Die EVG zieht die Reißleine: Sigrid Nikutta muss als Vorstandsvorsitzende der DB Cargo abberufen werden. Nach knapp sechs Jahren an der Spitze des Unternehmens ist klar: Ihr Kurs führt DB Cargo in den Abgrund. Was einst mit großen Versprechen begann, ist in Ernüchterung und Stillstand geendet. Von der Hoffnung auf Aufbruch ist nichts geblieben. Statt Wachstum gab es Rückschritt, statt Verbesserungen Chaos, statt Zukunftsstrategie eine Politik des Schrumpfens und Zerstückelns.
Von: Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)
(Berlin/Mainz) „Nikuttas Bilanz ist verheerend – über 3,1 Milliarden Euro Minus seit ihrem Amtsantritt sprechen für sich“, schreibt EVG-Vize und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Cosima Ingenschay in einem Brief an Bahn-Chefin Evelyn Palla und DB-Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Gatzer. „Was sie ‚Transformation‘ nennt, ist in Wahrheit ein kopfloses Abwickeln.“ Während die Belegschaft Tag für Tag alles gibt, um Züge am Laufen zu halten, verkauft die Unternehmensführung Tafelsilber, schickt betriebsnotwendiges Personal mit Abfindungen nach Hause und vergibt Leistungen ohne Not an Dritte. Die Folgen sind dramatisch: sinkende Qualität, mangelhafte Pünktlichkeit, wachsende Unsicherheit. Dabei braucht Cargo dringend eine Strategie für die Geschäftsentwicklung, nicht für die Geschäftsabwicklung.
DB Cargo ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Ohne Cargo läuft kein Hochofen, kein Stahlwerk, keine Autofabrik. Doch statt das System Schiene zu stärken, verliert sich die Vorstandsvorsitzende in Selbstdarstellung und Social-Media-Auftritten. „Ihre Energie fließt in Schlagzeilen – nicht in Lösungen“, kritisiert Ingenschay.
Die EVG zieht jetzt die Konsequenzen: Nikutta hat das Vertrauen verloren. Für uns ist klar – nur ein personeller und strategischer Neuanfang kann DB Cargo retten.
„Wir übernehmen Verantwortung – für die Beschäftigten, für das Unternehmen und für die Zukunft des Schienengüterverkehrs in Deutschland. Eine Zukunft für DB Cargo kann es nur geben, wenn Frau Nikutta dort keine Zukunft mehr hat.“
Kommentar von Andreas Müller
Die Deutsche Bahn und insbesondere deren Gütertochter DB Cargo sind dauerhaft in den Negativschlagzeilen. Es ist generell schwer, das Amt des CEO von DB Cargo zu bekleiden. Die Rahmenbedingungen geben keinen Spielraum. Am Ende des Tages kann man sich nur mit einer Verlustminderung profilieren. Eine ausgeglichene Rechnung oder gar ein Gewinn auszuweisen sind reine Wunschträume.
Die Besetzung der Spitzenpositionen von solchen bundeseigenen Gesellschaften, erfolgt in der Regel primär nach dem politischen Parteibuch, dann nach Verdiensten innerhalb der entsprechenden Partei und klar, dann auch noch nach Qualifikation.
Der „Feind“ sitzt bei bundeseigenen Gesellschaften leider in der Regel auch nicht bei der Konkurrenz, sondern er sitzt im eigenen Haus. In diesem Beispiel in Form der Gewerkschaften aber auch in Form von Schwestergesellschaften wie InfraGO. Die angebrachte Kritik an Frau Nikutta mag ja durchaus berechtigt sein, aber in vielen Fällen sind genau diese Gewerkschaften der Bremsschuh für eine mögliche Entwicklung. Zwar ist speziell die EVG bisher wenig durch Streiks aufgefallen, dafür umsomehr die GDL (Zwei Bahngewerkschaften, die erst noch nicht gleich ticken…). Was so ein paar Streiktage dem eigenen Arbeitgeber, insbesondere auch der DB Cargo und damit der Wirtschaft kosten, das ist denen egal. Hauptsache noch mehr Lohn, bei noch weniger Arbeitszeit.
Eine Besserung oder gar eine Lösung ist unter solchen Umständen nicht in Sicht. Es fehlen schlicht die Instrumente dazu. Ob da dieser Rundumschlag der EVG hilfreich ist und ob eine Ablösung von Nikutta wirklich Abhilfe schafft…? Das darf bezweifelt werden. Zumal sich solche Jobs nicht Manche antun, schon gar keine Grössen aus der freien Wirtschaft.