Im Rahmen eines breit angelegten Modernisierungs- und Erweiterungsprojekts hat Kardex Mlog die Lagerkapazitäten der Familien-Molkerei Ehrmann am Stammsitz in Oberschönegg erweitert, die Anlagenverfügbarkeit erhöht und den Materialfluss optimiert. Die Modernisierung startete im Dezember 2018 und bei den Arbeiten musste die laufende Produktion berücksichtigt werden.
(Neuenstadt/Oberschönegg) Die Familien-Molkerei Ehrmann ist für die Allgäuer Milchbauern ein treuer Abnehmer. Die Lieferbeziehungen zu den zahlreichen Milchbetrieben bestehen im Durchschnitt seit 27 Jahren. Ähnlich loyal verhält sich Ehrmann gegenüber seinen Technologie-Partnern. Dennoch werden neue Investitionen an diverse Hersteller ausgeschrieben und geben neuen Lieferanten eine Chance. So war es auch 2018, als das Modernisieren und Erweitern der Logistikanlagen am Stammsitz Oberschönegg auf dem Plan stand. Obwohl die Bestandsanlage von anderen Anbietern stammte, ging der Gesamtauftrag an Kardex Mlog. „Das intelligente Umbaukonzept und die Technik von Kardex Mlog hatten uns überzeugt“, erinnert sich Dr. Manfred Grüneberg, Koordinator technische Projekte und Prozessoptimierung bei der Ehrmann SE. Zudem war der neue Lieferant durch erfolgreiche andere Projekte bei anderen Kunden bekannt.
Ersatzteile nicht mehr verfügbar
Der Auftrag umfasste nicht nur ein viergassiges Hochregallager (HRL) mit rund 6.000 Paletten-Stellplätzen, sondern auch ein umfangreiches Retrofit der Bestandsanlagen im laufenden Betrieb. Neun Regalbediengeräte sollten komplett modernisiert werden. Gleiches galt für die Automatisierungssysteme der vorhandenen Fördertechnik.
Die Modernisierung der Bestandsanlagen war notwendig geworden, weil deren Steuerungstechnik veraltet und diverse Ersatzteile nicht mehr verfügbar waren. Das neue Hochregallager sollte die Hilfs- und Betriebsstoffe aufnehmen, die bislang an anderen Orten bevorratet wurden. Abgerundet wurde das breit angelegte Projekt durch den Einbau neuer Sicherheitstechnik.
Arbeiten nur am Wochenende
Nach einer zweimonatigen Planungs- und Vorbereitungsphase startete Kardex Mlog im Dezember 2018 zunächst mit der Modernisierung, die aufgrund der betrieblichen Abläufe und der voll ausgelasteten Fertigung ausschließlich an den Wochenenden durchgeführt werden durfte. Erschwerend kam hinzu, dass selbst an Samstagen und Sonntagen das Arbeiten nur in genau definierten Teilbereichen der Bestandsanlage möglich war. „Die Produktion hat bei Ehrmann absoluten Vorrang“, berichtet Uwe Gilke, der das Projekt gemeinsam mit Matthias Rogowski verantwortet hat. „Wir mussten anfangs erst das Vertrauen der Mitarbeiter gewinnen, dass nach unseren Wochenend-Schichten wieder alles reibungslos funktioniert.“
Die Retrofit-Maßnahmen betrafen vor allem die Steuerungstechnik der verschiedenen Förderanlagen und des bestehenden Hochregallagers. Nach der Umstellung werden jetzt alle automatisierten Bereiche einheitlich durch speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) vom Typ Simatic S7-1500 dirigiert. „Jetzt arbeiten alle Lagerbereiche mit einem durchgängigen, einheitlichen Konzept, was auch die Bedienung wesentlich vereinfacht“, stellt Rogowski fest.
Stromverbrauch optimiert
Neben der Ergonomie konnten aber auch die Anlagenverfügbarkeit und die Effizienz gesteigert werden: Bereits abgekündigte Baugruppen wurden durch moderne Komponenten ersetzt um langfristig eine hohe Ersatzteilverfügbarkeit mit kurzen Lieferzeiten zu sichern. Außerdem wurden neun Regalbediengeräte aus dem Altbestand mit einer Energierückspeisung ausgestattet.
Völlig neu errichtet wurde eine automatische Förderanlage, um das ebenfalls neue HRL (Lager 4) mit dem direkt angrenzenden HRL (Lager 3) und dem manuell betriebenen Lager 2 zu verbinden. Auf drei Lagerebenen kommen hier rund 70 Fördermittel zum Einsatz, darunter Verteilwagen, Vertikalförderer, Scherenhubtische, Drei-Strang-Kettenförderer, Rollenförderer und Eckumsetzer. Auch die Feuerschutzabschlüsse und Schnelllauftore wurden von Kardex Mlog geliefert.
Reduzierter Staplerverkehr
Das nahtlose Integrieren der neuen Förderstrecken in die komplexen Strukturen mit Notfallstrategien und Bypassfunktionen gehörte zu den Herausforderungen des anspruchsvollen Projekts. Schließlich musste der gesamte Materialfluss angepasst und Schnittstellen zum Lagerverwaltungssystem von Ehrmann geschaffen werden. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. „Durch die neue automatische Förderanlage konnte nicht zuletzt auch ein großer Teil des Staplerverkehrs zwischen Lager 2 und 3 eingespart werden“, erklärt Kardex Mlog Projektleiter Matthias Rogowski.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Modernisierung begann Kardex Mlog im März 2019 mit dem Bau des 4-gassigen Hochregallagers. Das 70m lange, 32m breite und 20m hohe Gebäude bietet Platz für 6.000 Europaletten beziehungsweise 3.980 Industriepaletten, die doppelttief gelagert werden können. Bewegt werden sie durch vier RBGs vom Typ M Single A-1200, die jeweils 24 Doppelspiele pro Stunde ermöglichen. Die 17m hohen Geräte wurden über eine Dachöffnung in das Gebäude eingebracht. Die Befehle zum Ein- und Auslagern empfangen die Maschinen von einem kundenseitigen Lagerverwaltungsrechner.
Erweiterte Nutzung
Noch während der Bauphase entschied Ehrmann, dass mit den neuen Lagerkapazitäten nicht nur Hilfs- und Betriebsstoffe, sondern auch Fertigprodukte bevorratet werden sollten. „Diese erweiterte Nutzung als Kühllager stellte für die Technik kein Problem dar“, betont Rogowski, der sich während der gesamten Bauzeit eng mit Auftraggebern und Projektpartnern abgestimmt hatte. „Wir haben die Projektanforderungen mehrmals geändert, was von Kardex Mlog immer kurzfristig und problemlos umgesetzt wurde“, bestätigt Dr. Grüneberg.
Foto: © Kardex Mlog