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Herausforderungen und Trends 2022 in der Supply Chain

von Redaktion Loginfo24
Das Jahr 2021 war erneut eine Herausforderung für die gesamte Logistikbranche. Da es genau dort anknüpfte, wo das vorherige Jahr aufhörte, starteten wir mit erheblichen Störungen und Herausforderungen für Verlader, Spediteure und Logistikdienstleister in das Jahr 2022. Jesper Bennike über die Herausforderungen und Trends der Supply Chain.

Von Jesper Bennike

(Wien) Zusätzlich zu den anhaltenden Komplikationen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie, wie Reisebeschränkungen und Transportverzögerungen, stellte auch der weitreichende Mangel an Arbeitskräften und -materialien Supply Chains weltweit auf die Probe. Schätzungen zufolge ist die Zahl der Lkw-Fahrer allein im Vereinigten Königreich im zweiten Quartal letzten Jahres um fast 70.000 gesunken. Der Logistikbranche standen damit rund 90.000 Fahrer weniger zur Verfügung, als für einen reibungslosen Ablauf der Geschäfte optimal wäre. In Polen zeichnet sich derzeit eine noch drastischere Lage ab: Dort rechnet man damit, dass der polnischen Wirtschaft im Jahr 2022 bis zu 200.000 Lkw-Fahrer fehlen werden.

Darüber hinaus haben die Großkonzerne Volkswagen und Apple erst kürzlich angekündigt, dass sie aufgrund des weltweiten Mangels an Halbleitern Gewinne in Höhe von 500 Millionen Euro (VW) und 6 Milliarden US-Dollar (Apple) einbüßen mussten. Das verdeutlicht die enormen finanziellen Auswirkungen, die Störungen in der Logistikbranche mit sich bringen können.

Die Umgestaltung globaler Lieferketten gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. Eine besondere Rolle spielt dabei die Nutzung digitaler Tools und Plattformen, um die Branche widerstandsfähiger, flexibler und effizienter zu machen.

Denn tatsächlich hatten Unternehmen in der Logistikbranche in den vergangenen zwei Jahren nur wenig Kontrolle über die Abläufe innerhalb ihrer Supply Chains. Für sie bietet das Jahr 2022 die Chance, Kontrolle zurückzugewinnen und wieder vorne mit dabei zu sein – und das, obwohl die aktuellen Beeinträchtigungen voraussichtlich auch im kommenden Jahr weiter bestehen werden. Die folgenden drei Trends können einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Branche in den nächsten zwölf Monaten nehmen.

Auf KI und Machine Learning setzen

Unternehmen, die bereits in den letzten zwölf Monaten Real-time Visibility (RTV) eingeführt haben, werden nun den nächsten Schritt in Richtung digitale Transformation gehen. Indem sie KI und Machine Learning in ihre Abläufe integrieren, können Unternehmen den größten Nutzen aus ihren RTV-Daten ziehen. Darüber hinaus können sie diese Technologien einsetzen, um Entscheidungsprozesse zu optimieren und zu automatisieren.

Außerdem profitieren Unternehmen bei der Nutzung von KI-basierten Plattformen von Handlungsempfehlungen in Echtzeit. Die Plattformen können Situationen vorhersagen und autonome Entscheidungen auf der Grundlage festgelegter Parameter treffen. Aber damit noch nicht genug: Die Anwendungen ermöglichen außerdem die dynamische Neuplanung von Lieferzeitfenstern, die Zuweisung bestimmter Aufträge an den dafür am besten geeigneten Spediteur und die nahtlose Anbindung von Zahlungsprozessen.

Das Ergebnis ist eine vorausschauende Logistik, in der Prozesse innerhalb der Lieferkette so verändert werden, dass ein Mehrwert für das gesamte Ökosystem aus Lieferanten, Einzelhändlern, Verladern und Spediteuren entsteht. Dadurch werden sowohl die Flexibilität als auch die Resilienz der Abläufe innerhalb der Supply Chain erhöht. Das Ergebnis: Die Unternehmen können schnell auf jegliche Art von Störung reagieren.

Bereits jetzt hat Predictive Transportation große positive Auswirkungen auf die Arbeitsweise und den Erfolg der Unternehmen, die mutig genug waren, sich der digitalen Transformation zu stellen. Im Jahr 2022 wird die Nutzung von KI-basierten Plattformen weiterhin zunehmen und in den Fokus der gesamten Branche rücken.

Technologien einsetzen, um Mitarbeiter zu unterstützen

Angesichts des anhaltenden Arbeitskräftemangels werden Unternehmen in der Logistikbranche keine andere Wahl haben, als ihre Mitarbeiter mithilfe von Technologie zu entlasten. Denn die Anwendung von Technologien kann Mitarbeiter dabei unterstützen, ihre Arbeit produktiver und effizienter zu erledigen und repetitive Arbeitsschritte zu verringern. Dies wird entscheidend dazu beitragen, die Kundenwünsche zu erfüllen und die vorhandenen Mitarbeiter zu halten.

Im Mittelpunkt dieser Bemühungen steht die Prozessautomatisierung. Richtig umgesetzt kann sie zu erheblichen Effizienzsteigerungen führen. So kann eine optimierte Transportüberwachung unter Einbezug von RTV-Daten zum Beispiel die Anzahl der erforderlichen Kontrollanrufe um bis zu 80 Prozent reduzieren. Denn dadurch, dass Status und Standort einer Sendung in Echtzeit abgerufen werden können, muss keine weitere Nachfrage beim Fahrer erfolgen. Es lohnt sich also, traditionell arbeitsintensive, repetitive Tätigkeiten wie diese zu automatisieren. Auf diese Weise können Unternehmen ihre Ressourcen effektiver verwalten und ihren Mitarbeitern ermöglichen, sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren.

Und das ist nur die Spitze des Eisbergs: Unternehmen können auch noch einen Schritt weiter gehen, indem sie RTV-Daten in umfassendere Planungsprozesse integrieren. Denn so können Mitarbeiter Entscheidungen besser und schneller treffen und dabei so effizient wie möglich arbeiten. Unabhängig davon, für welchen Ansatz sich Unternehmen entscheiden, steht jetzt schon fest: Das Mitarbeiter-Empowerment wird dieses Jahr eine ganz neue Bedeutung erhalten.

Nachhaltigkeit wird im Mittelpunkt stehen

Wie auch im vergangenen Jahr wird der Aufbau umweltfreundlicher Lieferketten zunehmend an Wichtigkeit gewinnen. Denn der Druck auf Unternehmen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und nachhaltige Prozesse zu fördern, steigt.

Heute sind Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit für Verbraucher so wichtig wie nie zuvor. So verwundert es nicht, dass die Erfüllung der Kundennachfrage nach umweltfreundlichen Produkten mittlerweile den zweitgrößten Einfluss auf die Nachhaltigkeitsbemühungen in der Planung und Umsetzung von Lieferketten hat.

Die Unternehmen müssen nun also verstärkt auf die Umweltauswirkungen ihrer Supply Chains achten und Maßnahmen zur Verringerung ihres CO2-Fußabdrucks ergreifen. Auch dabei können RTV-Daten sie unterstützen. Denn mithilfe von RTV-Daten können zum einen Leerkilometer verringert und zum anderen Kapazität und Nachfrage besser aufeinander abgestimmt werden. Die Integration von Instrumenten zur präzisen Messung von Emissionen über die gesamte Lieferkette und alle Transportmodalitäten hinweg kann darüber hinaus künftige Emissionen steuern und verringern.

Logistikunternehmen können es sich also nicht länger leisten, das Thema Nachhaltigkeit nachrangig zu behandeln. In diesem Jahr werden nachhaltige Initiativen in den Kern der Lieferketten integriert werden, um weltweit sichtbare Fortschritte auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Transportwesen zu erzielen.

Jesper Bennike ist Executive Director bei Sixfold, Europas führender Serviceanbieter für Real Time Visibilty in der Supply Chain. Er arbeitete mehr als ein Jahrzehnt in der globalen Halbleiterindustrie für weltweit führende Unternehmen wie Texas Instruments, Lumileds und Seoul Semiconductors. 2015 war Jesper Mitbegründer von GateHouse Logistics und baute das Unternehmen zu einem der führenden Visibility-Anbieter für Komplettladungen in Europa aus. Jesper hat eine Leidenschaft für das Transporttechnologiegeschäft und arbeitet an Technologien, die nicht nur das EBIT der Kunden verbessern, sondern auch eine bessere Arbeitsumgebung schaffen und sich tatsächlich auf Kohlenstoffemissionen auswirken. Jespers Team bei Sixfold konzentriert sich auf den Aufbau und den Betrieb des weltweit größten Echtzeit-Datenverbindungsgewebes, das allen Beteiligten in der Lieferkette eine einzige Datenplattform bietet. www.sixfold.com

Foto: © Loginfo24/Adobe Stock

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