Der Bund in der Schweiz hat der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) den Leistungsauftrag für den Einzelwagenladungsverkehr (EWLV) erteilt. Er fördert diesen in den nächsten vier Jahren mit 260 Millionen Franken. Die Kunden und die SBB selbst leisten mit marktgerechten Preisen und Kostensenkungen ihren Beitrag. Die SBB stellt damit ein flächendeckendes Angebot sicher und stärkt die Landesversorgung auf der klimafreundlichen Schiene.
Update vom 8. Dezember 2025
(Bern) Im EWLV werden einzelne Güterwagen von verschiedenen Kunden gesammelt und zu Güterzügen zusammengestellt. Der Bund erteilt SBB Cargo Schweiz den Leistungsauftrag für den Einzelwagenladungsverkehr (EWLV) für die Jahre 2026 bis 2029. Nach den Ende November kommunizierten Vertragsabschlüssen der SBB mit EWLV-Kunden (SBB News «Güterverkehrskunden setzen langfristig auf Transport mit SBB») ist die Leistungsvereinbarung ein nächster Meilenstein in der Neuausrichtung des EWLV. Sie ermöglicht den Kunden und der SBB, ihre Transporte zu planen und ist die Basis für das neue Produktionsmodell für den EWLV.
«Damit wird die SBB auch in Zukunft der Schweizer Wirtschaft ein flächendeckendes Angebot über die klimafreundliche Schiene bieten», freut sich Alexander Muhm, Mitglied der SBB Konzernleitung und Leiter Güterverkehr. Ohne den EWLV wären auf den stark belasteten Schweizer Autobahnen jährlich bis zu einer Million zusätzliche Lkw‑Fahrten nötig.
Einzelwagenladungsverkehr aus einer Hand
SBB Cargo Schweiz hat als einziges Eisenbahnverkehrsunternehmen ein Angebot eingereicht und wird den EWLV innerhalb der Schweiz auch weiterhin aus einer Hand sicherstellen. Dabei arbeitet sie regional gezielt mit anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen zusammen. Kooperationen finden da statt, wo sie wirtschaftlich sinnvoll sind und die Wettbewerbsfähigkeit des EWLV gegenüber der Strasse erhöhen.
Die Leistungsvereinbarung basiert auf dem revidierten Gütertransportgesetz (GüTG), mit dem das Parlament im Frühjahr 2025 beschlossen hat, den EWLV für acht Jahre befristet zu fördern. Für die ersten vier Jahre stehen 260 Millionen Franken bereit. Die Förderung der Transportleistungen federt die Preiserhöhungen für die Kunden ab. Ausserdem unterstützt der Bund die Investitionen der SBB in die Automatisierung und Digitalisierung des EWLV, um dessen Zukunftsfähigkeit sicherzustellen.
Bund fordert eigenwirtschaftlichen EWLV
Derzeit ist der EWLV stark defizitär: Im Jahr 2024 verzeichnete SBB Cargo Schweiz mit diesem Transportangebot einen Verlust von –81 Millionen Franken. Künftig muss der EWLV eigenwirtschaftlich betrieben werden, wie vom Bund als Eigentümer der SBB gefordert. Dazu leisten alle ihren Beitrag: der Bund mit einer befristeten finanziellen Förderung des Einzelwagenladungsverkehrs, die Kunden mit kostendeckenden Preisen und die SBB selbst, die ihre Effizienz steigert und Kosten senkt. Dafür investiert die SBB in moderne Lokomotiven und standardisierte Güterwagen, setzt verstärkt auf Automatisierung und erarbeitet gemeinsam mit den Kunden ein neues Produktionsmodell.
Neuausrichtung dank neuem Produktionsmodell
Letzteres ermöglicht ab Fahrplanwechsel 2026/27 (13. Dezember 2026) einen einfacheren, effizienteren, robusteren und wirtschaftlicheren Betrieb im EWLV. Das Ziel ist es, möglichst viele lange, schnelle Verbindungen durch die Schweiz zu fahren. Basierend auf den Kundenverträgen und den erwarteten Transportmengen wird das neue Transportnetz geplant. Bedienpunkte mit zu geringer Nachfrage werden künftig im EWLV-Netz von SBB Cargo Schweiz nicht mehr angeboten, bleiben als öffentliche Infrastrukturanlagen aber allen Eisenbahnverkehrsunternehmen zugänglich. Trotzdem können auf Basis der aktuellen Mengen rund 98 Prozent der Wagen weiterhin transportiert werden.
Das neue Produktionsmodell im EWLV und das angepasste Transportnetz verändern den Bedarf an Personal und Lokomotiven. Entsprechend wird es zu Verschiebungen kommen, denn die SBB muss die Mitarbeitenden dort einsetzen, wo es Güter zu transportieren gibt. Nicht mehr benötigte Stellen werden, wie bereits kommuniziert, sozialverträglich abgebaut. Die SBB hat einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) und wird diesen jederzeit einhalten. Im Frühjahr 2026 wird die SBB diesbezüglich konkret informieren können.
Für einen zukunftsfähigen Güterverkehr
Der Güterverkehr der SBB befindet sich in einer Krise: ein strukturelles Defizit (zuletzt –76 Millionen Franken im Jahr 2024), überaltertes Rollmaterial und ein Mengenrückgang von einem Drittel in den letzten zehn Jahren – trotz grossem Netz und tiefen Preisen. Die SBB bietet ihren Kunden im Güterverkehr drei Transportangebote an: kombinierter Verkehr (KV), Einzelwagenladungsverkehr (EWLV) und Ganzzugsverkehr. Während der Ganzzugsverkehr seine Kosten deckt, sind EWLV und KV heute stark defizitär. Die Neuausrichtung des KV gab die SBB bereits im Mai 2025 bekannt (SBB News «Zukunft Güterverkehr: SBB richtet kombinierten Verkehr neu aus»). Mit der grundlegenden Neuausrichtung des Güterverkehrs sichert die SBB langfristig einen klimafreundlichen Schienengüterverkehr und Arbeitsplätze.
Weitere Informationen zur Zukunft des Güterverkehrs finden Sie im Mediendossier «Zukunft Güterverkehr: SBB sichert Arbeitsplätze und klimafreundliche Versorgung».
Update vom 15. Oktober 2025
Seit Mitte September informiert die SBB ihre Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten in der Schweiz mit einem Blick in die Werkstatt über den Planungsstand zur Neuausrichtung des defizitären Einzelwagenladungsverkehrs (EWLV) im Güterverkehr. Am 15. Oktober fanden Informationsveranstaltungen in Bellinzona und Chiasso statt. Die Informationen orientierten sich an der bereits am 20. September kommunizierten Mitteilung (siehe unten), inhaltlich gab es keine Neuerungen. Dass einige Mitarbeitende die Informationen zuerst aus den Medien erfahren haben, bedauern wir.
20. September 2025
Der Güterverkehr der SBB befindet sich in der Krise: Er weist ein strukturelles Defizit (–76 Millionen Franken im 2024) auf, hat überaltertes Rollmaterial und verzeichnet einen Mengenrückgang von einem Drittel in den vergangenen zehn Jahren – trotz grossem Netz und bei tiefen Preisen. Der Bund als Eigner der SBB verlangt eigenwirtschaftliche Angebote im Güterverkehr. Deshalb braucht es eine grundlegende Transformation des Güterverkehrs der SBB. Dazu leisten alle ihren Beitrag: der Bund mit einer befristeten finanziellen Förderung des EWLV, die Kunden mit marktgerechten Preisen und die SBB durch Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen.
Zur Erinnerung: Die SBB transportiert Güter in drei Verkehrsarten: kombinierter Verkehr (KV), Einzelwagenladungsverkehr (EWLV) und Ganzzugsverkehr. Der Ganzzugsverkehr deckt heute seine Kosten, stark defizitär sind hingegen KV und EWLV.
Nach dem kombinierten Verkehr, siehe SBB News «Zukunft Güterverkehr: SBB richtet kombinierten Verkehr neu aus», richtet die SBB nun auch den Einzelwagenladungsverkehr neu aus. Den Rahmen dazu bildet das Konzept «Suisse Cargo Logistics». Es schafft die Voraussetzungen, um das langfristig erwartete Wachstum im Güterverkehr zu bewältigen – die Schweiz rechnet bis 2050 mit einem Zuwachs von rund einem Drittel.
Neues Produktionsmodell im Einzelwagenladungsverkehr
Ab Fahrplanwechsel 2026/27 (13. Dezember 2026) wird ein neues Produktionsmodell einen einfacheren, effizienteren, robusteren und wirtschaftlicheren Betrieb im EWLV ermöglichen. Das neue Produktionsmodell wird aktuell gemeinsam mit den Kunden erarbeitet. Bedienpunkte mit zu geringer Nachfrage werden künftig im EWLV-Netz von SBB Cargo Schweiz nicht mehr angeboten. Bedienpunkte sind öffentliche Infrastrukturanlagen und bleiben allen Eisenbahnverkehrsunternehmen zugänglich; sie können etwa für Ganzzug- oder KV‑Verkehre genutzt werden.
Konkrete Angaben zu den erwarteten Transportmengen werden Anfang 2026 vorliegen, wenn die neuen Kundenverträge bekannt sind. Auf deren Basis wird das neue EWLV-Netz geplant. Nach heutigem Stand verringert sich zum Fahrplanwechsel 2026/27 bei gleichbleibenden Transportmengen die Zahl der Bedienpunkte. Trotz dieser Reduktion können auf Basis der aktuellen Mengen rund 98 Prozent der Wagen weiterhin transportiert werden.
Auswirkungen auf Standorte und Mitarbeitende
Das neue Produktionsmodell im EWLV und das angepasste Transportnetz verändern den Bedarf an Personal und Lokomotiven. Die SBB muss die Mitarbeitenden dort einsetzen, wo es Güter zu transportieren gibt. Entsprechend wird es zu Verschiebungen kommen. Und die SBB wird die Anzahl der Depots für ihre Mitarbeitenden reduzieren müssen. Gemäss dem heutigen Planungsstand wird es zu Veränderungen für das Lokpersonal in Brig, Buchs SG und Chiasso kommen. Auch bei den Standorten des Rangierpersonals wird es zu Veränderungen kommen. Wie viele Stellen betroffen sein werden, wird im Rahmen des Leitfadenverfahrens mit den Sozialpartnern aufgezeigt. Die SBB wird zu gegebener Zeit darüber informieren. Die genaue Anzahl der Standorte wird feststehen, wenn die Transportmengen der Kunden im ersten Quartal 2026 vorliegen.
Der Güterverkehr der SBB ist kein Service Public, sondern arbeitet im freien Markt und kann deshalb nur dort fahren, wo kostendeckende Verkehre nachgefragt werden. Die SBB hat einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) und wird diesen auch hier jederzeit einhalten. Im Rahmen des GAV werden die Sozialpartner frühzeitig einbezogen. Die SBB wird gemeinsam mit den Sozialpartnern Lösungen für möglichst alle betroffenen Mitarbeitenden erarbeiten. Die Details wird die SBB mit den betroffenen Mitarbeitenden klären.
Mittelfristig Mangel an Fachkräften absehbar
Angesichts der bevorstehenden Pensionierungswellen kommt mittelfristig sogar ein Mangel an Fachkräften auf die SBB zu. Und es besteht das Risiko, dass wertvolle Fachkräfte nicht dort eingesetzt werden können, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Deshalb braucht es Anpassungsfähigkeiten im Güterverkehrsnetz und eine Flexibilität der Mitarbeitenden. Ziel der SBB ist es, den umweltfreundlichen Güterverkehr in der Schweiz langfristig zu sichern und dadurch Arbeitsplätze zu bewahren.
EWLV kurz erklärt.
Die SBB transportiert Güter in drei Verkehrsarten auf der Schiene – im Einzelwagenladungsverkehr (EWLV), kombinierten Verkehr (KV) und Ganzzugsverkehr. Im EWLV werden einzelne Güterwagen aus Anschlussgleisen von Kunden oder ab Rampen gesammelt, zu Zügen formiert und in Rangierbahnhöfe gebracht. Dort werden neue Züge nach Zielregion zusammengestellt. Am Bestimmungsbahnhof erfolgt die Feinverteilung der Wagen auf Anschlussgleise oder Rampen. Typische Güter sind Stückgut auf Paletten, Briefsendungen und Konsumgüter.
Foto: © Gilles Durgniat



