In Rostock gingen im ersten Halbjahr 2023 insgesamt 16,5 Millionen Tonnen Fracht über die Kaikanten. Davon wurden 15,8 Millionen Tonnen im Überseehafen umgeschlagen, womit die Rekordergebnisse der beiden Vorjahre noch einmal übertroffen wurden. Etwa 700.000 Tonnen wurden laut Hafen- und Seemannsamt in anderen Rostocker Hafenanlagen wie dem Fracht- und Fischereihafen sowie Chemiehafen Yara verladen. Die Gütermengen im gesamten Rostocker Hafenrevier erreichten damit ebenfalls einen neuen Halbjahresbestwert von 16,5 Millionen Tonnen. Die Zahl der beförderten Fährpassagiere von und nach Nordeuropa erreichte eine Million und stieg damit um 50.000 bzw. fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an.
(Rostock) „Nach den beiden vorangegangenen Rekordjahren ist die neuerliche Umschlagsteigerung mehr als eindrucksvoll. Dabei liegt die große Stärke des Hafenstandortes wieder einmal in seiner Universalität. Denn die Umschlagergebnisse der einzelnen Gutartengruppen im Universalhafen Rostock fallen durchaus unterschiedlich aus. Während insbesondere der Umschlag von Flüssiggütern stark zunahm, gab es nach den hohen Steigerungsraten der letzten beiden Jahre konjunkturbedingte Rückgänge bei den Schütt- sowie Fähr- und RoRo-Gütern“, sagt ROSTOCK PORT-Geschäftsführer Dr. Gernot Tesch und ergänzt: „Besonders erfreulich ist aber auch der überaus starke Anstieg im wertschöpfungsintensiven Stückgutbereich. ROSTOCK PORT-Geschäftsführer Jens A. Scharner fügt an: „Alle Rostocker Hafenunternehmen und -behörden, insbesondere die hier operierenden Reedereien, Umschlagunternehmen, Speditionen und Eisenbahngesellschaften haben in ihrem Zusammenspiel dafür gesorgt, dass der Überseehafen Rostock in seiner Universalität erneut seine enorme Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen konnte.“
Überseehafen Rostock
Mit einem Güterumschlag von 15,8 Millionen Tonnen im Überseehafen Rostock im ersten Halbjahr 2023 wurde der Vorjahreswert um 1,4 Millionen Tonnen bzw. zehn Prozent überboten. Auf dem Fähr- und RoRo-Terminal wurden von Januar bis Juni 8,4 Millionen Tonnen rollende Ladung über die Kaikanten bewegt und damit 700.000 Tonnen bzw. sieben Prozent weniger als in den beiden vorangegangenen Rekordhalbjahren 2021 und 2022. Der Anteil der Fähr- und RoRo-Güter am Gesamtumschlag im Universalhafen Rostock betrug 53 Prozent. Der Umschlag von Massen- und Stückgütern erreichte mit 7,4 Millionen Tonnen einen Anteil von 47 Prozent. Der Rostocker Überseehafen verzeichnete 3.660 Anläufe (2022: 3.709) von Fähr-, RoRo-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffen in den ersten sechs Monaten des Jahres, davon 2.813 Anläufe (2022: 2.921) von Fähr- und RoRo-Schiffen.
Rollende Ladung
Auf den drei Fähr- sowie drei RoRo-Verbindungen von und nach Dänemark, Schweden und Finnland wurden 192.000 Lkw (begleitete Einheiten) transportiert – zwölf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Umschlag von unbegleiteten Einheiten nahm ebenfalls ab: 75.000 Trailer bzw. sonstige Ladungsträger rollten über die Kaikanten (minus 15 Prozent). Im ersten Halbjahr 2023 wurden zudem 13.570 Eisenbahnwaggons über See transportiert. „Der starke Zuwachs im Bereich Bahnwaggon (plus 5.420) ist angesichts der veränderten geostrategischen Lage ein deutlicher Fingerzeig für die enorme Bedeutung von Transportalternativen und Zwei-Wege-Strategien für den Schienengüterverkehr zwischen Schweden und Zentraleuropa“, so Dr. Gernot Tesch.
Das neu eröffnete Autoterminal von Autolink hat sich überraschend schnell im Markt etabliert und ist bereits gut ausgelastet. „Das Konzept, dem Hafen trotz eines breit aufgestellten Geschäftsmodells, weitere Geschäftsfelder hinzuzufügen, hat sich als stabilisierend für den Fähr- und RoRo-Bereich erwiesen“, so Dr. Gernot Tesch.
Die Anzahl der transportierten Personenkraftwagen im Fährverkehr nach Dänemark und Schweden nahm in den ersten sechs Monaten 2023 um sieben Prozent auf 217.400 zu.
Leichter Rückgang im kombinierten Ladungsverkehr
Im ersten Halbjahr 2023 gab es einen leichten Rückgang im kombinierten Verkehr (KV). Der Terminalbetreiber Rostock Trimodal (RTM) schlug im ersten Halbjahr 60.120 Einheiten und damit 7,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum um. „Dieser Rückgang – nach einem etwa 50prozentigem Zuwachs in den letzten fünf Jahren – ist insbesondere mit der konjunkturellen Entwicklung sowie den aktuellen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten für die verladende Wirtschaft zu erklären. Die Bauwirtschaft schwächelt, die Grundstoffchemie ebenfalls und der Konsum leidet unter der hohen Inflation. Die zu Pandemiezeiten boomenden Onlinehandel- und Baumarktumsätze fielen in den vergangenen Monaten als Wachstumsträger aus. Erfreulich sind die Frequenzsteigerungen des Operateurs TX-Logistik auf der Relation nach Verona. Der zur italienischen Mercitalia-Gruppe gehörende Intermodal-Operateur baut seine im Jahr 2015 begonnenen KV-Aktivitäten am Standort Rostock weiter aus“, so Dr. Gernot Tesch.
Derzeit verkehren wöchentlich 43 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (18) in Italien, Bratislava (6) in der Slowakei, Oradea (2) in Rumänien, Dresden (6), Herne (7) und Halle (1) in Deutschland sowie Bettembourg (3) in Luxemburg. Die letztgenannte Verbindung, eine Zusammenarbeit des luxemburgischen Eisen-bahnunternehmens CFL Multimodal und der Fährreederei Stena Line, soll nach der Ausweitung bis zur Iberischen Halbinsel im Jahr 2022 noch in diesem Jahr um die Destination Finnland per Fährangebot der Reederei Wasaline zwischen Umeå und Vaasa erweitert werden. Damit wird für kranbare und nicht kranbare Ladeeinheiten zwischen Spanien und Finnland ein umweltfreundliches Transportangebot geschaffen, mit dem bis zu 4,5 Tonnen Kohlendioxid pro Ladeeinheit im Vergleich zu Transporten mit Lkw eingespart werden können.
Massen- und Stückgüter
Einen enormen Zuwachs gab es beim Umschlag von Flüssiggütern. Bis Ende Juni 2023 wurden 3,88 Millionen Tonnen über die Kaikanten gepumpt und damit 2,44 Millionen Tonnen mehr als im Vorhalbjahr. Die Rohölimporte für PCK Schwedt beliefen sich auf mehr als zwei Millionen Tonnen. Es wurde aber auch mehr Benzin, Biodiesel, Gas- und Heizöl umgeschlagen.
Der Umschlag von Schüttgütern lag mit 3,1 Millionen Tonnen etwa 500.000 Tonnen unter dem bereits sehr hohen Vorjahresniveau. Den größten Anteil am Schüttgutumschlag hatte erneut der Umschlag von Getreide mit 1,6 Millionen Tonnen (2022: 1,8 Millionen Tonnen). Größere Rückgänge gab es vor allem beim Umschlag von Baustoffen und Kohle.
Im wertschöpfungsintensiven Stückgutbereich wurden 386.000 Tonnen über die Kaikanten gehoben und damit 72.500 Tonnen bzw. beeindruckende 23 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es wurden vor allem mehr Rohre, Bleche, Kran- und Windkraftanlagen verladen.
Neubau der Liegeplätze 31 und 32
Der Ersatzneubau der zwei ältesten Liegeplätze im Überseehafen Rostock – 31 und 32 – wurde im April 2022 offiziell gestartet. Die ROSTOCK PORT GmbH ist Bauherrin des rund 22 Millionen teuren Hafeninfrastrukturprojektes, das bis zum Oktober 2023 abgeschlossen werden soll.
Die 62 und 58 Jahre alten Liegeplätze auf der Ostseite von Pier II im Hafenbecken B werden auf einer Gesamtlänge von 400 Metern, einer Breite von 18 Metern und für eine Wassertiefe von 12,50 Meter neu gebaut. Die Kaianlage wird für eine Flächenbelastbarkeit von fünf Tonnen pro Quadratmeter ausgelegt und auf der gesamten Länge mit neuen Kranbahnschienen ausgerüstet, die eine Last von 30 Tonnen pro Meter aufnehmen können.
„Die Liegeplätze 31 und 32 werden als Multifunktionsliegeplätze für den Umschlag sowohl von Projektladungen als auch Stück- und Schüttgütern gebaut. Nach Abschluss dieses Bauprojekts ist geplant, die ebenso in die Jahre gekommenen Liegeplätze 33 und 34 in derselben Qualität neu zu errichten“, so Jens A. Scharner.
Zweiter Anschluss an die Bundesautobahn A 19 eröffnet
Auf Basis geleisteter Planungen durch ROSTOCK PORT und langwieriger Vorbereitungen realisierte die Autobahn GmbH seit Anfang 2022 den Neubau der Teilanschlussstelle Bundesautobahn A 19 – Industriehafen. Die neue und von ROSTOCK PORT finanzierte Anbindung wurde im Oktober 2022 für den Verkehr freigegeben. Im Juli 2023 ist die Fertigstellung ergänzender Schilderbrücken zur Teilanschlussstelle geplant, womit dieses Bauprojekt seinen Abschluss findet.
„Über die neue Autobahnabfahrt sind sowohl die Getreideumschlag- als auch die großen Industrieunternehmen Liebherr und EEW im Osten des Hafens auf kürzeren Wegen erreichbar, womit gleichzeitig Rückstauungen der Verkehre zum und vom Fähr- und RoRo-Terminal im westlichen Hafenareal vermieden werden. Sehr wichtig: Der Hafen erhält einen redundanten Anschluss an das überregionale Straßennetz“, sagt Dr. Gernot Tesch. Zudem ermöglicht die neue Anschlussstelle einen verbesserten Transport von übergroßen Komponenten in den industriell geprägten östlichen Hafenbereich
Neubau Tiefenwasserliegeplatz 5 im Ölhafen
Im Juni 2022 beauftragte ROSTOCK PORT eine General- und Umweltplanung zur Errichtung eines Tiefenwasserliegeplatzes im östlichen Bereich des bestehenden Ölhafens. „Auf Basis qualifizierter und beschleunigter Planungen soll schnellstmöglich eine Genehmigung zum Bau erreicht werden, um Liegeplatz 5 für zukünftige Energieimporte zu ertüchtigen und über Rostock ausreichende Mengen an erneuerbarer Energie zur Verfügung zu stellen. Die Bundesregierung fördert in den nächsten Jahren den Ausbau im Rahmen des Zukunftspakets PCK Schwedt und der Stärkung des Energiehafens Rostock mit bis zu 50 Millionen Euro“, erläutert Jens A. Scharner.
Der Planungsprozess ist technisch bis zum Entwurf gereift und wird bis Ende 2023 um notwendige Umweltplanungen ergänzt. Aktuell wird ein Antrag auf Umweltverträglichkeitsprüfung vorbereitet. Ein amtliches Genehmigungsverfahren soll im kommenden Jahr eingeleitet werden, um mit der Baumaßnahme im Jahr 2025 beginnen zu können. Die geschätzte Bauzeit beläuft sich auf rund zwei Jahre.
Neubau zweier Bürozentren
Im Frühjahr 2023 startete ROSTOCK PORT mit den Ausschreibungen zum Neubau von zwei neuen Bürokomplexen an der Ost-West-Straße. Die Bauarbeiten konnten bereits aufgenommen werden und dauern bis Ende 2025.
„ROSTOCK PORT investiert mehrere Millionen Euro, um Hafenunternehmen und –behörden moderne Räumlichkeiten zu schaffen und Bürostandorte im Hafenareal zu konzentrieren“, sagt Dr. Gernot Tesch. Die in die Jahre gekommenen und verstreut im Hafen liegenden Bürogebäude sollen nach dem Umzug der Unternehmen in den Neubau abgerissen und die frei gewordenen Flächen für logistische Zwecke und als Erweiterungs- und Ansiedlungsflächen genutzt werden. „Die interne Hafenentwicklung unter Ausnutzung aller räumlichen Möglichkeiten bleibt unsere prioritäre Aufgabe, um bestehenden und ansiedlungswilligen Unternehmen Angebote für ein erfolgreiches Wirtschaften unterbreiten zu können. Zum Wohle von Hafen, Stadt, Region und Land“, so Dr. Gernot Tesch.
Flächenvorsorge für Hafenentwicklung
Die Nachfrage nach hafenaffinen Flächen in Kaikantennähe bleibt weiter hoch. Größere, zusammenhängende Flächen gehen im Überseehafen absehbar zur Neige. Die erfreulichen bisherigen Ansiedlungen und Ausbauvorhaben zahlreicher im Hafen etablierter Unternehmen konnte bis jetzt nur wegen der Verfügbarkeit von Flächen aus Flächenvorsorgebemühungen früherer Jahre realisiert werden. Daher ist eine Intensivierung der Bereitstellung von hafenaffinen Flächen geboten, gerade auch mit Blick auf die vielfältigen Chancen der Energiewende.
Die Flächenvorsorge zur langfristigen Hafenentwicklung wird fortgeführt. Stadt- und Regionalplanung gestalten den Prozess der Neuaufstellung der vorbereitenden kommunalen Bauleitplanung – „Flächennutzungsplanung“ bzw. Neuaufstellung „Zukunftsplan“ der Hanse- und Universitätsstadt Rostock – sowie der Regionalplanung. „ROSTOCK PORT erarbeitete mit vorgenannten Partnern, der IHK zu Rostock und der Wirtschaftsfördergesellschaft Rostock Business eine Kommunikationsstrategie, die in verschiedenen Gremien der Stadt sowie dem Hafenforum vorgestellt und deren Inhalte in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen“, so Jens A. Scharner. Weitere Informationen und Hintergründe:
https://rathaus.rostock.de/de/startseite/325396
Energiehafen Rostock: Wasserstoffproduktionsprojekt schreitet voran
Erneuerbare Energien und grüne Energieträger stehen im Fokus der Hafenentwicklung. „Das Wasserstoffproduktionsprojekt „HyTechHafen Rostock“ ist dabei ein wichtiger Baustein des Energiehafenkonzepts. Seit Erhalt des vorzeitigen Maßnahmenbeginns Ende 2022 wurden die Arbeiten intensiviert. Gemeinsam mit dem Generalplaner Dornier Power and Heat GmbH wird aktuell am technischen Anlagenkonzept gearbeitet sowie das Genehmigungsverfahren vorbereitet“, sagt Jens A. Scharner.
Fotos: © ROSTOCK PORT