Startseite SpezialGrüne Logistik Österreichische Post mit Auswertung über „Grüne Verpackung“

Österreichische Post mit Auswertung über „Grüne Verpackung“

von Loginfo24 Redaktion
Vor genau einem Jahr haben die Österreichische Post und die FH Oberösterreich gemeinsam mit fünf heimischen Handelsunternehmen – dm, INTERSPAR weinwelt, INTERSPORT, Tchibo und Thalia – die „Grüne Verpackung“ vorgestellt: Ein Pilotprojekt für wiederverwendbare Verpackungen im Online-Handel. Nun liegen die wissenschaftlich untermauerten Ergebnisse des Pilottests vor. Die Post möchte den nächsten Schritt gehen und wird die „Grüne Verpackung“ ab dem Frühjahr 2023 als reguläres Service allen Versandkund*innen anbieten.

(Wien) „Wir haben die ‚Grüne Verpackung‘ ein halbes Jahr intensiv getestet und können stolz sagen, dass der Praxistest ein voller Erfolg war. Die eingesetzten Verpackungen überstehen mehrere Versandzyklen und werden von den Besteller*innen zurückgeschickt. Das große Interesse unserer Versandkund*innen, die Ergebnisse und die positive Resonanz der Empfänger*innen sprechen klar dafür, dass wir die ‚Grüne Verpackung‘ nächstes Jahr als reguläres Service zur Verfügung stellen werden“, sagt DI Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik, Österreichische Post AG.

„Unsere Analysen haben gezeigt, dass der Einsatz von wiederverwendbaren Verpackungen ökologisch gesehen Vorteile bringen kann und auch seitens Endkonsument*innen sehr begrüßt wird. Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse eine Vielzahl an weiteren Handelsunternehmen dazu ermutigen, den Schritt Richtung wiederverwendbarer Verpackungen zu wagen. Damit können wir einen wichtigen Grundstein für das Funktionieren der Kreislaufwirtschaft legen!“, erklärt FH-Prof. DI Franz Staberhofer, Leiter des Logistikum an der FH Oberösterreich.

Der Pilottest wurde mit einer strengen Carbon Footprint Analyse der FH Oberösterreich überwacht. Hierbei wurde die Klimaauswirkung einer Verpackung während des gesamten Lebenszyklus berechnet, darunter fallen auch die Herstellung der Verpackung, die Anlieferung sowie der Energieverbrauch bei der Annahme, Sortierung und Zustellung durch die Post. Die Carbon Footprint Analyse ermöglicht ein umfassendes Bild der „Grünen Verpackung“ in puncto Nachhaltigkeit.

Lange Haltbarkeit und Verpackungspfand

Der Pilottest der „Grünen Verpackung“ fand von März bis September dieses Jahres statt, insgesamt wurden mehrere tausend Bestellungen mit wiederverwendbaren Verpackungen verschickt. Folgende Ergebnisse zeigen sich nach dem Pilottest:

  • Eignung der Verpackungen: Kleine Verpackungen mit wenig bis keinem Füllmaterial sind für viele Produktkategorien geeignet. Die Rückgabe über Briefkästen, Post-Geschäftsstellen oder SB-Zonen der Post samt Rücktransport zu den Handelsunternehmen hat reibungslos funktioniert.
  • Lebensdauer: Alle Verpackungen haben den Pilottest gut überstanden. In der Praxis werden pro Verpackung zehn bis 20 Versandzyklen als realistisch angenommen. Verpackungen, die bis zu 100 Mal verschickt werden können, gehen aufgrund der Rückgabequote vor Erreichen dieser Marke verloren. Dadurch kann die Langlebigkeit nicht optimal genutzt werden. Verpackungen sollten daher günstig und funktional statt teuer und besonders langlebig sein.
  • Akzeptanz der Empfänger*innen: Die Bereitschaft zur Rückgabe von Verpackungen ist stark abhängig von den angebotenen Rückgabemöglichkeiten. Besonders beliebt ist etwa die Rückgabe per Briefkasten oder in Postfilialen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden bevorzugt die Rückgabe über den*die Zusteller*in oder SB-Zonen der Post. Um die Motivation zur Rückgabe der Verpackung zu erhöhen, sind Opt-in-Lösungen oder ein Pfandsystem notwendig. Etwa 85 Prozent der befragten Besteller*innen wären bereit, für eine Verpackung im Schnitt vier Euro Pfand zu hinterlegen.
  • Ökologische Nachhaltigkeit: Eine positive Ökobilanz zeigt sich vor allem bei den Verpackungen aus Holzfaser. Verpackungen aus recyceltem PET sind zwar auf bis zu 100 Versandzyklen ausgelegt, dadurch aber auch in der Herstellung deutlich aufwendiger. Da sie in der Praxis außerdem vor dem Ende ihrer Haltbarkeit verloren gehen, verschlechtert sich ihre Ökobilanz dadurch zusätzlich.

Der Test der wiederverwendbaren Weinverpackung für INTERSPAR weinwelt wird verlängert. In enger Abstimmung mit dem Handelsunternehmen und der FH Oberösterreich wurden mehrere Generationen von Prototypen entwickelt, um die Qualität der Weine auch in der wiederverwendbaren Verpackung zu garantieren. Der Praxistest dieser selbstentwickelten Verpackung wird daher bis zum Ende des Jahres verlängert.

Beschaffung und Reinigung der Verpackung

Basierend auf diesen Ergebnissen hat sich die Post entschlossen, dieses erfolgsversprechende und zukunftsträchtige Modell als eigene Dienstleistung ab dem Frühjahr 2023 anzubieten.

Handelsunternehmen können dann Verpackungen bei der Post mieten und diese beim Check-out ihren Besteller*innen anbieten. Wird von dem*der Empfänger*in diese Verpackung gewählt, verpackt das Unternehmen das Produkt in einer wiederverwendbaren Verpackung und das Paket wird wie gewohnt durch die Post zugestellt.
Der*die Empfänger*in entnimmt das bestellte Produkt, faltet die Verpackung zusammen und retourniert sie über Briefkästen, Postfiliale, SB-Zonen der Post oder direkt bei einem Standort des Handelsunternehmens. Die Verpackung gelangt danach zu einer Aufbereitungsstelle der Post, wo sie gereinigt und bis zum nächsten Abruf gelagert wird.
Wenn Handelsunternehmen andere Arten von wiederverwendbaren Verpackungen selbst einkaufen und im Versandhandel einsetzen möchten, können diese als leere Verpackung über dieselbe Infrastruktur der Post retourniert werden. Sie werden dann direkt in das Lager der Handelsunternehmen zugestellt, wo diese die Verpackungen selbst aufbereiten und lagern.

Zum Einsatz kommen Kartons und Taschen aus Holzfaserstoff, die bis zu 30 Mal verwendet werden können. Diese Verpackungen haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu anderen Lösungen einen deutlich geringeren Emissionsanteil bei Produktion und Entsorgung aufweisen. Das sorgt dafür, dass sie bereits ab dem ersten vollständigen Versandzyklus den Break-Even-Point erreichen können und dadurch mit jedem weiteren Versand CO2-Emissionen und Rohstoffe einsparen.

Die Handelsunternehmen können selbst entscheiden, ob sie die wiederverwendbare Verpackung zum normalen Preis, mit einem einmaligen Aufschlag oder mit einem Verpackungspfand anbieten. Pfandsysteme können im eigenen Ökosystem der Handelsunternehmen im Zuge von Bestellung und Rückgabe abgehandelt werden. Die Post empfiehlt etwa ein Modell des Verpackungspfands, das als Geldbetrag, Gutschein oder Prozente beim nächsten Einkauf an die Besteller*innen zurückgeht.

Schon mehrfach preisgekrönt

Wie relevant das Thema der wiederverwendbaren Verpackungen im Online-Handel ist, zeigen auch die Auszeichnungen und Nominierungen, die die „Grüne Verpackung“ bereits erhalten hat:

  • Staatspreis Smart Packaging 2022: Sonderpreis „Innovation“, zusätzlich Nominierung und Top-3-Platzierung in der Kategorie „B2C“
  • VCÖ-Mobilitätspreis 2022: 1. Platz in der Kategorie „Klimaverträglicher Gütertransport & Logistik“
  • Green Marketing Award: 3. Platz in der Kategorie “innovate“
  • HERMES.Klimaschutz.Preis: Nominierung, Finale am 4. November 2022

Das Projekt „Grüne Verpackung“ wurde mitfinanziert durch die Abfallvermeidungsförderung der österreichischen Sammel- und Verwertungssysteme für Verpackungen.

Stellungnahmen der Projektbeteiligten:

Prof. (FH). DI Franz Staberhofer (links), Leiter des Logistikums an der FH Oberösterreich und DI Peter Umundum, Vorstand für Paket & Logistik der Österreichischen Post AG

Ing. Helmut Luxbacher, Projektmanager E-Commerce, dm: „Für dm drogerie markt war die Beteiligung am Projekt ‚Grüne Verpackung‘ von großer Bedeutung. Wir wollen unsere Kund*innen sensibilisieren, wie sie als Verbraucher*innen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können und wir wollen als Wirtschaftsgemeinschaft im ökologischen Sinn zukunftsfähig sein. Durch das Projekt konnten wir wertvolle Erfahrungen mit wiederverwendbaren Verpackungen im Online-Handel sammeln. Seien es Erkenntnisse über die Bereitschaft der Kund*innen, die wiederverwendbaren Verpackungen mit oder ohne Anreizsystem im Kreislauf zu halten, deren notwendige Gestaltung oder die Herausforderungen und Entwicklungsnotwendigkeiten in der Systemlandschaft: Das Projekt brachte viele wichtige Einsichten, die dm auf nationaler als auch auf internationaler Ebene weiter beleuchten wird.“

Mag. Johannes Holzleitner, Geschäftsführer, INTERSPAR Österreich: „Das Thema Nachhaltigkeit ist fest in unserer INTERSPAR-DNA verankert. Daher sind wir laufend auf der Suche nach innovativen Ideen, um unnötige Verpackungen einzusparen. Wir sind nun auch seit rund einem Jahr Partner beim Projekt ‚Grüne Verpackung‘ und haben dabei einige wichtige Erkenntnisse gewonnen: Gemäß unseres aktuellen Wissensstandes sind wiederverwendbare Verpackungen für den Versand von Wein eine weltweite Neuheit. Die Recherchen im Projektteam haben ergeben, dass es keine bestehende Lösung am Markt gibt auf die wir hätten zurückgreifen können. Die Verpackungen wurden daher völlig neu entwickelt und sind maßgeschneidert für unsere strengen Anforderungen. So stellen wir sicher, dass die Weine und Spirituosen in bester Qualität bei unseren Kund*innen ankommen. Die Mehrwegverpackungen befinden sich aktuell in Produktion und werden ab Anfang des kommenden Jahres mitunter für den Versand genutzt. Der Test kann somit zeitnah starten, wir freuen uns auf die Ergebnisse.“

Mag. Günther Junkowitsch, Leitung Logistik und Personal, INTERSPORT AUSTRIA: „Als einer der größten Sportfachhändler Österreichs mit über zwei Millionen Stammkund*innen, die regelmäßig stationär und online einkaufen, hat uns das Konzept der wiederverwendbaren Verpackung sofort begeistert. Es ist für uns ein weiterer wichtiger Baustein zu mehr Nachhaltigkeit in der Logistik. Die erste Testphase und Befragung haben uns gezeigt, dass die Kund*innen das Thema sehr positiv sehen. Knapp die Hälfte haben die ‚Grüne Verpackung‘ retourniert. Da ist noch viel Luft nach oben, doch wir sind überzeugt, dass es Lösungen wie diese im Onlinegeschäft braucht.“

Mag. Erik Hofstädter, Geschäftsführer, Tchibo Österreich: „Der Pilot ‚Grüne Verpackung‘ war ein erster Schritt in Richtung wiederverwendbare Versandverpackungen. Wesentlich für Konsument*innen ist die einfache Rückgabe, wofür Tchibo Kund*innen auch österreichweit 130 Filialen nutzen können. Aus ökologischer Sicht ist die Verpackung für zehn Zyklen zu optimieren, womit wir auch bei einem realistischen Szenario sind. Die größten Herausforderungen sind die technische Integration von Incentivierungen als auch ein wirtschaftlich tragfähiger Rückführungsprozess der Leerverpackungen. An beiden arbeiten wir weiter und prüfen eine Einführung wiederverwendbarer Versandverpackungen.“

Mag. Juliane Hofmann, Leitung Infrastruktur, SCM & IT, Thalia Österreich: „Umweltfreundlich einkaufen! Thalia versucht seinen Kund*innen das auf mehreren Ebenen zu ermöglichen: Das Angebot reicht von eBooks, digitalen Hörbüchern und tolino B-Ware (gebrauchte, aufbereitete eReader) und Services wie Click & Collect und Abholstationen, die Ressourcen in der Produktion, bei der Verpackung und dem Transport schonen. Mit der ‚Grünen Verpackung‘ sollen die Online-Sendungen nachhaltig, recyclebar und umweltfreundlich abgewickelt werden.“

Foto: © Österreichische Post

Ähnliche Artikel

Kommentar hinterlassen