Auf der LogiMAT 2024 zeigen Aussteller nahezu aller Branchensegmente ihre aktuellen Produktentwicklungen und Lösungen für ergonomisch optimierte Intralogistikprozesse, gesundes Arbeiten und Prävention. Das Spektrum reicht von neuen, modularen Arbeitsplatzkonzepten und -systemen über Weltpremieren bei den Hebegeräten sowie Software-gesteuerte, sprachbasierte Kommissionierprozesse mit Datenbrille bis hin zu neuen Ausstattungen und Assistenzsystemen für den Arbeitsplatz Stapler. Im Rahmenprogramm der Messe zeigt ein Expert Forum Lösungswege und Instrumente zur ergonomischen Ausrichtung von Arbeitsplätzen und -prozessen.
(München/Stuttgart) Fach- und Arbeitskräftemangel sowie der demografische Wandel sind auch in der Intralogistik deutlich spürbar. Rund 100.000 Stellen können im Logistikumfeld Deutschlands nicht besetzt werden. Damit gewinnt das Thema Ergonomie für Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Qualitative Aufwertung von Arbeitsplätzen und manuellen Tätigkeiten, Digitalisierung und Konzeption intelligenter Workstations, Kollaboration von Mensch und Robots sowie Geräte zur körperlichen Entlastung der Mitarbeitenden sind nur einige Instrumente, mit denen Prozesse und Arbeitsumfeld in der Intralogistik attraktiver gestaltet und die Effizienz gesteigert werden können. So hat eine Ende vergangenen Jahres veröffentlichte Studie zur Einführung tragbarer Exoskelette ergeben, dass sich damit die Muskelbelastung für die Mitarbeitenden bei schwersten Aufgaben um bis zu 30 Prozent reduzieren lässt. Die Genauigkeit der Arbeit sowie die Ausführungsgeschwindigkeit erhöhen sich um 27 beziehungsweise zehn Prozent. Zudem steigt die Arbeitssicherheit während die krankheitsbedingte Ausfallrate sinkt. „Ergonomie ist ein wesentlicher Aspekt der Intralogistik. Ergonomisch ausgestattete Workstations machen die Intralogistik zukunftsfähig und schaffen Vorteile im Wettbewerb um Arbeitskräfte“, urteilt Messeleiter Michael Ruchty vom Münchener Messeveranstalter EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH. „In ihrer Funktion als Trendbarometer der Intralogistik bildet die LogiMAT die zentrale Plattform zur Präsentation der entsprechenden Neuentwicklungen. Daher zählt das Thema zu den drei Schwerpunkten der diesjährigen Veranstaltung, die im Messemotto ‚SHAPING CHANGE TOGETHER – Sustainability – AI – Ergonomics‘ zusammengefasst sind.“
Lösungswege bei der ergonomischen Ausrichtung
Welche Lösungswege bei der ergonomischen Ausrichtung von Arbeitsplätzen und -prozessen beschritten werden können, zeigt Dr. Dipl.-Psych. Veronika Kretschmer, Senior Scientist Assistenzsysteme und Mensch-Technik-Interaktion, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, im Rahmenprogramm der LogiMAT 2024 am zweiten Messetag in einem Expert Forum im Atrium Eingang Ost auf. Die Inhalte des Forums sind auf die Social Networked Industry in der Arbeitswelt der Zukunft ausgerichtet, in der Menschen und neue Technologien sicher, vertrauenswürdig und partnerschaftlich zusammenarbeiten. Die dafür aufgezeigten Stellschrauben reichen von Exoskeletten über den Einsatz von Pick-by-Systemen zur kognitiven Unterstützung beim Kommissionieren bis hin zu KI-basierten Analysen von Bewegungsdaten zur Optimierung von Intralogistikprozessen.
Workstation für Kollaboration Mensch/Maschine
Darüber hinaus zeigen Aussteller aller Branchensegmente vom 19. bis 21. März auf der LogiMAT in Stuttgart mit ihren Exponaten zugleich eine Auswahl ihrer jüngsten Entwicklungen zur physischen Entlastung sowie der optimalen Arbeitsplatzgestaltung und -ausstattung unter ergonomischen Gesichtspunkten. Bei den Systemintegratoren, Maschinen- und Anlagenbauern in den Hallen 1, 3, 5 und 7 zielt das beispielsweise auf Neuentwicklungen zur ergonomisch optimalen Gestaltung von Kommissionierplätzen und Sorterendstellen – etwa rund um AutoStore-Lagersysteme. Bereits im Bereich Eingang Ost wird mit einer Fließfertigungs-Innovation in einer Live-Vorführung eine Arbeitsplatzgestaltung für manuelles Packen und Picken vorgestellt. Die Neuentwicklung umfasst unter anderem maßgefertigte Packtische sowie eine zentrale Robotik, die Material anreicht und Leergut beseitigt.
Verschiedene neue Arbeitsplatzsysteme für den modernen Montage-, Logistik- und Lager-Betrieb stellen Aussteller in den Hallen 4 und 5 vor. Kennzeichen sind optimale Ergonomie, Flexibilität, Funktionalität und ein individueller, modularer Aufbau. Damit lassen sich Einzelkomponenten wie Ablagen, Halterungen, Pack- und Arbeitstische flexibel und komfortabel an unterschiedliche Körpergrößen und Prozesse anpassen und jederzeit Nachrüstungen, Erweiterungen und digitale Integrationen aufnehmen. Ergebnis sind ergonomisch effiziente Gesamtsysteme für zukunftsfähige Logistikarbeitsplätze. Neue automatisierte Verpackungslösungen bieten ressourcenschonendes, individuelles Verpacken an und reduzieren den Anteil an manueller Arbeit.
Weltweit erster vollständig mobiler Manipulator
In Halle 7 stehen unter anderem Weltpremieren, innovative Seilzug- und Arbeitsplatz-Kranysteme und neue modulare Hebegeräte für ergonomische, leichte und anstrengungsfreie Handhabung zum Testen bereit. Ihr modulares Baukastenprinzip zur Konfiguration ermöglicht individuelle Geräte-Konfigurationen der mobilen oder stationären Hebetechnik-Lösungen für Mitarbeitende im industriellen Arbeitsumfeld. Weitere Neuentwicklungen bei den Hilfesystemen für vereinfachte manuelle Lastenhandhabung werden in Halle 7 zudem etwa aus dem Bereich der Sauggreifer für Kartonagen, Säcke vorgestellt. Gezeigt wird überdies der weltweit erste vollständig mobile Manipulator zur Handhabung von Kartons, Paketen, Behältern und Kisten.
Bei den Flurförderzeuge- und Anbaugeräteherstellern in den Hallen 9 und 10 zielt Ergonomie vornehmlich auf einen komfortablen Arbeitsplatz Stapler und einfach handhabbare, multifunktionale Anbaugeräte. Es kommen Neuheiten bei der Geräteausstattung und den Assistenzsystemen zum Tragen. Als Europapremiere wird auf der LogiMAT in einer Live-Demonstration beispielsweise ein Kombipaket mit orts- und ereignisbezogenen Funktionen für Stapler eingeführt. Es soll Gefahren für Personen, Fahrzeuge und Lasten automatisch erkennen und vermeiden und mehr Sicherheit und Fahrkomfort bieten. Außerdem werden neue Konzepte für eine verbesserte Mensch-Maschine-Interaktion und Machine Learning beim Einsatz autonomer Geräte vorgestellt. Darüber hinaus kann in Halle 9 ein neuer Eurobin-Schlepper in Augenschein genommen werden. Die ergonomische Hebe- und Transportlösung ermöglicht es Mitarbeitenden, bis zu 300 Kilogramm schwere Eurobins elektrisch in einer optimalen, aufrechten Arbeitsposition zu bewegen. Das reduziert die physische Belastung deutlich.
Vision-Picking-Lösung zur Digitalisierung
In Halle 8 spiegeln mehrere Softwareentwickler mit neuen Funktionalitäten und Applikationen ihrer Systeme, welchen Beitrag IT-Lösungen bei der ergonomischen Planung und Gestaltung von Anlagenlayout und Prozessabfolgen leisten können. Die Einbindung modernster Technik in ergonomisch optimierte Prozessabfolgen wird in Halle 8 zudem mit einer Vision-Picking-Lösung zur Digitalisierung in der Lagerlogistik via Datenbrille vorgestellt.
Die angrenzende Halle 6 bietet mit Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und Robotics wie etwa neuen Cobots, stationären Industrie-, mobilen Pick- und Autonomen Mobilen (Transport-)Robotern (AMR) die aktuellen Geräteentwicklungen für kollaborativen Workflow an der Schnittstelle Mensch/Maschine. Dabei stehen insbesondere Sensor-basierte Sicherheit und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung etwa an Übergabestellen und der Streckenperipherie im Fokus. Sensorik und auf Komfort ausgerichtete Ident-Lösungen prägen überdies das Produkt- und Leistungsangebot von Neuentwicklungen der AutoID-Branche, die in diesem Jahr in Halle 2 konzentriert ist. Rund um Kennzeichnung und Erfassung entlasten Smart Labels, deren Daten mit stationären und mobilen Readern auszulesen und zu verändern sind, sowie Cloud-Apps mit automatisierten Schnittstellen und Funktionen zum direkten Drucken die Mitarbeitenden durch verringerten Wegeaufwand.
Lösungsoptionen für ergonomische Arbeitsstationen
„Ergonomie in der Intralogistik sorgt für Gesunderhaltung und Prävention, beugt körperlichen Überbelastungen der Mitarbeitenden vor und sichert damit die Kontinuität und Effizienz der Prozessabläufe“, resümiert Messeleiter Michael Ruchty. „Mit ihren Exponaten auf der LogiMAT 2024 zeigen die Aussteller zahlreiche moderne Lösungsoptionen für ergonomisch optimierte Arbeitsstationen. Durch Einbindung moderner Technologien verbessert die Nutzung dieses Angebotes die Arbeitsbedingungen in der Intralogistik. Das kann das Image der logistikaffinen Berufsbilder positiv beeinflussen.“
Foto: © LogiMAT