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Schweizerische Post verschärft ihr Klima- und Energieziel

von Loginfo24 Redaktion
Mit der grössten Fahrzeugflotte im Land und ihren vielen Liegenschaften ist die Schweizerische Post heute für ein Prozent der CO2-Emissionen in der Schweiz verantwortlich. Sie hat damit einen erheblichen CO2-Fussabdruck. Die Post hat dadurch aber auch einen grossen Hebel, CO2 zu senken. In ihrem Betrieb hat sie viele Möglichkeiten, CO2 zu reduzieren. Deshalb macht die Post vorwärts und beschleunigt ihr Klima- und Energieziel um zehn Jahre.

(Bern) Die Schweizerische Post zieht in Sachen Klima- und Energiereduktion die Hebel massiv an und will nun bis 2030 klimaneutral sein. Als grösster Flottenbesitzer in der Schweiz und als staatsnaher Betrieb, will die Post mit gutem Beispiel vorangehen. Christian Plüss, Leiter Mobilitäts-Services und Konzernleitungsmitglied der Schweizerischen Post, steht Rede und Antwort zu den ehrgeizigen Zielen.

Christian Plüss

Christian Plüss, die Post hat sich punkto Nachhaltigkeit neue Ziele gesetzt. Warum?

Wir wollen dem Klimawandel konsequent entgegentreten. Die Post bewirtschaftet die grösste Fahrzeugflotte im Land und besitzt viele Liegenschaften. Insgesamt stossen wir ein Prozent der CO2-Emissionen in der Schweiz aus. Wir haben also einen erheblichen CO2-Fussabdruck. Dadurch haben wir aber auch einen grossen Hebel, um CO2 und den Energieverbrauch zu senken. Unser Antrieb ist, soviel CO2 wie möglich zu reduzieren.

Was beinhalten die verschärften Ziele genau?

Ab 2030 will die Post im eigenen Betrieb komplett klimaneutral sein. Zehn Jahre früher als bisher geplant. Dazu gehört, dass wir unsere Fahrzeuge in der Zustellung von Briefen und Paketen sowie im Personenverkehr auf alternative Antriebe umstellen, wir setzen nur noch Strom aus erneuerbaren Energiequellen aus der Schweiz ein und ersetzen fossile Heizungen. Auch die PostAuto-Flotte wird Schritt für Schritt elektrifiziert oder fossilfrei betrieben. Bis 2030 werden wir aber nicht den ganzen CO2-Ausstoss reduzieren können. Deshalb wollen wir die restlichen Emissionen ausgleichen, die sich mit diesen Massnahmen nicht reduzieren lassen. Bis 2040 will die Post dann über die gesamte Wertschöpfungskette – also auch bei ihren Lieferanten und Transportpartnern – alle Emissionen reduzieren oder aus der Atmosphäre entfernen und damit Netto-Null CO2 produzieren.

Ziele setzen ist einfach. Wie realistisch ist es, dass die Post diese auch erreicht?

Mit dem beschleunigten Klima-, und Energieziel nimmt die Post eine Vorbildfunktion in der Schweizer Unternehmenswelt ein und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Energiestrategie 2050 des Bundes. Wir haben uns bewusst ambitionierte Ziele gesetzt, die nur mit sehr grossen Anstrengungen zu erreichen sind. Nicht zuletzt sind wir auch angewiesen auf unsere Partner wie Lieferanten oder Transportpartner zum Beispiel, die unser Vorhaben mittragen werden. Aber wir werden das schaffen, davon bin ich überzeugt.

Was macht sie so zuversichtlich?

Der Hebel, den wir haben, ist gross. Pro Jahr stellen wir 1,8 Milliarden Briefe und 200 Millionen Pakete zu, wir sind mit 2400 Bussen die grösste Anbieterin im öffentlichen Strassenverkehr, betreiben eine sehr grosse Fahrzeugflotte und bewirtschaften einen umfangreichen Gebäudepark. Das bedeutet einerseits einen hohen Energieverbrauch und einen hohen CO2-Ausstoss, andererseits aber auch viele Möglichkeiten, um bei den Emissionen wirklich etwas zu bewegen.

Photovoltaikanlage geplantes Logistikzentrum Villmergen (AG). Den Energiebedarf des geplanten Zentrums wird sie damit zum grössten Teil selber decken.


Andere Firmen streben dieses Ziel schon lange an. Springt die Post nicht etwas spät auf den Klimazug auf?

Nein. Die Post unternimmt seit Jahren grosse Anstrengungen und reduziert erfolgreich Emissionen. Allein in den letzten fünf Jahren konnten wir die CO2-Emissionen in der Paketlogistik um 20 Prozent reduzieren. Ebenfalls seit fünf Jahren prägen die aktuell 6065 Elektroroller in der Postzustellung das Schweizer Strassenbild. Seit 2021 sind auch alle Sendungen der Post mit dem Label «pro clima» unterwegs und somit CO2-kompensiert – ohne Mehrkosten für die Kundinnen und Kunden notabene. Das zeigt: Wir arbeiten schon lange daran, die Post nachhaltiger zu machen. Jetzt erhöhen wir aber das Tempo deutlich.

Was sind die nächsten Schritte?

Die Umsetzung ist in vollem Gange. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Bis in drei Jahren wollen wir in urbanen Zentren Briefe und Pakete rein mit elektrischen Fahrzeugen zustellen. Trotz der aktuellen Lieferschwierigkeiten werden wir Ende Jahr zusätzliche E-Lieferwagen erhalten, die wir in Bern und Zürich einsetzen werden. Bis Ende 2024 sollen auch 100 Elektropostautos auf Schweizer Strassen unterwegs sein.

Eines der sechs Elektropostautos in der Region Brugg AG unterwegs.

Und wo liegen die Stolpersteine?

Möglicherweise kommt es zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Fahrzeugen, weil es wegen der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine nach wie vor weltweit Lieferengpässe gibt. Bei PostAuto gibt es zudem politische Herausforderungen: Die Kantone bestellen unser Angebot auf den Linien im öffentlichen Verkehr. Wir sind darauf angewiesen, dass sie unser Vorhaben stützen und die – vorerst noch – höheren Kosten mittragen. Auch die Energiekrise nehmen wir ernst.

Stichwort Energiekrise und drohende Strommangellage: Wird die Post genügend Strom haben, um die Elektroflotte zu betreiben?

Das liegt leider nicht allein in unserer Hand. Grundsätzlich steigt durch die Elektrifizierung unserer Fahrzeugflotte der Strombedarf, das ist korrekt. Da wir aber gleichzeitig die Eigenproduktion mit Solarzellen deutlich steigern werden, erhöhen wir mittelfristig unseren Autonomiegrad. Nichtsdestotrotz bereitet sich die Post intensiv auf einen möglichen Energiemangel vor. Wir gehen davon aus, dass die Post auch mit weniger Strom einen Grossteil der Leistungen weiterhin erbringen kann. Erste Priorität haben Dienstleistungen und Angebote aus der Grundversorgung.

Die Post und ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen:
  • Das Klima- und Energieziel der Schweizerischen Post umfasst den ganzen Konzern, inkl. PostAuto und PostFinance, den eigenen Betrieb und auch die ganze Wertschöpfungskette. Das Ziel ist wissenschaftlich basiert gemäss der Science-Based Targets initiative (SBTi) und steht im Einklang mit dem Klimaziel der UN, die Erderwärmung auf max. 1.5°C zu begrenzen.
  • Unter der Initiative “Route:E” sind alle Aktivitäten zur Umstellung auf alternative Antriebe gebündelt. Die Post verfügt aktuell über 6065 elektrische 3-Rad-Zustellfahrzeuge. Dazu kommen 364 Elektro-Lieferwagen. Weiter sind zwei Elektro-LKW für die Baulogistik und weitere sechs Elektropostautos im Einsatz. Damit verfügt die Post über die grösste Elektrofahrzeugflotte der Schweiz.
  • Die Post hat zum Ziel, ab 2030 alle Briefe und Pakete klimaneutral mit alternativ angetriebenen Fahrzeugen zuzustellen.
  • Ab 2025 werden alle Sendungen in urbanen Zentren vollständig mit elektrischen Fahrzeugen zugestellt.
  • Die Post hat in den letzten fünf Jahren in der Paketlogistik 20% der CO2-Emissionen reduziert.
  • Alle Sendungen der Post sind mit dem Label «pro clima» unterwegs und somit CO2-kompensiert.
  • Mit der Initiative «casa verde» stellen wir sicher, dass auch im Immobilienbereich Nachhaltigkeits-Massnahmen umgesetzt werden. So werden beispielsweise auf Dächern der Postgebäude Photovoltaikanlagen installiert. Mit diesen Anlagen wurden 2021 10,6 GWh Solarstrom produziert. Ausserdem ersetzen wir bis 2030 bei rund 80 Prozent unserer Gebäudeflächen Heizungen mit CO2-freien Alternativen wie Wärmepumpen, Pellets oder Fernwärme.
  • Weitere Informationen zum Thema Nachhaltigkeit bei der Post finden Sie hier. (www.post.ch/verantwortung)

Fotos: © Schweizerische Post

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