Im Hafen Rostock gingen im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 15,2 Millionen Tonnen Fracht über die Kaikanten. Davon wurden 14,4 Millionen Tonnen im Überseehafen umgeschlagen. Etwa 800.000 Tonnen wurden laut Hafen- und Seemannsamt in anderen Rostocker Hafenanlagen wie dem Chemiehafen Yara sowie Fracht- und Fischereihafen verladen. Die Gütermengen im gesamten Rostocker Hafenrevier verzeichneten damit ein Umschlagplus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr.
(Rostock) „Die Umschlagzahlen bedeuten sowohl für den Rostocker Überseehafen als auch für Rostock gesamt neue Rekordwerte. Noch nie wurden in den Monaten Januar bis Juni mehr Güter über die Kaikanten gehievt. Das ist angesichts der bekannten Umstände eine herausragende Leistung. Alle Rostocker Hafenunternehmen und -behörden, insbesondere die hier operierenden Reedereien, Umschlagunternehmen, Speditionen und Eisenbahngesellschaften haben in ihrem Zusammenspiel dafür gesorgt, dass der Güterumschlag an der Warnow im ersten Halbjahr 2021 diese hohen Zuwachsraten erreichen konnte“, sagt ROSTOCK PORT-Geschäftsführer Dr. Gernot Tesch.
„Die Bilanz des ersten Halbjahres ist trotz sehr schwieriger Rahmenbedingungen sehr gut und bestätigt damit die wirtschaftliche Dynamik der Rostocker Hafenwirtschaft. Ein hoher Warenumschlag und coronabedingte Einbußen beim Passagierverkehr kennzeichneten die ersten Monate“, so Jens A. Scharner, Geschäftsführer von ROSTOCK PORT.
Zweistellige Zuwächse im Überseehafen Rostock
Der Güterumschlag im Überseehafen Rostock stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 um 1,7 Millionen Tonnen auf 14,4 Millionen Tonnen an, was einem Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.
Die rollende Fracht des Fähr- und RoRo-Verkehrs verzeichnete nach den coronabedingten Einschränkungen in vielen Lieferketten in den ersten sechs Monaten des Vorjahres einen bemerkenswerten Zuwachs von 20 Prozent in diesem Jahr. Von Januar bis Juni 2021 wurden 9,1 Millionen Tonnen rollende Ladung über die Kaikanten des Fähr- und RoRo-Terminals bewegt. Der Anteil der Fähr- und RoRo-Güter am Gesamtumschlag im Universalhafen Rostock betrug im ersten Halbjahr 63 Prozent. Der Umschlag von Massen- und Stückgütern erreichte mit 5,3 Millionen Tonnen einen Anteil von 37 Prozent.
Der Rostocker Überseehafen verzeichnete 3.616 Anläufe (2020: 3.682) von Fähr-, RoRo-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffen in den ersten sechs Monaten des Jahres, davon 2.801 Anläufe (2020: 2.804) von Fähr- und RoRo-Schiffen.
Rollende Ladung
Auf den drei Fähr- sowie drei RoRo-Verbindungen von und nach Dänemark, Schweden und Finnland wurden 203.000 Lkw (begleitete Einheiten) transportiert – zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umschlag von unbegleiteten Einheiten nahm sogar noch stärker zu: 83.200 Trailer bzw. sonstige Ladungsträger rollten über die Kaikanten (plus 30 Prozent). Im ersten Halbjahr 2021 wurden zudem 14.800 Eisenbahnwaggons über See transportiert. Das Vorjahresniveau wurde mit einem Zuwachs von 53 Prozent weit übertroffen. Mit knapp 100.000 transportierten Pkw wurde annähernd das aber bereits pandemiebeeinträchtigte Vorjahresergebnis erreicht.
Der Umschlag von Papier, Zellulose und sonstigen Forstprodukten ergab ein Ergebnis von 338.000 Tonnen. Das waren 51.000 Tonnen mehr als im Vergleichszeitraum 2020.
Positive Entwicklung beim Kombinierten Ladungs- und Containerverkehr
Der Umschlag intermodaler Ladeeinheiten im Kombinierten Ladungsverkehr (KV) stieg im ersten Halbjahr 2021eindrucksvoll auf 63.752 Einheiten (plus 41 Prozent). „Das kontinuierliche Wachstum der vergangenen Jahre setzte sich durch mehrere neu eröffnete Verbindungen zum Jahresbeginn fort, erfuhr aber durch eine zweitweise Streckensperrung in Dänemark einen zusätzlichen Schub. Die operative Bewältigung des stark erhöhten KV-Aufkommens bewies einmal mehr die Leistungsfähigkeit aller beteiligten Unternehmen“, sagt Dr. Gernot Tesch.
Derzeit verkehren wöchentlich 39 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (18) in Italien, Brünn (3) in der Tschechischen Republik, Bratislava (2) in der Slowakei, Dresden (5, vormals Lovosice), Herne (6), und Halle (1) in Deutschland, Bettembourg (3) in Luxemburg sowie Curtici (1) in Rumänien.
Zum Jahreswechsel 2020/21 hatten gleich zwei neue Intermodal-Verbindungen ab Rostock nach Bettembourg und Bratislava den Betrieb aufgenommen. Dies verdeutlicht besonders die Leistungsfähigkeit des Systems Bahn sowie des Kombinierten Verkehrs auch in Krisenzeiten, insbesondere bei grenzüberschreitenden Verkehren. Der Bettembourg-Zug verkehrt als sogenannter Mischverkehr, das heißt neben intermodalen Einheiten besteht er auch aus Einheiten des konventionellen Wagenladungsverkehrs, die auf der Fähre von und nach Trelleborg trajektiert werden. Mit der Anbindung von Bettembourg sind zudem Ziele in Südfrankreich und Spanien einerseits sowie über die Nordseehäfen in Großbritannien andererseits erreichbar. Die neue Verbindung nach Bratislava verdeutlicht nachdrücklich das KV-Potential auf der für Rostock immer wichtiger werdenden Achse nach Südosteuropa.
„Gerade während der Sperrung der Bahnstrecke durch Dänemark stellte der Überseehafen Rostock seine besondere Leistungsfähigkeit unter Beweis, was bei einigen Kunden zu einer dauerhaften Verlagerung auf den weniger störanfälligen und zuverlässigen Seeweg über Rostock führte. Neben der Möglichkeit, das Rostocker KV-Terminal zu nutzen, konnten Kunden ab Rostock ihre Züge auch über den Bahntrajektverkehr der Reederei Stena Line nach Schweden leiten. Damit wird die Notwendigkeit einer Mehrwegestrategie auch für den Bahnverkehr mehr als deutlich. ROSTOCK PORT und die am Standort agierenden Unternehmen werden weiterhin alle infra- und suprastrukturellen Voraussetzungen für dieses wichtige Wachstumssegment am Standort schaffen und weitere Ausbauschritte einleiten“, erläutert Dr. Gernot Tesch. So wurde Ende des ersten Halbjahres 2021 ein erstes Gleis für den Umschlag von 740 Meter langen Ganzzügen hergerichtet und die Verlängerung weiterer Gleise planerisch vorbereitet.
Neben den beeindruckenden Wachstumsraten im KV-Bereich hat sich der Hafen Rostock seit dem Start im April 2020 als Hub für Seidenstraßenverkehre etabliert. Der neue Transportweg, auf dem die Container über die Seidenstraße zwischen China und Europa per Bahn und zwischen Kaliningrad und Rostock per Schiff befördert werden, ist auf Wunsch von Verladern und Operateuren entstanden, um den rasant wachsenden Verkehren eine Alternative zu bieten. Von Rostock erfolgt die Weiterverteilung der Container über das dichte Fähr- und Ro/Ro-Netz nach Nordeuropa sowie über Ganzzüge bzw. das bestehende KV-Netzwerk auf kontinentaleuropäischer Seite.
Neue Fährverbindung ab Ende August
Das schwedische Unternehmen „Rederi AB Gotland“ startet Ende August unter dem Namen „Hansa Destinations“ eine neue Fährlinie für Güter- und Passagierverkehr zwischen der schwedischen Hauptstadt Stockholm (Nynäshamn) und Rostock.
„ROSTOCK PORT sieht in dieser neuen Verbindung, die die Angebotsvielfalt der Routen erweitern wird, eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft und geht von beachtlichen Zusatzmengen zugunsten des Standortes aus. Rostock entwickelt sich immer mehr zur zentralen Logistikdrehscheibe im Nordeuropaverkehr. Vom Hafen Rostock können alle relevanten Märkte in Nordeuropa erreicht werden. Dies ist einzigartig für einen Ostseehafen“, erläutert Dr. Gernot Tesch, Geschäftsführer des Hafenbetreibers ROSTOCK PORT.
„Rostock als größter deutscher Fährpassagierhafen mit mehreren Linienverbindungen nach Nordeuropa erweitert damit auch sein Angebot für Schiffsreisende mit einer attraktiven Verbindung der alten Hansestädte Stockholm und Visby“, ergänzt ROSTOCK PORT-Geschäftsführer Jens A. Scharner.
Im Überseehafen Rostock wird der neue Fährdienst im Hafenbecken A am südöstlichsten Liegeplatz des Fährterminals eingeordnet. Der Neubau von Liegeplatz 51 wurde erst im vergangenen Jahr fertiggestellt und der sich anschließende Querkai von Liegeplatz 50 mit neuen RoRo-Rampen ausgerüstet.
Massen- und Stückgüter
Ein Plus von 370.000 Tonnen und damit 30 Prozent gab es beim Umschlag von Flüssiggütern. Bis Ende Juni 2021 wurden 1,63 Millionen Tonnen über die Kaikanten gepumpt. Es wurde insbesondere mehr Naphtha, Rohöl und Bunkerware umgeschlagen.
Der Umschlag von Schüttgütern lag mit 3,37 Millionen Tonnen etwa 200.000 Tonnen unter dem allerdings sehr hohen Vorjahresniveau. Den größten Anteil am Schüttgutumschlag hatte erneut der Umschlag von Getreide mit 1,9 Millionen Tonnen (2020: 2,2 Millionen Tonnen).
Im wertschöpfungsintensiven Stückgutbereich wurden 310.000 Tonnen über die Kaikanten gehoben und damit 17.000 Tonnen bzw. sechs Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es wurden vor allem mehr Krananlagen und Rohre verladen.
Investitionen und Zukunftsfelder
Mit Fertigstellung der Straßenunterführung unter der Straße ‚Am Seehafen‘ im Juli und dem einhergehenden Flächenverbund im südlichen Hafenareal wurde ein weiterer Meilenstein für die Inbetriebnahme des neuen Logistikterminals erreicht. Ebenfalls fertiggestellt wurden mit Unterstützung der Deutschen Bahn zwei neue leistungsfähige Anschlussgleise für die Terminalfläche. Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten zur Herstellung der Verkehrsflächen im Wesentlichen abgeschlossen und damit eine weitere bahnseitige und umweltfreundliche Anbindung für Ladungsgüter über den Hafen fertiggestellt sein.
Im Terminal für den kombinierten Verkehr wurde durch Flächenumgestaltungen im Gleisbereich eine zusätzliche Möglichkeit für die Abfertigung von Zügen bis 740 Meter geschaffen. Die Maßnahme wird durch das Eisenbahn-Bundesamt auf Basis der Richtlinie zur Förderung von Umschlaganlagen des kombinierten Verkehrs kofinanziert. „Mit den Investitionen in den Ausbau und der Stärkung umweltfreundlicher Verkehrsträger wie Schiff und Bahn nehmen die Unternehmen gemeinsam mit dem Eisenbahnhafen Rostock ihre Verantwortung für eine nachhaltigere Entwicklung und bessere Verknüpfung der Verkehrsträger wahr“, stellt Jens A. Scharner heraus.
Um die Zukunftsfähigkeit zu sichern, investiert der Hafen Rostock in die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und die Infrastruktur. Hervorzuheben ist die Berücksichtigung des IPCEI-Antrages des HyTechHafens Rostock im Rahmen der Vorevaluation beim Aufbau der deutschen und europäischen Wasserstoffstrategie. Ziel des Projektes in Rostock ist der Aufbau einer Wasserstoffproduktion von mehreren Partnern am Standort. Rostock plant die Nutzung grünen Stromes für eine 100MW Elektrolyseanlage zur Produktion von Wasserstoff oder Wasserstoffderivaten.
„Die erfolgreiche Transformation von fossilen Energieträgern wie Kohle zu nichtfossilen Energieträgern wie Wasserstoff betrifft viele Teile des Hafens. Ein konsequenter Einstieg in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern kann die fossilen Energieträger ablösen und zur Dekarbonisierung der Region führen. Hier wollen wir weiterhin Impulsgeber für eine klimaschonende und nachhaltige Hafenwirtschaft sein“, hebt Jens A. Scharner hervor.
Foto: © Rostock Port / Bildlegende: (v.l.n.r.) Håkan Johansson, CEO, Rederi AB Gotland; Hanns-Heinrich Conzen, Geschäftsführer, TT-Line GmbH & Co. KG; Dr. Gernot Tesch, Geschäftsführer, ROSTOCK PORT GmbH; Katrin Verner, Freight Commercial Manager, Stena Line GmbH & Co. KG; Heiko Kähler, Geschäftsführer, Scandlines Deutschland GmbH; Benoit Surin, Passenger Services Manager – Head of Sales, Marketing & PR, Finnlines Deutschland GmbH; Jens-Aurel Scharner, Geschäftsführer, ROSTOCK PORT GmbH; Falk Zachau, Hafenkapitän, Hafen- und Seemannsamt