Die Kombiverkehr KG hat das Geschäftsjahr 2023 mit insgesamt 815.467 Lkw-Sendungen (eine Sendung entspricht der Kapazität eines Lastzuges) beziehungsweise 1,63 Millionen TEU abgeschlossen, die von der Straße auf die klimafreundliche Schiene verlagert wurden. Im Vergleich zum Vorjahr wurden damit insgesamt 15,9 Prozent weniger Container, Wechselbehälter und Sattelanhänger transportiert.
(Frankfurt/Main) Innerhalb der beiden Geschäftsbereiche Nationaler und Internationaler Verkehr betrug das Sendungsvolumen 186.856 Lkw-Sendungen (-10,1 Prozent) beziehungsweise 628.611 Lkw-Sendungen (-17,5 Prozent). Insgesamt wurden 19 Millionen Bruttotonnen Güter klimafreundlich auf der Schiene befördert. Damit haben die Kunden des Frankfurter Unternehmens 1,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid durch ihr intermodales Engagement allein im letzten Jahr eingespart.
Schwächelnde EU-Wirtschaft, Streiks, Kostendruck und Qualitätseinbußen
Nach einer noch leicht positiven Geschäftsentwicklung im Jahr 2022 beeinträchtigten im abgelaufenen Geschäftsjahr insbesondere der Nachfragerückgang nach nationalen und internationalen Transportleistungen, Qualitätseinbußen aufgrund von Baumaßnahmen auf dem Schienennetz, Streiks in Frankreich und Deutschland, aber auch witterungsbedingte Einflüsse im Alpenverkehr sowie die temporäre Schließung des Gotthard-Basistunnels die Geschäftsergebnisse des Unternehmens. „Diese negativen Rahmenbedingungen haben sich sogar in Teilen potenziert und gepaart mit einem hohen Kostendruck aufgrund von Umleitungsverkehren und enormen Energiekosten bei den Eisenbahnen zu einer zugespitzten Gesamtlage geführt. Leider hält diese nach dem Jahreswechsel weiterhin an.“, sagt Armin Riedl, Geschäftsführer der Kombiverkehr KG. Bereits zu Beginn des Jahres 2023 musste der Frankfurter Operateur seine Transportpreise anpassen und einen zusätzlichen Energiezuschlag erheben, was zu einer weiteren Verschärfung der Wettbewerbsfähigkeit führte und die Preisschere zwischen Schiene und Straße weiter auseinander gehen ließ.
Mangelnde Planungssicherheit
Mangelnde Planungssicherheit für die Unternehmen der Branche und der KV-Nutzer sieht Kombiverkehr auch im Hinblick auf die Trassenpreisförderung. Die derzeitige Situation im Bundeshaushalt mit monetären Kürzungen auch im Schienengüterverkehr lässt die Trassennutzung für Operateure und Spediteure nun wieder teurer werden. „Eine eigentlich zielführende Förderung, um den Marktanteil der Schiene im Hinblick auf CO2-Einsparungen zukünftig deutlich zu erhöhen, ist damit nahezu obsolet und wird es uns als Operateur nicht erleichtern, einen kurz- und mittelfristigen Turnaround in der Geschäftsentwicklung zu erzielen. Zumal auch in diesem Jahr weitreichende Sanierungsmaßnahmen auf wichtigen Streckenabschnitten in Deutschland anstehen, die das Preis-Leistungs-Verhältnis im Kombinierten Verkehr obendrein stark beeinflussen werden.“, ergänzt Geschäftsführerkollege Heiko Krebs.
Entscheidungen auf EU-Ebene von großer Bedeutung
Auf dem Weg zur CO2-Neutralität schickt sich die Kommission mittels des „Greening Freight Package“ als Teil des „Green Deals“ an, den Transportsektor in der EU komplett neu zu ordnen. Hierzu sollen nicht nur die Richtlinien für Maße und Gewichte und die KV-Richtlinie neu aufgelegt werden. Auch die vollständige Internalisierung aller externer Kosten im Verkehrssektor soll erreicht werden. „Grundsätzlich unterstützen wir die neuen Richtlinien sehr, um endlich Klarheit in einigen bedeutenden Fragenstellungen für die Branche zu erhalten, die längst überfällig sind. Zudem sehen wir die Chance für gleiche Wettbewerbsbedingungen, bei dem jeder Verkehrsträger im Rahmen eines funktionierenden Marktes seine spezifischen Vorteile ausspielen kann. Wir sehen aber gleichzeitig auch die große Gefahr, dass die Pläne auf halber Strecke stecken bleiben könnten und damit das Ungleichgewicht zwischen Schiene und Straße zementiert würde. Und genau das droht nun – auch weil die Kommission die neuen Regelungen erst auf den letzten Metern der Legislaturperiode in den Prozess eingebracht hat.“, äußert Riedl seine Bedenken über den weiteren Fortschritt in den laufenden Verhandlungen. Die Revision der KV-Richtlinie muss zudem zwingend im Zusammenhang mit der Anpassung der Richtlinien für Maße und Gewichte sowie „Count Emissions“ betrachtet werden. „Gerade bei letzterer machen wir uns stark dafür, dass bei der Berechnung von Emissionen und Effizienz alle externen Kosten in die Bewertung einfließen und nicht nur Kohlendioxid. Zudem warnen wir vor einer endlosen Bürokratie bei der Bewertung, welcher Transport ökologisch effizient und damit förderfähig ist. Wir sprechen uns in dieser Frage für einen pragmatischen, einfachen und praxisnahen Ansatz aus, der die Nutzer des Kombinierten Verkehrs nicht mit zusätzlichen Kosten belastet.“, so Riedl.
Automatisierte Abwicklung in Terminals begonnen
Zusammen mit der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Straße (DUSS) und dem Kombi-Terminal Ludwigshafen forciert der Frankfurter Operateur die digitale Abfertigung von Ladeeinheiten in den Terminals. Langfristiges Ziel ist es, die Fahrerabwicklung komplett automatisiert und damit kontaktlos zu gestalten, so dass Anlieferungen und Abholungen ohne Zwischenstopps für Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer erfolgen und damit zeitlich effizienter durchgeführt werden. Mittels der Fahrer-App der Terminals ist dies bereits heute an den Standorten in Ludwigshafen, Nürnberg, Duisburg, Hamburg, Kornwestheim, München und Ulm möglich. „Am Terminal Leipzig haben wir Mitte Januar zusätzlich einen zweimonatigen Pilotbetrieb zur vereinfachten Abfertigung für anliefernde und abholende Lkw zusammen mit der DUSS gestartet. Momentan laufen bereits über 80 Prozent der Ladeeinheiten erfolgreich im Testverfahren. Zukünftig wollen wir die Abwicklung über die Fahrer-App auch für Ladeeinheiten mit Gefahrgütern anbieten. Leider besteht bei diesen Transporten heute noch keine digitale Durchgängigkeit bei der Identifizierung am Truck-Gate, was eine manuelle Bearbeitung am Schalter nach sich zieht.“, zeigt Heiko Krebs nicht nur den Fortschritt in diesem Digitalisierungs-Projekt auf, sondern gleichzeitig auch weitere wichtige Ausbaustufen. Parallel wird auch die Entwicklung eines vergleichbaren digitalen Informationsprozesses über die Datendrehscheibe KV 4.0 geplant, so dass Spediteure über ihre eigenen Systeme an der kontaktlosen Abfertigung zukünftig teilnehmen können.
Zu Beginn des Jahres hat die Kombiverkehr KG auf zwei Verkehrskorridoren ihre Angebotspalette erweitert. Im Südosteuropaverkehr erhalten die Kunden aus Spedition und Logistik seit Anfang Januar eine höhere Flexibilität in der Disposition ihrer intermodalen Verkehre mit der Türkei und Griechenland. Das Unternehmen erhöhte die Abfahrtsfrequenz auf der Verbindung München – Triest v.v. von drei auf fünf wöchentliche Rundläufe. Ab dem Hafen Triest sind per Fähre in der Türkei die Hafenterminals Pendik, Mersin und Cesme sowie Patras in Griechenland über durchgehende Buchungen im One-Stop-Shop-Verfahren erreichbar. Weitere Anschlussverkehre bestehen ab München-Riem sowohl innerhalb Deutschlands als auch von und nach diversen Terminals in den Niederlanden, Belgien, Großbritannien, Polen, Norwegen und Schweden.
Ausbau der Schwedenverkehre
Im Nordeuropaverkehr ergänzte das Unternehmen den Fahrplan um ein besonderes Zwei-Wege-Angebot von und nach Schweden. Seit Januar hat das Terminal Lübeck Dänischburg CTL eine für jeden Spediteur buchbare Direktzugverbindung über die Feste Querung nach Hallsberg und Stockholm erhalten. Angefahren wird das Terminal Stockholm Norra (Rosersberg), das rund 30 Kilometer nördlich von Stockholm liegt. Gleiches gilt für eine weitere neue durchgehende innerschwedische Verbindung für Trailer und Container ab Malmö Hafen via Norrköping bis nach Stockholm und retour. Die Kombination aus Fähre ab Lübeck-Skandinavienkai und Bahn ab Malmö kann durchgehend oder einzeln gebucht werden.
Foto: © Kombiverkehr