Die UNITAX-Pharmalogistik GmbH setzt jetzt im Nahverkehr einen 40-Tonnen-E-Lkw ein. Es handelt sich dabei um eine von zwei spezialangefertigten Elektro-Sattelzugmaschinen (E-SZM), die ab Sommer 2023 im Forschungsprojekt „eHaul“ der Technischen Universität Berlin eingesetzt werden. Auf der Strecke Berlin–Dresden wird Unitax dann testen, ob ein Batteriewechsel effizienter ist als eine Batterieaufladung.
(Berlin/Winterthur) Leistung 500 kW, Ladegeschwindigkeit 150 kW, Batteriekapazität 440 kWh – das sind die Eckdaten der beiden Elektro-Sattelzugmaschinen der Designwerk Technologies AG. Zurzeit testet Unitax eine der beiden E-SZM im Nahverkehr, dafür wird die Batterie am Unitax-Hauptsitz in Schönefeld über Nacht aufgeladen. In der eigentlichen Testphase ab Sommer 2023 wird Unitax den E-Lkw im Regelbetrieb auf der Strecke Dresden–Berlin-Schönefeld–Dresden testen. Dabei soll sich zeigen, ob sich ein Batteriewechsel als Alternative zur Batterieaufladung per Kabel bewährt. Die speziellen Anpassungen für einen schnellen Batteriewechsel führte die Technische Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der Durot Electric GmbH und in enger Abstimmung mit dem Fahrzeughersteller Designwerk durch. Gemietet hat Unitax den E-Lkw von der Greiwing Truck & Trailer GmbH & Co. KG.
Wechseln statt Laden
Ziel ist, durch den Batteriewechsel die Reichweite zu erhöhen und die Ladezeit zu verkürzen; kurze Reichweiten und lange Ladezeiten sind die aktuellen Schwachpunkte der Elektromobilität im Güterfernverkehr. Für die knapp 350 Kilometer lange Strecke Berlin–Dresden und zurück sind eineinhalb Batterieladungen erforderlich. Sobald die eigentliche Testphase läuft, wird die Batterie ungefähr auf halber Strecke zwischen Berlin-Schönefeld und Dresden vollautomatisch gewechselt. Die Wechselstation südlich von Berlin entsteht in Kooperation zwischen der Technischen Universität Berlin und der IBAR Systemtechnik GmbH als ein Gesamtsystem aus Batteriewechselroboter, Leistungselektronik und Software.
Als Testpartner kann Unitax die Station mindestens ein Jahr lang nutzen. Neben den Faktoren Reichweite und Ladezeit werden auch die Fahreigenschaften der E-Lkw, der Komfort für die Fahrer:innen und weitere Erfahrungen aus der Praxis darüber entscheiden, ob das Projekt zukunftsfähig ist. Die Untersuchung ist für Unitax auch deshalb interessant, weil temperaturgeführte Pharmatransporte viel Energie für die Kühlung bzw. Beheizung des Laderaums benötigen. Mit einem E-Lkw würden sich die CO2-Emissionen deutlich verringern.
Finanzierung und Partner
Initiator und Wegbereiter des Projektes ist Dr.-Ing. Jens-Olav Jerratsch. Er ist Teamleiter des Fachgebiets Fahrerverhaltensbeobachtung für energetische Optimierung und Unfallvermeidung von Prof. Dr. Stefanie Marker an der TU Berlin. Gemeinsam mit anderen Forschungsinstitutionen sowie Partnerunternehmen aus den Bereichen Logistik, Systemtechnik, Software, Automobiltechnik und Energie, akquirierten sie das Projekt „eHaul“ mit einem Volumen von rund 6,5 Millionen Euro. Finanziert wird das Projekt durch Eigenmittel der Partnerunternehmen sowie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Die beiden Partner für den Praxistest sind UNITAX-Pharmalogistik und Reinert Logistics.
Foto: © UNITAX/Designwerk