Die SBB Cargo transportiert auch in Zukunft Pakete, Briefe und Zeitungen im Auftrag der Schweizerischen Post. Der Hauptanteil liegt dabei in den Verkehren zwischen den Hubs. Die Post hat den Vertrag mit ihrer langjährigen Partnerin für die Jahre 2023 bis 2026 verlängert. Die Zusammenarbeit geht schon in die Anfänge der Bahn zurück.
(Bern) Seit jeher transportiert die Post Briefe, Zeitungen und Pakete mit dem Zug. Das bestätigt Cornelia Heizmann. Zusammen mit einer Kollegin leitet sie jene Abteilung bei der Post, bei der es um die Frage «Schiene oder Strasse?» geht. Sie schmunzelt: «Ich habe mal gehört, dass bereits ein Monat nach der Eröffnung der Spanisch-Brötli-Bahn zwischen Zürich und Baden im Jahr 1847 Briefe mit dem Zug transportiert wurden.» Ohne Zweifel war die Eisenbahn von Anfang an wichtig für den Postverkehr. Doch wie sieht es heute aus? «Mit der Bahn wickeln wir einen grossen Teil der internen Transporte ab», sagt Cornelia Heizmann. Will heissen: Zwischen den Sortierzentren. Dabei fokussiert sich die Post auf die Hauptachsen Ost-West und Nord-Süd.
Auf der Ost-West-Achse der Bahn befinden sich die grossen Brief- und Paketsortierzentren Daillens und Eclépens, Härkingen, Zürich-Mülligen und Frauenfeld. An Verladeterminals werden dort die mit Paketen beladenen Container mit Kranen auf die Bahnwagen gehisst. Züge, die ausschliesslich Briefe transportieren, fahren direkt in das Innere der Briefzentren, damit die Post-Mitarbeitenden sie be- und entladen können. Danach bringen die gelben Postzüge die Pakete, Zeitungen und Briefe bis in die Verteilzentren wie beispielsweise Landquart, Chur und Genf. Auf der Nord-Süd-Achse bedienen die Züge unter anderem die Verteilzentren Basel, Cadenazzo und Visp.
Neue Paketzentren liegen nicht immer in der Nähe von Gleisen
Doch was ist mit den neuen regionalen Paketzentren der Post wie zum Beispiel Untervaz und Vétroz? Tatsächlich investiert die Post massiv in den Bau neuer Paketzentren, um die stetig steigenden Paketmengen zu bewältigen. Die verfügbaren Flächen für neue Paketzentren sind aber rar und nicht immer in der Nähe von Bahngleisen gelegen. Cornelia Heizmann dazu: «Ungefähr 50 Prozent aller Briefe und Pakete legen heute mindestens einen Teil ihrer Reise im Zug zurück. Mit dem Bau der neuen regionalen Paketzentren kann die Post in Zukunft viel mehr direkt in den Regionen vor Ort sortieren, damit die Pakete noch schneller an die vielen Haustüren kommen. Auf den Bahnachsen zwischen den grossen Sortierzentren werden wir also relativ gesehen etwas weniger transportieren. Aber mit der allgemeinen Zunahme der Paketmengen gleicht sich dies aus. Die Bahn bleibt auch in Zukunft das Rückgrat der Posttransporte und die erste Wahl beim Entscheid über den Verkehrsträger.»
Züge geben den Takt an
SBB Cargo fährt für die Post pro Tag 45 Paketzüge und 15 Briefzüge mit insgesamt rund 470 Wagen durch die Schweiz. Das passiert Tag und Nacht, wobei rund 60 Prozent der «gelben» Fahrten in die Zeit zwischen 19 Uhr und 7 Uhr morgens fallen. Diese Fahrten muss die Post immer ein Jahr im Voraus bestellen. «Anfangs April 2022 bestellen wir zum Beispiel unsere Züge für 2023, damit sie SBB Cargo im jährlichen Fahrplan einplanen kann», erklärt Cornelia Heizmann. Im Bahn-Fachjargon geht es dabei um die sogenannte Trassenbestellung, ähnlich wie bei den Slots im Flugverkehr. Die Anzahl Zugfahrten kann die Post somit nicht beliebig verändern. Die Postzüge verkehren nach vorgegebenem Fahrplan und sind mit dem Takt der Post synchronisiert. Denn die Mitarbeitenden in den Brief-und Paketzentren richten ihre Arbeit und die Kapazität der Sortiermaschinen unter anderem auf die Ankunft der Züge aus. Trifft also ein Zug verspätet ein, kann das auch die Zustellung eines Pakets oder eines Briefes für viele Empfänger verzögern.
Strasse und Schienen ergänzen sich
«Besonders für Regionen wie das Wallis, das Tessin oder das Bündnerland sind wir auf pünktliche Züge angewiesen, damit wir zum Beispiel A-Post-Briefe innerhalb eines Tages liefern können», weiss Cornelia Heizmann. Denn für diese Regionen ist die Bahn die schnellere Option als Lastwagen. Wiederum für andere Regionen, generell auf kürzeren Strecken, ist die Strasse die bessere Option. Die Post prüft deshalb laufend, bei welchen Transportwegen sie die Strasse oder die Schiene bevorzugt. Sie setzt auf die Bahn, wenn sie damit die Haushalte pünktlich bedienen kann, wenn es wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll und auch logistisch machbar ist. Denn der Online-Handel boomt und die Kundinnen und Kunden haben das Bedürfnis, ihre Waren nach dem Click immer schneller zu erhalten.
Ob Asphalt oder Eisenbahn, die Wahl des richtigen Transportmittels ist immer abhängig von der Anzahl Pakete und Briefen, vom Zeitpunkt, von der Trassenverfügbarkeit bei der Bahn, von der Erreichbarkeit der Zielstandorte und von den Kosten.
Foto: © Schweizerische Post