Im Jahr 2021 gingen insgesamt 30,48 Millionen Tonnen Fracht über die Kaikanten, so viel wie nie zuvor in der Geschichte der Rostocker Häfen. Der Löwenanteil wurde mit 28,68 Millionen Tonnen im Überseehafen Rostock umgeschlagen, wo ein Zuwachs von 14 Prozent bzw. 3,58 Millionen Tonnen im Vergleich zum Jahr 2020 und damit ebenfalls ein neuer Rekord verzeichnet werden konnte.
(Rostock) „Bemerkenswert am Ergebnis ist zum einen, dass alle vier Umschlagsgruppen zum Wachstum beitrugen, zum anderen, dass auch im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 beträchtlich zugelegt werden konnte: und zwar um respektable 11,7 Prozent. Im Gegensatz zu den globalen funktionieren die europaweiten Transportketten auch in Pandemiezeiten“, sagt ROSTOCK PORT-Geschäftsführer Dr. Gernot Tesch. Das stärkste Wachstum wurde beim Umschlag von rollender Ladung im Fähr- und RoRo-Verkehr erzielt. „Der kontinuierliche Ausbau des Fähr- und Bahn-Netzwerkes, zum Beispiel durch die Stärkung der bestehenden sowie durch die Etablierung einer neuen Fähr- und mehrerer neuer Bahndestinationen in den letzten Jahren, zahlt sich aus.“
Erfreuliche Wachstumsraten erbrachten außerdem der kombinierte Verkehr und der Containerverkehr, der zwischen China und Europa per Bahn und zwischen Kaliningrad und Rostock per Schiff erfolgt. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der in Rostock tätigen Reedereien, Behörden, Umschlag- und Serviceunternehmen haben unter schwierigen Rahmenbedingungen ein außergewöhnliches zweistelliges Wachstum erarbeitet. Diese Entwicklung verdeutlicht die hohe Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Überseehafen Rostock“, erklärt Jens A. Scharner, Geschäftsführer von ROSTOCK PORT.
Nach Auskunft des Rostocker Hafen- und Seemannsamtes wurden in den anderen Rostocker Häfen wie dem Fracht- und Fischereihafen sowie Chemiehafen im Jahr 2021 weitere 1,8 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Mit 1,7 Millionen Passagieren auf den Fährlinien von und nach Nordeuropa gab es ein Plus von 330.000 im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020. Das Investitionsvolumen in die Infrastruktur des Überseehafens betrug im Jahr 2021 rund neun Millionen Euro.
Umschlagergebnisse im Überseehafen
Insgesamt gab es im Überseehafen Rostock im vergangenen Jahr 7.551 Anläufe von Fähr- und RoRo-, Tank-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffen. Davon entfielen 5.733 Anläufe auf Fähr- und RoRo-Schiffe.
Der Schüttgutumschlag lag mit insgesamt 6,9 Millionen Tonnen zwei Prozent über dem bereits sehr hohen Niveau des Vorjahres. Mit einem Jahresergebnis von 3,4 Millionen Tonnen ist Getreide die dominierende Schüttgutart im Überseehafen.
Der Umschlag von Flüssiggütern lag mit 3,1 Millionen Tonnen sogar 27 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Es wurden zum Beispiel mehr Biodiesel, Gasöl, Rohbenzin (Naphtha) und Rohöl über die Kaikanten gepumpt.
Mit 680.000 Tonnen lag der Umschlag von wertschöpfungsintensiven Stückgütern zwölf Prozent über dem Vorjahr. Während die Verladung von Containern, Zink und Zellulose zunahm, ging die Umschlagmenge von Projektladung leicht zurück.
Bei der rollenden Ladung, den Fähr- und RoRo-Gütern, wurde mit einem Umschlagergebnis von 18 Millionen Tonnen (+ 2,7 Millionen Tonnen bzw. + 18 Prozent) eine neue Bestmarke erreicht. Der Anteil rollender Fracht am Gesamtumschlag des Überseehafens Rostock betrug damit im vergangenen Jahr 63 Prozent.
Die Zahl der, auf den Fähr- und RoRo-Verbindungen von und nach Nordeuropa beförderten, Lkw-Einheiten nahm zu: von 367.000 im Jahr 2020 auf 407.000 im vergangenen Jahr, ein Wachstum von elf Prozent. Die Anzahl umgeschlagener Trailer stieg ebenfalls an: von 126.000 um 27 Prozent auf 161.000 im zurückliegenden Jahr.
Auch der private Reiseverkehr erholte sich nach dem sehr starken Rückgang im Jahr 2020 teilweise. Die Anzahl der zwischen Nordeuropa und Rostock beförderten Pkw und Wohnmobile betrug 429.000: ein Plus von 31 Prozent.
Die Beförderung von Eisenbahnwaggons von und nach Trelleborg erhöhte sich um enorme 41 Prozent: von 19.200 auf 27.100 Einheiten. Der Überseehafen Rostock gewinnt als traditioneller Eisenbahnhafen an der deutschen Ostseeküste weiter an Bedeutung.
Im Jahr 2021 wurden 676.000 Tonnen Papier und Zellulose im Überseehafen umgeschlagen und damit 51.000 Tonnen mehr als im Vorjahr.
Kontinuierliches Wachstum im Kombinierten Verkehr
Der Umschlag intermodaler Ladeeinheiten im Kombinierten Ladungsverkehr (KV) im Terminal des Betreibers Rostock Trimodal GmbH stieg im Jahr 2021 signifikant auf über 121.000 Einheiten (+ 33 Prozent). Derzeit verkehren wöchentlich 42 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (15) und Bologna (3) in Italien, von und nach Bratislava (5) in der Slowakei, von und nach Dresden (10), Herne (5) und Halle (1) in Deutschland, von und nach Bettembourg (3) in Luxemburg.
„Wir freuen uns, dass wir auch im vergangenen Jahr eine äußerst positive Entwicklung im kombinierten Verkehr am Standort Rostock erzielen und die Schallmauer von 100.000 Einheiten erheblich überschreiten konnten. Das zeigt uns erneut, wie richtig und wichtig der Fokus auf den kombinierten Verkehr ist. Mit dem Jahreswechsel 2021/2022 werden einige Kunden ihre bestehenden Verbindungen ab Rostock erneut ausweiten. Dies zeigt das Vertrauen unserer Kunden in die Leistungsfähigkeit des Standortes“, so Dr. Gernot Tesch.
So wird der Zug nach Bratislava nunmehr fünfmal wöchentlich verkehren und verdeutlicht einmal mehr das Potential auf der Achse nach Südosteuropa. Weitere Kapazitätssteigerungen gibt es mit nun zehn Verbindungen pro Woche zwischen Dresden Alberthafen und dem Überseehafen Rostock. Neben Verona konnte mit Bologna zudem eine weiterer italienischer Bahnknotenpunkt angebunden werden.
Knotenpunkt für Seidenstraßenverkehre
Im April 2020 erreichten die ersten 49 Container mit Industrie- und Medizingütern aus Xi’an in der zentralchinesischen Provinz Shaanxi über den Schienen- und Seeweg der Neuen Seidenstraße den Überseehafen Rostock.
Der Bahntransport führt von China über Kasachstan, Russland, Weißrussland und Litauen bis in den russischen Hafen Kaliningrad. Dort übernimmt die Reederei Mann Lines die Ladung und transportiert diese in den Überseehafen Rostock zum General Cargo Terminal des Umschlagunternehmens Euroports Germany. Hier werden die Container umgeschlagen und größtenteils direkt auf Ganzzüge mit Ziel Duisburg und Hamburg verladen. Das Bahnprodukt wird zum Beispiel von der DB Cargo Eurasia organisiert. Aber auch andere Operateure nutzen Rostock als Alternative zu den ausschließlich landbasierten Transportrouten der Seidenstraße.
Der entscheidende Vorteil dieser Route liegt in der Nutzung bereits bestehender land- und seeseitiger Verkehrsverbindungen ab Rostock. Das engmaschige Intermodal-Netzwerk mit mehr als 40 wöchentlichen Zugverbindungen sowie den dicht getakteten Fähr- und RoRo-Verbindungen nach Dänemark, Schweden und Finnland mit bis zu 20 Abfahrten pro Tag, ist der Überseehafen Rostock ein idealer Verkehrsknoten zum Sammeln und Verteilen der Container nach Nord- und Kontinentaleuropa.
Die hohe Nachfrage nach Containertransporten spiegelt sich ebenfalls in transeurasischen Zugprodukten und damit auch in der Shortsea-Alternative Rostock–Kaliningrad wieder. Durch eine Frequenzerhöhung auf bestehenden und Etablierung neuer Bahnrouten konnten die diesjährigen Volumina gesteigert werden.
Um die Umschlagseffizienz zu verbessern und weiteres Wachstum zu ermöglichen, ist zusätzliche Bahnkapazität notwendig. Dazu wird derzeit ein weiteres Gleis am General Cargo Terminal ertüchtigt. Die zusätzliche Möglichkeit einer Zugbeladung und -entladung schafft nicht nur Kapazitäten für Container, sondern ebenfalls für andere schienenaffine Stück- und Projektgüter.
Projekte und Investitionen
Mit Fertigstellung der Straßenunterführung unter der Straße ‚Am Seehafen‘ im Juli 2021 und dem einhergehenden Flächenverbund im südlichen Hafenareal wurde ein weiterer Meilenstein für die Inbetriebnahme des neuen RoRo-Terminals am Hafeneingang erreicht. Ebenfalls fertiggestellt wurden mit Unterstützung der DB Netz zwei leistungsfähige Anschlussgleise für die Terminalfläche. Bis Ende des Jahres wurden die Arbeiten zur Herstellung der Verkehrsflächen im Wesentlichen abgeschlossen und damit eine weitere bahn-seitige und umweltfreundliche Anbindung für Ladungsgüter über den Hafen realisiert. Der Betreiber des neuen Logistikterminals investierte zudem in zwei doppelstöckige Verladerampen an den Gleisenden und plant in diesem Jahr die Errichtung einer Pkw-Brücke über die Ost-West-Straße zum Liegeplatz 50.
Im Terminal für den kombinierten Verkehr wurde im vergangenen Jahr durch Flächenumgestaltungen im Gleisbereich eine zusätzliche Möglichkeit für die Abfertigung von Zügen mit bis 740 Meter Länge geschaffen. Die Maßnahme wurde durch das Eisenbahn-Bundesamt auf Basis der Richtlinie zur Förderung von Umschlaganlagen des kombinierten Verkehrs kofinanziert. „Mit den Investitionen in den Ausbau und der Stärkung umweltfreundlicher Verkehrsträger wie Schiff und Bahn nehmen die Stakeholder gemeinsam mit dem Eisenbahnhafen Rostock ihre Verantwortung für eine nachhaltigere Entwicklung und bessere Verknüpfung der Verkehrsträger wahr“, stellt Jens A. Scharner heraus.
Der Neubau der Liegeplätze 31 und 32 wurde im November 2021 nach EU-weiter Ausschreibung beauftragt. Damit kann in diesem Jahr die komplette Erneuerung der ältesten Liegeplätze im Überseehafen Rostock auf der Ostseite von Pier II in Angriff genommen werden. Das Baufeld hat eine Länge von 400 Metern. Die Bauarbeiten starten Anfang 2022 und werden bis Ende 2023 abgeschlossen.
Ebenfalls Ende des Jahres 2021 wurde der komplette Neubau des mittleren Teils der Ost-West-Straße bis an den Hafeneingang in Auftrag gegeben. Die Länge der Baustrecke beläuft sich auf etwa 530 Meter über die gesamte Fahrbahnbreite und den Randbereich.
Nach Erteilung einer Plangenehmigung zum Bau einer neuen Teilanschlussstelle an der Bundesautobahn 19 im vergangenen Jahr hat nach planerischen Vorleistungen durch ROSTOCK PORT die bundeseigene Autobahn GmbH als Auftraggeber die Hauptleistungen zum Bau öffentlich ausgeschrieben. Die Baumaßnahmen sollen Anfang 2022 starten und bis zum Oktober abgeschlossen sein.
Diese Bauprojekte mit Baustart 2022 haben insgesamt ein Investitionsvolumen von rund 30 Millionen Euro.
Um die Zukunftsfähigkeit zu sichern, investiert der Hafen Rostock in die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und die Infrastruktur. Hervorzuheben ist die Berücksichtigung des IPCEI-Antrages des HyTechHafens Rostock im Rahmen der Vorevaluation beim Aufbau der deutschen und europäischen Wasserstoff-strategie. Ziel des Projektes in Rostock ist der Aufbau einer Wasserstoffproduktion von mehreren Partnern am Standort. Rostock plant die Nutzung grünen Stromes für eine 100-MW-Elektrolyseanlage zur Produktion von Wasserstoff oder Wasserstoffderivaten.
„Die erfolgreiche Transformation von fossilen Energieträgern wie Kohle zu nichtfossilen Energieträgern wie Wasserstoff betrifft viele Teile des Hafens. Ein konsequenter Einstieg in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern kann die fossilen Energieträger ablösen und zur Dekarbonisierung der Region führen. Mit der Initiierung des Projektes HyTechHafen möchten wir weiterhin Impulsgeber für eine klimaschonende und nachhaltige Hafenwirtschaft sein“, hebt Jens A. Scharner hervor.
Ausblick
Neben den bereits erwähnten Investitionsprojekten legt ROSTOCK PORT in diesem Jahr den Schwerpunkt auf die Energietransformation und beabsichtigt mit Partnern, das erste Wasserstoffprojekt im Überseehafen Rostock zu etablieren. Wir nehmen unsere Verantwortung ernst, unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und Maßnahmen zu entwickeln, die zur Klimaneutralität des Hafens und der Region beitragen, zum Beispiel über Bahninfrastrukturprojekte. ROSTOCK PORT ist zuversichtlich, dass der Passagierreiseverkehr auf Fähr- und Kreuzfahrtschiffen im weiteren Verlauf der Pandemie wieder ein höheres Niveau erreichen wird.
Statistik Überseehafen Rostock 2020/2021: