Home LänderDeutschland Die Logistikweisen mit drei Szenarien für das Logistikjahr 2026

Die Logistikweisen mit drei Szenarien für das Logistikjahr 2026

von Loginfo24 Redaktion
Der deutsche Logistiksektor steht vor einem Jahr großer Herausforderungen und gleichzeitig bedeutender Chancen. Beim Herbstgipfel der Initiative zur Prognose der Entwicklung des Logistikstandorts Deutschland kamen am 26. September 2025 in Koblenz führende Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Logistikdienstleistung, Industrie, Handel sowie Logistik-Technologie und Services zusammen, um die Entwicklung des Wirtschaftsbereichs Logistik in Deutschland für 2026 zu analysieren und eine konkrete Prognose zu erarbeiten.

(Koblenz) Angesichts der volatilen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Lage entwickelte der Expertenkreis erstmals drei unterschiedliche Szenarien für das Jahr 2026. Das Trendszenario als wahrscheinlichste Entwicklung prognostiziert ein reales Wachstum von 0,5 Prozent und ein nominales Wachstum von 2,6 Prozent. Im optimistischen Best-Case-Szenario könnte der Wirtschaftsbereich Logistik real um 1,1 Prozent wachsen (nominal 3,2 Prozent), während das pessimistische Worst-Case-Szenario einen realen Rückgang von 0,4 Prozent vorsieht (nominal plus 2,1 Prozent). Die aktuelle Stimmungslage im Herbst 2025 zeigt eine leicht negative Einschätzung der Geschäftslage bei stabilen Investitionsabsichten. Die Expertinnen und Experten betonen, dass die grundsätzliche Stimmung abwartend bleibt und der breite Prognosekorridor die erheblichen Unsicherheiten widerspiegelt.

Sieben Thesen zur wirtschaftlichen Lage

Der Expertenkreis fasst die Situation des Wirtschaftsbereichs Logistik in sieben zentralen Thesen zusammen: Erstens bleibt die welt- und handelspolitische Lage mit Sicherheit unsicher. Zweitens wird erwartet, dass Cyber-Angri]e zunehmen und einen relevanten Anteil der IT-Budgets binden werden. Drittens liegt die Ho]nung für den Aufschwung in der deutschen Politik und ihren wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Viertens sind die Erwartungen an E]izienzsteigerungen durch Automatisierung, Digitalisierung und insbesondere KI-Einsatz trotz oder gerade wegen der aktuellen wirtschaftlichen Lage hoch. Fünftens fehlen auch bei entspannter Personalsituation weiterhin insbesondere IT-, Planungs- und Fahrpersonal. Sechstens nimmt die Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen zumindest bei Projekten mit kurz- und mittelfristigen Laufzeiten sowie bei Ausschreibungen ab. Siebtens wird die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen in bestimmten Marktbereichen aufgrund der Marktsituation gezwungenermaßen zunehmen.

Umfassende Szenario-Analyse

Die drei Szenarien berücksichtigen unterschiedliche Entwicklungen in fünf Dimensionen:

  • Im Best-Case-Szenario zeigen wirtschaftspolitische Maßnahmen zählbare und psychologische Wirkung, die Weltwirtschaft erholt sich, die weltpolitische Lage stabilisiert sich, die Wirtschaft ist leistungsbereit und Produktivitätssteigerungen durch Automatisierung und KI werden merklich.
  • Das Trendszenario geht davon aus, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen noch ohne ausreichende Wirkung bleiben, Investitionszurückhaltung aufgrund unsicherer Weltund Handelspolitik anhält, Bau- und Rüstungsindustrie zu geringe Anteile für einen Wachstumsschub haben, Privathaushalte aufgrund von Verunsicherung zurückhaltend bleiben und IT-Budgets in Cybersicherheitsprojekte gebunden werden.
  • Im Worst-Case-Szenario haben politische Maßnahmen keine zählbaren oder psychologischen E]ekte, die weltpolitische Lage mit den kriegerischen Auseinandersetzungen bleibt angespannt, Absatzschwächen bei produzierenden Unternehmen steigen, die Bevölkerung ist verunsichert und IT-Budgets werden für Wehrhaftigkeit reserviert.
Maßnahmenpaket „Logistics Innovations Made in Germany“

Als Antwort auf die identifizierten Herausforderungen präsentiert der Expertenkreis ein umfassendes Maßnahmenpaket mit drei Handlungsfeldern. Im Bereich Finanzierung wird ein Innovationsprogramm Logistik mit streng praxisorientiertem Förderansatz vorgeschlagen, bei dem ausschließlich Impulse aus der Praxis kommen und Forschungseinrichtungen sowie Startups als Partner agieren. Statt klassischer Förderung sollen Markt- und Kapitalinstrumente eingesetzt und das Sondervermögen über privates Kapital gehebelt werden. Bei der Vernetzung empfiehlt der Expertenkreis Vereinfachung durch Open Source und Shared Governance, Nutzung von Cross-Industry-Innovationspotenzialen, gemeinsame
Ressourcennutzung und Coopetition 2.0. Im Bereich Umsetzung in den Unternehmen wird auf Modernisierung der Unternehmenskultur mit mehr Knowhow auf Entscheidungsebene, Weckung von Innovationshunger mit Bottom-up- und Top-down-Ideen sowie Fehlertoleranz und die Positionierung als integrationsbereiter Wirtschaftsbereich gesetzt.

Foto: © Sarah Reuther

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