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Logistikbranche hat Informationsrückstand bei Radlogistik

von Loginfo24 Redaktion
In der Breite der Logistikbranche besteht noch ein gering ausgeprägter Informationsstand zum Einsatz von Lastenrädern. Das zeigen aktuelle Daten einer Onlinebefragung im Rahmen des Logistik Barometer Bayern, die gemeinsam von der Logistik Initiative Bayern sowie dem Radlogistik Verband Deutschland e.V. durchgeführt und vom PedeListics-Team der TH Nürnberg kommentiert wurde. 

(Nürnberg/Berlin) Lastenräder und Lastenhänger gehören inzwischen zum Stadtbild in Deutschland. Aus der Paketzustellung sind sie an vielen Orten nicht mehr wegzudenken. München, Nürnberg und viele andere bayerische wie deutsche Städte zeigen Initiativen, das umweltfreundliche Transportmittel stärker zu etablieren, um Klimaschutz und Verkehrssicherheit zu verbessern. Der Einsatz der Fahrzeuge ist jedoch sehr stark auf die Bereiche der Kurier-, Express- und Paketlogistik sowie die Briefzustellung beschränkt. In vielen Logistiksegmenten ist das Lastenrad bisher nicht oder nur kaum etabliert. Grund für die Logistik Initiative Bayern und den Radlogistik Verband Deutschland, den Wissensstand sowie potentielle Anwendungsbereiche mit der Branchenbefragung zu untersuchen.

An der im November 2023 durchgeführten Befragung haben über 100 Teilnehmende aus Bayern und der Bundesrepublik teilgenommen. Die Befragten kommen dabei aus allen Logistiksektoren, von der Intralogistik bis zur klassischen Spedition. Die Ergebnisse sind damit gut geeignet, ein Breitenblick auf den Status der Radlogistik in der Logistik zu erhalten.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Einsatzbereich für Lastenräder von zwei Drittel der befragten in der Stadt gesehen wird. Ein Drittel sieht aber auch Potentiale im „Speckgürtel“. Knapp 90% der Teilnehmenden geben den Einsatzradius der Fahrzeuge bei bis zu 10km an. Damit wird in vielen Städten bereits die Nutzung ab Stadtrand für Fahrten in der Innenstadt oder auch die Lieferung aus der Innenstadt an den Stadtrand möglich. Ein Potential, das die Befragten besonders in den Logistiksektoren der Zustellung bei Privatkunden, privaten Besorgungsfahrten und im last-mile Segment sehen. Ein relativ hohes Anwendungspotential wird zudem von 24% der Teilnehmenden bei betriebsinternen Fahrten und Werkverkehren angegeben.

Ein relativ geringes Potential ergibt sich aus den Umfragedaten bei der Belieferung von Gewerbekunden, bei gewerblichen Beschaffungsfahrten, eigenen Auslieferungen zu gewerblichen Kunden und dem Ersatz von Dienstfahrten.

„Ich bin positiv überrascht. Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass Radlogistik als etablierte Variante der Zustellung in der Stadt und im Werksverkehr wahrgenommen wird. Die Anzahl an eingesetzten Rädern hängt aber noch deutlich dem Potential hinterher. Hier braucht es eine politische Prioritätensetzung für nachhaltige Transportmittel, stärkere Hochlaufförderung der Fahrzeuge und Ausbau einer sicheren Infrastruktur.“ interpretiert Dr. Tom Assmann | Vorsitzender Radlogistik Verband Deutschland | die Ergebnisse.

Nur 9 Prozent fühlen sich gut informiert

Eine Ursache kann aber auch der geringe Informationsstand zu Lastenrädern bei Logistikunternehmen sein. So waren nur 9% der Befragten der Meinung, dass sie gut oder sehr gut über Anschaffungskosten der Fahrzeuge informiert sind. Zu Kosten des Unterhalts waren dies sogar nur 5%. Bei Aspekten zu Einsatzmöglichkeiten, Anbietern, Technik, Service und Fördermöglichkeiten sind die Kenntnisstände noch niedriger ausgeprägt. „Die Logistik ist stark kostengetrieben. Fehlendes Wissen, gerade hinsichtlich der Kostenstruktur für den Lastenrad-Einsatz, ist somit eine wesentliche Barriere für die Radlogistik in Deutschland.“, meint dazu Dr. Johannes Kraus | Organisator der Studie beim CNA e.V. | Logistik Initiative Bayern.

Mehr Radlogistik kann dabei auch der bayerischen Wirtschaft förderlich sein. Im Bundesland sind inzwischen knapp zehn hochinnovative OEMs von Lastenrädern und Anhängern ansässig, die als Familienunternehmen oder StartUp zukunftsfähige Jobs schaffen. Von Augsburg bis Würzburg zeigen zudem mittelständische (Rad-)Logistiker in vielen Städten, wie Logistik, Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen zusammen funktionieren können. Schließlich forschen auch verschiedene Hochschulen im Freistaat an neuen Einsatzkonzepten für das Lastenrad, bspw. in Kombination mit ÖPNV oder Mikro-Hubs. Mit Prof. Dr. Ralf Bogdanski, Logistik-Professor an der TH Nürnberg Georg-Simon-Ohm, konnte einer von ihnen für die Einordnung der Studienergebnisse gewonnen werden.

Studienpartner intensivieren die Kooperation

Für die Studienpartner sind die Ergebnisse ein guter Anlass, die Kooperation weiter zu intensivieren. Am 21. November 2024 findet in Nürnberg der LogistikCongress | Bayern der Logistik Initiative Bayern | CNA e.V. statt. Gemeinsam mit dem Radlogistik Verband Deutschland e.V. wird hier mit Vorträgen und regionalen Ausstellern etwas getan, um das Informationsdefizit beim Thema „Radlogistik“ zu bekämpfen.

Die Ergebnisse der Befragung hier downloaden

Fotos: © Loginfo24

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