser stehen unter enormem Druck, schneller zu liefern und effizienter zu arbeiten – und er wird sich noch verstärken, wenn die angekündigten Zölle in Kraft treten. Dieser Druck, Key Performance Indicators (KPIs) zu erfüllen und Kosten zu kontrollieren, kann zu Arbeitsunfällen in der Logistik führen. Die Statistiken sind alarmierend: In Deutschland verletzen sich bei einem Unfall mit einem Flurförderzeug circa 100 Menschen täglich, manchmal sogar mit tödlichem Ausgang.

Innovative Technologie mit KI bietet auch hier einen Ausweg, der für Sicherheit sorgt, ohne die Produktivität zu beeinträchtigen. Anstatt reaktiv auf Unfälle zu reagieren, können Unternehmen auf AIoT-Lösungen setzen, die riskante Situationen durch ein kontinuierliches Monitoring voraussagen, präventive Warnungen ausgeben und frühzeitig Gegenmaßnahmen ermöglichen. Ein solches System kann zum Beispiel die Aktivitäten vor und hinter Gabelstaplern kontinuierlich dokumentieren und das Verhalten von Mitarbeitern im Umfeld bewerten. Auf diese Weise lassen sich Gefahren bannen und die Sicherheit nachhaltig erhöhen.

Globaler Handel entwickelt sich immer dynamischer

Wenn Unternehmen auf verbesserte Effizienz und Sicherheit durch eine einheitliche operative Intelligenz setzen, können sie Prozesse optimieren und Kosten reduzieren. So erhöhen sie ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Disruptionen wie der aktuell unsicheren Zollpolitik. Effiziente Lagerhäuser minimieren Kosten, gewährleisten hohen Mitarbeiterschutz und maximieren die Kundenzufriedenheit durch verbesserte Abläufe.

Da sich der globale Handel immer dynamischer entwickelt, müssen Fertigungslager agil und widerstandsfähig sein. Daher ist nicht die Frage, ob Unternehmen AIoT einsetzen sollen, sondern wie schnell sie dies tun können. Durch die Nutzung der Technologie können sie ihre Agilität und Resilienz langfristig bewahren und wettbewerbsfähig bleiben. Dieser Ansatz positioniert Unternehmen so, dass sie bestens darauf vorbereitet sind, aktuelle Situationen und zukünftige Herausforderungen zu bewältigen – unabhängig davon, wie der globale Handel in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren aussehen wird.

 

Scott Walker ist Vice President of Supply Chain Product Management bei Powerfleet und leitet die Supply-Chain-Produktteams von Powerfleet, um innovative Produkte und Lösungen zu entwickeln. Walker verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Leitung von Produktstrategien, technologischen Innovationen und der Durchführung von Produktentwicklungen. In den letzten 15 Jahren war Scott Walker in verschiedenen Positionen in den Produkt-, Implementierungs- und Vertriebsteams von Powerfleet tätig. Bevor er zu Powerfleet kam, hatte er verschiedene Führungspositionen bei Emerson Electric in der Gruppe für Industrieautomation inne. Er besuchte die University of Rhode Island und erwarb einen BS in Chemieingenieurwesen. Foto: © Powerfleet

Titelfoto: © Loginfo24

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