Die Geis Gruppe startet an ihrem Stammsitz Bad Neustadt ein Projekt zur Weiterentwicklung des autonomen Lkw-Fahrens mittels 5G-Mobilfunkstandard. Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt und Teil des Gemeinschaftsvorhabens „5G-InnoPlatt-NES“ des Landkreises Rhön-Grabfeld. Es soll durch 5G-Technik Industrie 4.0-Anwendungen voranbringen.
(Bad Neustadt) „Teleoperation-System für die Entwicklung von autonomer Nahbereichslogistik“ – unter diesem Arbeitstitel entwickelt der Logistikdienstleister Geis eine praxistaugliche Lösung, die das Überwachen und Steuern eines autonom fahrenden Lkws aus der Ferne ermöglicht. Ziel: ein System zu entwickeln und zu erproben, das benötigt wird, falls autonome Fahrzeuge in Ausnahme-Situationen geraten.
„Wenn einem selbst fahrenden Fahrzeug zum Beispiel ein Hindernis im Weg steht, stoppt es aus Sicherheitsgründen sofort. Es kann sich aber meist nicht selbst aus dieser Situation befreien“, erklärt Ralf Lammering, Leiter zentrale IT der Geis Gruppe. „Solche Fälle können mit Teleoperation gelöst werden, indem der Bediener aus der Ferne die Steuerung übernimmt und das Hindernis sicher umfährt.“ Voraussetzung ist ein 5G-Netz, das dank sehr hoher Datenraten die Übertragung von hochauflösenden Bildern aus dem Fahrzeug bei minimaler Verzögerung ermöglicht.
Dieses 5G-Netz wird im Rahmen des Projekts in Bad Neustädter Gewerbegebieten aufgebaut. Es ist die Grundlage dafür, dass Geis von seinem Logistikterminal Bad Neustadt aus mit einem Pilotfahrzeug Touren zu einem Bad Neustädter Kunden fährt – autonom und bei Bedarf von einem Bediener ferngelenkt. Dieses Entwicklungsziel soll nach mehreren Zwischenschritten in drei Jahren Realität werden.
Entwicklung mit renommiertem Partner
Auf Empfehlung der am Projekt beteiligten Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt arbeitet Geis bei der Entwicklung des Systems mit der Götting KG zusammen. Das Unternehmen sieht sich als Europas Marktführer im Bereich Teleoperation und hat bereits vor fast 20 Jahren mit der Fernsteuerung von Untertagefahrzeugen begonnen. Dabei führte der Bediener von einem Leitstand über Tage Fahrzeuge in 700 Meter Tiefe. Nach weiteren erfolgreichen Projekten startet das Unternehmen jetzt gemeinsam mit Geis die Weiterentwicklung seiner Systeme mit dem 5G-Standard.
Autonomes Fahren auf Machbarkeit testen
„Mit dem Projekt wollen wir das autonome Fahren im Werks- und Nahverkehr auf seine Machbarkeit testen und weiter voranbringen“, erklären Hans-Wolfgang Geis und Jochen Geis, geschäftsführende Gesellschafter. „Die Innovation könnte dazu beitragen, die Situation am Fahrermarkt zukünftig etwas zu entspannen. Zudem könnten wir so noch flexibler auf Kundenwünsche wie 24/7-Werksversorgung reagieren – und damit für uns und unsere Kunden einen spürbaren Mehrwert generieren.“
Über das Gemeinschaftsprojekt „5G-InnoPlatt-NES“
Im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts „5G-InnoPlatt-NES“ werden fünf Einzelprojekte vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert, die durch Einsatz der 5G-Technik innovative Industrie 4.0-Anwendungen entwickeln. Beteiligt sind insgesamt fünf Unternehmen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Sie werden in den kommenden drei Jahren bei der Umsetzung ihrer Einzelprojekte von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt unterstützt.
Foto: © Geis/Julia Weber